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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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wenigstens zwei Elternteile: eine Mutter, die sich um dich sorgte und einen Vater, der dich liebte."
       „Der mich liebte?"
       „Definitiv. Und nicht nur er. Alle lieben dich. Egal woher du kommst."

    „Warum machen Menschen so etwas?" „Manchmal, weil sie keinen Ausweg wissen."

59. Wenn höhere Mächte eingreifen

       Stefanie fühlte sich nach ihrer Rückkehr aus Kroatien auch aus einem anderen Grunde todunglücklich: Ihre Gedanken kreisten immer häufiger um Daniel und um die Enttäuschung, die er Stefanie mit ihrer verschwiegenen Freilassung bereitet hatte. Was sie auch begann, um sich abzulenken - er war präsent.
       Sie wehrte sich innerlich dagegen: Ein Reinfall muss reichen, sagte sie sich, zuerst Silvio, jetzt Daniel. Ich war für ihn nur eine Zeitschriftenstory. Dafür hat er mich gebraucht. Das war alles. Ich habe mich wieder einmal zu schnell verliebt.
       Abgesehen davon ist er Kroate, ich bin Deutsche. Er ist ganz anders erzogen als ich, hat auch andere Vorstellungen von Frauen. Das kann nie gut gehen.
       Und im Übrigen: Was soll's? Männer gibt's in München massenhaft...
       „Ruf ihn doch mal an", riet ihr Kathi, „du vermisst ihn doch."
       „Ich? Niemals!"

       Beide sahen wieder aus wie früher: Sie hatten nicht nur ihre ursprünglichen Haarfarben zurück, sondern trugen auch wieder ihre gewohnte Kleidung: Kathi sportliche Outfits, Stefanie ihre klassischen Kostüme. Kathi liebte es, in andere Rollen zu schlüpfen und sich zu verkleiden, doch an der Ostsee hatte ihr dafür das Geld gefehlt – abgesehen davon, dass sie im Nudistencamp nur wenige Kleidungsstücke benötigte. Jetzt lud Stefanie sie ein, sich neu einzukleiden. „Aber nur, wenn wir auch für dich ein paar neue Teile einkaufen", forderte Kathi, „deine Garderobe bedarf auf jeden Fall einer Frischzellentherapie, sonst wird das nie etwas mit den Männern!"
       Stefanie protestierte. „Darauf kommt es sicherlich nicht an."

    Das Thema Aussehen ließ Kathi nicht mehr los: „Vermutlich sehen dunkle Haare seriöser aus", überlegte sie. Stefanie musste lachen. „Wenn du wieder dunkel trägst, kann uns keiner mehr auseinanderhalten; da werden wir viel Spaß bekommen."
       Kathi hatte dabei einen ganz anderen Gedanken: „Bankiers stehen bestimmt auf dunkle Haare, was meinst du?"
       „Hast du einen bestimmten im Auge?"
       „Nö, ganz allgemein."
       „So, so, ganz allgemein...", schmunzelte Stefanie.

       Ein paar Tage nach ihrem Abenteuer in Zagreb lag Post aus Kroatien im Briefkasten. Stefanie konnte es kaum erwarten, den Brief zu lesen. Ungeduldig riss sie ihn schon auf dem Weg zur Haustür auf: Im Umschlag lag der Bericht, den Daniel für seine Zeitschrift über Bertone geschrieben hatte. Daneben, fein säuberlich, eine Übersetzung ins Deutsche, damit Stefanie alles lesen und verstehen konnte.

       Hinter der Zeitschrift steckte noch ein kleiner Briefumschlag. Stefanie bemerkte ihn nicht, als sie das Magazin hastig vor Aufregung aus dem Umschlag zog. Und sie ahnte nicht, welch liebe Zeilen ihr Daniel geschrieben hatte.
       „Ich sag's ja, es ging ihm nur um die Story", resignierte Stefanie. Dabei überwältigten sie ihre Gefühle, sie begann zu weinen.
       „Rede dir das nicht ein", tröstete ihre Schwester; „er hat sich damals nur deshalb so intensiv um dich gekümmert, weil für ihn mehr dahintersteckt."
       Jedes Mal, wenn das Telefon läutete, zuckte Stefanie zusammen, hob schnell ab und hoffte, Daniel würde sie anrufen. Vergebens. Ich habe alles falsch eingeschätzt, warf sie sich vor.
       Aber auch Daniel ging Stefanie nicht mehr aus dem Sinn. Wenn sie es will, kann sie ja meinen Brief beantworten oder mich anrufen, sagte er sich. Aber sie ruft nicht an, also will sie nichts mehr mit mir zu tun haben...
       Er stürzte sich in seine Arbeit, nahm mehrere Aufträge seines Chefredakteurs gleichzeitig an – und suchte das Vergessen.

    Manchmal im Leben, wenn der Mensch auf der Suche nach der richtigen Entscheidung keinen Ausweg kennt oder nicht einmal in der Lage ist, einen klaren Gedanken zu fassen, greifen höhere Mächte ein. Sie lenken, vielfach unbemerkt, die Verzagten oder Hoffnungslosen. Die beiden Schwestern hatten sich auf einen gemütlichen Abend eingestellt. Kathi trug Jeans und ein T-Shirt, Stefanie einen legeren Hausanzug. Gemeinsam hatten sie den Abendbrottisch gedeckt, als es an der Haustür läutete.

       Da beide immer noch

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