Liebe bringt die höchsten Zinsen
das alles nie geschafft. Und erst recht nicht ohne die Hilfe von Signora Bertone", unterstrich Stefanie.
„Und ohne Daniel auch nicht", fügte Kathi hinzu.
„Ihm habe ich zu verdanken, dass ich mich wie ein Verbrecher vor der Polizei verstecken musste."
„Mal ehrlich: Ohne ihn wärst du jetzt pleite."
„Das stimmt schon, aber..."
„...und außerdem liebt er dich."
„Ich kann drauf verzichten, wenn einer derart lügt."
„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun."
„Ich will ihn nicht mehr sehen."
„Aha..."
„Was heißt: ‚aha'?"
„Nur so..."
Kathi lächelte: Sie konnte fühlen, dass Stefanie das Gegenteil gemeint hatte...
Die Diskussion der aktuellen Geschehnisse konnte nur anfangs übertünchen, was die Schwestern in ihrem Innersten wirklich bewegte und jetzt wieder in den Vordergrund trat: Die vielen Fragen nach der Vergangenheit und dem ‚Warum?'.
Je näher sie Talstadt kamen, desto stärker musste Stefanie an ihren verstorbenen Vater denken. Sie hoffte inständig, jetzt endlich Klarheit über ihre Abstammung zu erhalten.
Zurück in Talstadt überlegten die beiden Schwestern, welche Farbe ihr Haar künftig haben sollte. Für Kathi stand fest: „Seit ich 15 bin, trage ich blondes Haar, damit fühle ich mich wohler." Und auch Stefanie sehnte sich nach ihrer Ursprungsfarbe. Sie vereinbarten einen Friseurtermin in München. Stefanie war anschließend wieder dunkel, Kathi wie früher blond.
„Jetzt sind wir wieder zurück bei uns selbst", stellte Kathi fest. „Und jede in ihrer eigenen Identität."
Ihre Schicksalsfrage würde sich am kommenden Montag aufklären, erwarteten beide. Dann würde die „Adoptionsakte Waldenberg" wieder vorliegen. Stefanie hatte bereits einen festen Gesprächstermin beim Leiter der Adoptionsstelle.
Die Zeit des Wartens kam ihr unendlich vor. Sie hasste Untätigkeit, insbesondere bei der Frage, um die sich ihr Leben drehte.
Eine der Ansichtskarten, die ihre leibliche Mutter Sabine Schumann erhalten und ihrer Tochter Kathi in der Erinnerungstruhe hinterlassen hatte, stammte aus einem Ort namens Filserberg in Österreich. Stefanie hatte die dortigen Behörden angeschrieben, um Einblick in das Geburtsregister zu erhalten: Wer wurde vor 34 Jahren zur Welt gebracht?
Erregt riss Stefanie einen Brief aus Österreich auf, der soeben vom Postboten in den Briefkasten der Waldenbergs gesteckt worden war: „In der Anlage senden wir Ihnen eine Kopie des Auszugs aus dem Geburtenregister für den 14. August
1978. Wir bitten Sie, die Gebühr in Höhe von 4,90 Euro auf das unten angegebene Konto der Gemeinde Filserberg zu überweisen." Der Auszug nannte die „Geburt eines Mädchens am 14. 8.
1978. Hebamme war eine „Frau Baumgärtner". Das Kind wurde mit dem Namen Katharina Schumann in die standesamtlichen Urkunden eingetragen.
Erregt rief Stefanie ihre Schwester zu sich: „Sieh dir das an: derselbe Name wie damals auf dem Briefumschlag an Mama mit dem Foto der beiden Babys, nämlich ‚Baumgärtner'. Da lagen wir mit unserer Vermutung richtig, dass die Ältere der beiden Frauen eine Hebamme war."
Sie rief die Telefonauskunft an: Ein Telefoneintrag ‚Baumgärtner' in Filserberg war nicht verzeichnet. Kathi musste nicht lange überlegen: „Dann beschaffen wir uns eben die Adressen von allen Baumgärtners in Filserberg und Umgebung."
Die Meldebehörde in Filserberg antwortete schnell: 18 Mal war der gesuchte Name registriert. Systematisch schrieben die Zwillinge alle Genannten an: „Ich bin auf der Suche nach der Hebamme Baumgärtner, die im Jahr 1978 in Filserberg tätig war. Ich möchte mich bei ihr nachträglich bedanken und sie zu mir einladen. Für eine kurzfristige Kontaktaufnahme wäre ich Ihnen sehr verbunden."
17 Mal kam eine Absage mit dem Inhalt: „Wir sind mit dieser Person nicht verwandt oder bekannt und kennen auch ihren jetzigen Aufenthaltsort nicht." Eine Antwort stand noch aus. Kathi überlegte: „Vielleicht ist sie die Gesuchte und unsere Anfrage hat sie noch gar nicht erreicht? Vielleicht ist sie in Urlaub?"
„Oder sie will nicht antworten."
„Weshalb sollte sie sich weigern?"
„Vielleicht, weil sie Unannehmlichkeiten befürchtet."
„Dafür gibt es doch keinerlei Anlass oder?"
„Wir werden sehen! sagte Aristoteles."
58. Das Geheimnis im Safe
In der Nacht, als Kathi schlief, wachte Stefanie
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