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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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frühzeitig auf. Der Gedanke an Vaters Safe war ihr durch den Kopf geschossen. Sie kramte den Schlüssel aus ihrer Handtasche, den Bertone sich angeeignet hatte und ihr in Zagreb rausrücken musste.
       Ihr Vater war, was technische Dinge betraf, nicht mit der Zeit gegangen. Eine Ausnahme war sein Firmenwagen, ein 7er BMW, der mit allen technischen Sonderausstattungen bestückt war. Sein Geldschrank zu Hause jedoch, der hinter dem Porträtgemälde des Bankgründers in der Wand der Bibliothek eingelassen war, ließ sich mit einem ganz einfachen, einem klassischen Safeschlüssel öffnen.

       Um Kathi nicht unnötig zu wecken, schlich Stefanie die Treppe zur Bibliothek hinab. Sie rückte das Gemälde von Friedrich Waldenberg zur Seite und steckte den Schlüssel ins Schloss.
       Langsam öffnete sie die schwere Stahltür. Ihr Herz schlug bis zum Halse, als die Tür aufschwang und den Blick auf einen Stapel Papiere freigab:
       In einem Briefumschlag fand sie einen Stapel Geldscheine. Er interessierte sie nicht. Auch nicht die Versicherungsunterlagen und Kontohinweise.
       Dann ein vergilbter DIN A4-Umschlag, fein säuberlich zugeklebt. Die Klebelasche hatte ihr verstorbener Vater mit seiner Unterschrift versehen – so, als sollte sie zusätzlich den Inhalt vor unbefugten Augen schützen.

       Stefanie suchte nach einem Brieföffner. Auf dem Schreibtisch wurde sie fündig, doch sie zögerte für einen Augenblick: Sollte sie den Umschlag, der offensichtlich einen ganz vertraulichen Inhalt barg, wirklich öffnen?
       Gespannt riss sie schließlich die Briefhülle auf. Darin ein Ausschnitt aus der Lokalzeitung, den ihr Vater säuberlich auf einen weißen Briefbogen geklebt hatte:

    Baby auf der Domtreppe ausgesetzt

    Talstadt, 21. August, 1978

       Ein unbekanntes, nur wenige Tage altes Baby ist in der Nacht zum 20. August in Talstadt auf den Stufen zum Domportal ausgesetzt worden. Das kleine Mädchen ist wohlauf. Es war in eine dunkelblaue Wolldecke gewickelt.
       Wie der Leiter der Kriminalpolizei, Heinrich Mayen, mitteilte, fehlt von der Mutter jede Spur. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 3000 DM für sachdienliche Hinweise ausgesetzt. Insbesondere interessiert die Ermittlungsbehörde, welche Frau in den letzten Monaten schwanger war und möglicherweise heimlich entbunden hat.
       Das kleine Mädchen wurde vom Jugendamt im städtischen Kinderheim untergebracht. Wenn die leibliche Mutter nicht ermittelt werden kann, soll das Baby unter Aufsicht der Behörde zunächst Pflegeeltern anvertraut werden. Nach Ablauf eines Jahres könnte es zur Adoption freigegeben werden.
       Fritz Stallhuber, der Leiter des Jugendamtes und gleichzeitig zuständig für die Adoptionsstelle, schließt aber auch nicht aus, dass die Mutter sich noch meldet. „Vielleicht war es eine Panikreaktion, die ihr nach ein paar Tagen leid tut."

       Neben dem Bericht waren ein Foto der Domtreppe platziert sowie Porträts des Chefs der Kriminalpolizei und des Leiters des städtischen Jugendamtes.
       Kathi hatte gespürt, dass ihre Zwillingsschwester aufgestanden war. Leise hatte sie sich ihr genähert. Als Stefanie den Zeitungsausschnitt auseinandergefaltet hatte, trat Kathi auf sie zu und nahm sie in den Arm. Auch ohne den Inhalt aus der Lokalzeitung zu kennen, hatte sie gespürt, dass Stefanie von einem tiefen Schock ergriffen war.
       Kathi griff nach dem Ausschnitt und überflog ihn: „Was hat das alles zu bedeuten?"
       Stefanie zuckte die Achseln. „Mir ist, als stünde ich auf einem Berggipfel. Ich blicke hinab – und ein immer heftigeres Schwindelgefühl erfasst mich. Es droht, mich in die Tiefe zu reißen."
    Besorgt drückte Kathi ihre Schwester an sich.
       „Immerhin wissen wir, dass wir dieselbe Mutter haben. Dass wir also Schwestern sind, vielleicht sogar Zwillingsschwestern."
       „Und dass Vater ein Verhältnis mit einem Hausmädchen hatte, aus dem ich hervorgegangen bin."
       „Und dass ich vor 34 Jahren am 14. August in Filserberg zur Welt gekommen bin."

       „Und dass ich offensichtlich nicht nur die Folge eines Seitensprungs bin, sondern vielleicht auch noch ein Findelkind."
       Verbittert stieß sie hervor: „Ein Findelkind! Weißt du, was das heißt? Ein Baby, das niemand wollte. Das ausgesetzt wurde."
       Stefanie musste weinen. Leise Schluchzer schüttelten ihren Körper.
       Behutsam nahm Kathi ihre Schwester noch enger in die Arme. „Du hattest

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