Liebe bringt die höchsten Zinsen
die Ihrer anderen Kunden."
Noch drei Minuten.
Silvio bäumte sich angeschlagen auf: „In meiner Hand sind drei Gäste, Sie können auch sagen: Geiseln, jawohl: Geiseln! Wenn Sie nicht sofort aufhören, fällt die Erbin versehentlich in den schönen Dolch."
Daniel war verblüfft. Er konnte sich nicht erklären, warum Bertone drei Geiseln hatte. Ohne auf die Anzahl einzugehen erwiderte er nur: „Dann bleibt nicht ein Cent auf den Cayman Islands."
Daniel wartete, um die Sprachlosigkeit Bertones auszukosten. Dann setzte er seine Ausführungen fort: „Sie haben nur noch zweieinhalb Minuten. Wenn die abgelaufen sind, werden auch alle anderen Konten gelöscht sein. Die Polizei wird die Bank umstellen, ein Sondereinsatzkommando wird Ihre Gäste befreien. Und was Sie selbst betrifft", fuhr Daniel fort: „Die kroatische Polizei wird mit Ihnen nicht zimperlich umgehen. Kann auch sein, dass der eine oder andere Beamte zuschlägt. Oder sich ein Schuss löst. Natürlich in Notwehr, da Sie ja bewaffnet sind. Das werde ich der Spezialeinheit wohl sagen müssen."
Noch zwei Minuten.
Entsetzt verfolgten die Italiener, wie eine Kundenverbindung nach der anderen auf dem Bildschirm schrumpfte, bevor sie vollends verschwand und stattdessen jeweils der Hinweis erschien: „Konto gelöscht. Datei nicht mehr vorhanden."
Daniel berichtete in ruhigem Ton: „Gleich sind auch die restlichen Ihrer Geschäftskonten verschwunden. Und wenn wir damit fertig sind, löschen wir auch noch Ihr privates Schwarzgeld-Konto auf den Caymans."
„Von welchem Schwarzgeldkonto reden Sie?"
„Auf dem Sie die veruntreuten Kundengelder versteckt haben. Ihre Zeit wird knapp." Bertone schrie den Notar an: „Gib ihnen die verdammten Papiere, mach schon."
„Auch die Verpflichtungserklärungen?"
„Ja, auch die Verpflichtungserklärungen, presto, presto."
„Und die Schuldabtretung?"
„Ja, auch die Schuldabtretung, gib ihr die verdammte Schuldabtretung zurück."
Stefanie fragte nach: „Und was ist mit dem Schlüssel von Vaters Safe?" Bertone scheinheilig: „Welcher Schlüssel?"
„Den du aus dem Bürosafe geklaut hast, den zu Vaters Privatsafe."
Er riss die Schreibtischschublade auf, kramte nach den Schlüsseln und warf sie Stefanie vor die Füße: „Hier die verdammten Schlüssel."
„Und auch meinen Dolch."
„Der gehört jetzt mir."
„Ich zähle bis drei..."
Romanow drückte ihr widerwillig die Waffe in die Hand.
Die letzte Minute war angebrochen.
Bertone breitete die Arme aus, drängte die drei Deutschen weg aus der Besucherecke und jagte sie förmlich zur Tür. „Raus! Stoppt das verdammte Computerprogramm." Stefanie lehnte ab: „Nicht, bevor wir wieder heil auf der Straße sind."
Das Trio riss die Notarpapiere an sich, rannte aus dem Saal und die Treppe hinunter.
Vergebens rüttelte Stefanie an der verschlossenen Haustür. „Wir können nicht raus. Also kann auch das Computerprogramm nicht gestoppt werden."
Bertone fluchte: „Welcher Vollidiot hat die Türen verriegelt?"
Er schickte seinen Sicherheitschef hinterher: „Schließ ihnen auf, presto! Sonst kann ich auch dein Gehalt nicht mehr bezahlen!"
Die Zeit war um.
Die beiden Schwestern und Thomas traten hinaus in die gleißende Sonne. Auf dem Bürgersteig schwenkten sie ausgelassen und fröhlich die zurückeroberten Unterlagen.
Stefanie blieb kurz stehen und suchte das Fenster ihres Hotelzimmers. Irgendwo dahinter musste Daniel stehen. Sie glaubte, es gefunden zu haben und schickte ihm eine Kusshand empor.
Daniel hatte auf diesen Augenblick gewartet. Jetzt wählte er eine andere Handy-Nummer: „So, Mario, deine Virenarmee hat hervorragend gekämpft. Jetzt lass' auch deine heißhungrigen Trojaner einmarschieren."
Trojaner sind gefährliche Computerviren, die meist getarnt in E-Mails verschickt werden und die den Computer des Empfängers ausspionieren, blockieren oder als Ausgangspunkt für weitere Attacken nutzen können. Zuerst zerstören sie Dateien des Empfängers, dann hängen sie sich blitzschnell an jede EMail-Adresse, die im Postausgang des eroberten Computers angeklickt wird. So gelangen sie in die Postfächer von einem oder mehreren weiteren Empfängern. In deren Zieladressen nisten sie sich wieder ein und reiten auf neuen E-Mails zur Eroberung weiterer Postfächer: eine endlose Vervielfältigung, wenn die Trojaner
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