Liebe bringt die höchsten Zinsen
nicht durch Schutzprogramme enttarnt, gestoppt und vernichtet werden.
Marios „Trojaner" verbreiteten sich in Sekundenschnelle über alle bei der Bank gespeicherten E-Mail-Adressen. Im „Marschgepäck" der Hinweis: „Achtung, Betrugswarnung! Ziehen Sie Ihre Konten vom Istituto Credito Centro Nuovo ab, so lange es noch möglich ist."
Eine Kopie erreichte die italienischen, eine weitere die kroatischen Steuerfahnder.
Während gefräßige Viren und Trojaner ihren Auftrag erfüllten, meldete der Journalist den alarmierten Einsatzkräften: „Die Festgehaltenen sind draußen und frei. Sie können rein."
Erst dann löste er sich von seinem Ausguck und verließ das Hotelzimmer aufgeregt und erleichtert gleichermaßen, nachdem der Stress von ihm abgefallen war.
***
Als Streifenwagen aus allen Richtungen heranbrausten, standen Stefanie und Kathi mit Daniel und Thomas am Straßenrand. Stefanie trat reflexartig hinter ihre Schwester.
„Du musst dich nicht mehr verstecken", raunte Daniel ihr zu. „Es ist doch alles aufgeklärt."
„Seit wann weißt du das eigentlich? Wirklich erst seit gestern Abend?"
Daniel wich aus; er wollte die Stimmung des Augenblicks nicht zerstören: „Erzähle ich dir später."
Bertone wurde von zwei Polizeibeamten abgeführt. Hasserfüllt zischte er Stefanie zu: „Wir werden uns wiedersehen, mein Täubchen. Ein Silvio Bertone ist schneller wieder frei, als Deutsche denken können."
Und, als er dicht an Stefanie vorbeikam, drohte er leise: „Ich habe immer noch Geld genug, um zehn Killer zu kaufen. Du wirst von mir hören."
Ein kroatischer Polizist rammte ihm den Ellenbogen in die Seite und befahl ihm: „Halt's Maul!"
Noch ein paar Meter, dann schloss sich hinter Bertone die Tür eines Mannschaftswagens.
Die Route führte zum Stadtrand, das Ziel war die Untersuchungshaft, sein Nachtquartier eine Zelle: zwei mal drei Meter - vergittert und ohne Klimaanlage.
Die kroatischen Haftanstalten sind wirklich nicht vergleichbar mit Sterne-Hotels. Und für den luxusverwöhnten Bertone aus dem Land der ehemaligen Besatzer galt erst recht keine Ausnahme.
56. Triumph und Verbitterung
Daniel suchte den Gemüsewagen seiner Cousine. Stefanie hatte sich eng bei ihm eingehakt. Kathi und Thomas folgten ihnen. In einer Seitenstraße entdeckten sie den alten Lastwagen. Daniel schlug die Plane zurück. Auf einer Obstkiste saß Mario. Hinter einer weiteren Plane hatte er einen technischen Kommandostand aufgebaut: zwei Notebooks, einen Sender, Drucker und ein Wirrwarr farbiger Kabel. Der 14-Jährige strahlte zufrieden.
Daniel staunte: „Du machst dich gut als Dirigent von Viren und Trojanern. Wie weit bist du?"
Statt einer Antwort drehte ihm Mario das Display seines Notebooks zu. Auf dem Bildschirm bauten sich Zahlenkolonnen auf und verschwanden wieder. Mario erklärte stolz: „Als ich die PIN und das Passwort hatte, war es leicht, die dazugehörige Bank auf den Cayman Inseln zu finden. Meine Freunde aus dem Club hatten schon damit gerechnet, dass Bertone versuchen würde, seine Gelder abzuziehen. Das haben Sie dann verhindert."
„Wieso konnten Sie damit rechnen?"
Mario druckste herum. „Ich hatte sie ein bisschen vorgewarnt. Dann haben sie sich in die Videoanlage der Bank eingeloggt und seit Montagfrüh seine Gespräche mitgehört."
„Wie war das möglich?"
„Seine Videokonferenzanlage war nicht kompatibel; Sie passte nicht zur Firewall der Bank, also zu der Schutzeinstellung, die eigentlich den Bankcomputer schützen sollte. Deshalb hatte die Bank selbst die Verschlüsselung für die Videotelefone rausgenommen. Damit stand die Tür zur Videoleitung offen. Und da ist mein Club dann rein."
Mario war sichtlich stolz, als er das ungläubige Erstaunen im Gesicht seines Onkels sah: „Wir hatten auf diese Weise eine Live-Schaltung in sein Büro. Wir konnten alles verfolgen und sobald auch die Video-Kameras eingeschaltet waren - saßen wir praktisch mit am Konferenztisch. Mit Hilfe der Codezahlen von Stefanies Zettel konnten wir dann an sein Konto. Aber das sollten wir nicht laut sagen."
„Wie bist du denn an die Zahlen gekommen? Hatte Stefanie sie dir gegeben?"
Mario druckste herum: „Nicht direkt." Daniel hakte nicht weiter nach. „Und wo ist das Geld der Waldenbergs, das schon als Bearbeitungsgebühr für das Urlaubsresort an Bertone gezahlt
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