LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
bitte mal ausreden, er ist immer noch dein Freund und ein guter Beobachter. Du siehst in jedem ... einen Mörder“, ihr Kinn zitterte dabei, „alle kommen für dich als Verbrecher in Frage, ich auch!?“ Lisas Augen standen unter Tränen.
„Wenn es seine Hand wäre ...“, Michael hustete vor Aufregung, „... wenn es seine Hände wären, dann würde der Verrückte den Ring an der Hand deines Sohnes lassen. Den Goldring hatte er aus unbestimmten Gründen abgenommen. Ich habe die Hand zwar nicht gesehen, aber Graziano meint, dass keiner der Finger einen Abdruck hatte, der von einem Ring kommt und diese typische Einschnürung unten am Finger hinterlässt.“ Die Worte des Mediziners beruhigten Raphael, auch die anderen hörten interessiert zu. „Er will ein Zeichen setzen, er strebt nach Macht, er will die Situation kontrollieren, nur gelingt es ihm nicht so recht. Raphael, du darfst den Bogen nicht überspannen.“ Michaels Stimme klang eindringlich.
„Darum habe ich dich gebeten, dass du dich aus dem Ganzen heraus hältst. Aber du musst ja hier den Hero spielen!“, fauchte Morgenstern zurück.
Blitzschnell packte Michael seinen Freund am Handgelenk, als Raphael ihn nun schon zum zweiten Mal am Kragen packen wollte. Der muskulöse Mann drehte seines Freundes Arm so, dass der schwächere Inspektor sich schimpfend zu Boden fallen ließ. Danach half ihm Michael knurrend auf die Beine. Raphael klopfte umständlich den Staub aus seiner Kleidung. Er sah seinen Freund nicht an, auch Lisa nicht.
„Ich wollte dir n ur helfen, aber anscheinend brauchst du meine Hilfe nicht.“ Michaels Stimme klang brüchig und verletzt. Mit einem Schulterklopfen verabschiedete er sich bei Lisa und Graziano und ging. Raphael ließ er wie einen unbrauchbaren Gegenstand da stehen. Er verschwand im Rauch. Raphael trat, jede Hoffnung aufgebend, gegen einen verkohlten Balken.
„Raphael, du bist alt und bescheuert, benimmst dich wie ein kleiner Macho. Was war das denn, du beleidigst deinen besten Freund? Warum? Ich habe auch viele gute Freunde, aber ich habe keinen so treuen wie Michael.“ Graziano sprach wie ein richtiger Italiener, seine Hände sagten viel mehr als seine Worte.
„Darum musste ich ihn los werden.“ Ein kehliges Flüstern, mehr brachte er nicht heraus. „Sonst würde er nicht gehen …“
„Ja, aber nicht so! Er hat recht. Ich weiß zwar nicht, wovon ihr redet, und ich will mich nicht in eure Beziehungen einmischen, aber der Ring war nicht von der abgetrennten Hand, die wies nämlich keinerlei Abdrücke eines Ringes auf. Die Finger waren viel zu klein für den Ring. Ich kenne deinen Sohn, er war früher oft bei mir“, log der aufgebrachte Italiener. „Naja, oft nicht, aber die Hand in der Schachtel war nicht die deines Sohnes. Wir Italiener wissen, wovon wir sprechen. Die Hände sind für uns wie das Gesicht eines Menschen.“
„War sie auch rasiert?“, unterbrach ihn Raphael.
Zuerst begriff der ehemalige Restaurantbesitzer nicht, was Raphael von ihm wollte, wie so oft ließ ihn seine Professionalität nicht im Stich, und er schaltete schnell.
„Du meinst das Päckchen, ich meine die Hand, ja, die war rasiert, aber schlecht, er hat ihn geschnitten, besser gesagt geritzt. Als der junge Mann schon tot war. Das Blut floss nicht mehr aus den Wunden heraus, als er das Wort ‚Rache‘ hineinschnitt. Dein Sohn hat, so viel ich weiß, auch dunkle Haare?“
Raphael nickte nur.
„Es ist so ... wenn man dunkle Haare hat, kannst du die so oft rasieren, wie du es nur willst, die Stoppeln bleiben immer zu sehen ...“
„Herr Beluchi?“, wurde er von einer uniformierten männlichen Person unterbrochen.
„Si.“
„Kommen Sie bitte mit, Sie müssen uns einige Fragen beantworten.“ Der Uniformierte führte den kleinen Italiener ab, ohne ihn den letzten Satz beenden zu lassen.
„Raphael, wir müssen uns aus dem Staub machen“, raunte ihm Lisa eindringlich ins Ohr, sodass Morgenstern ihren heißen Atem spürte und seine Nackenhaare zu Berge standen. Keine Sekunde zu spät, wie sich herausstellte. Von Weitem schrie jemand den beiden hinterher. Kurz darauf ertönte eine gewaltige Explosion, die alle, die sich in der näheren Umgebung befanden, mit ihrem heißen Hauch des Todes streifte. Raphael und Lisa schafften es noch rechtzeitig, sich dem Todeskuss zu entziehen, indem sie sich mit einem gewaltigen Sprung hinter einem der Autos verstecken konnten. Scherben und andere Gegenstände flogen flirrend und summend
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