LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
kurzen Gedränge konnte eine Gasse gebildet werden, die die Einsatzfahrzeuge zum Passieren benutzen konnten.
Lisa und Raphael wurden vom Rauch verschluckt, sie befanden sich wie in einer anderen Welt, es war sehr dunkel und heiß. 'Wie in der Hölle' , dachte Lisa. Ein beißender Gestank drang durch die Atemwege bis zu ihrer Lunge und tiefer, kratzte dabei das sensible Organ mit seinen unsichtbaren Krallen auf.
„ Michael!?“ Die junge Kommissarin traute ihren Ohren nicht, später auch nicht ihren Augen, als sie ihren Partner Morgenstern kurzzeitig in dem ganzen Tumult aus dem Blick verlor. Sie sah, wie er halb sitzend bei jemandem nach vorne gebeugt kauerte. Ja, es war Michael, sie war sich ganz sicher. Der Rauch zwickte unablässig an ihren Augen. Lisa kämpfte sich schweren Atems, das T-Shirt über Mund und Nase haltend, über Trümmer und menschliche Körper zu ihren Freunden durch.
Michael war bei Bewusstsein, sie dankte Gott dafür, dass dieser Mensch noch lebte. Neben ihnen lag noch eine weitere Person südländischen Aussehens. Lisa tippte auf Graziano, denn die Nase deutete daraufhin, dass die markante, scharfkantige Gesichtspartie jedem Römer alle Ehre machen würde.
Der erste Eindruck täuschte, die beiden waren nicht sehr schwer verletzt und konnten aus dem ganzen Durcheinander heil evakuiert werden.
Raphael war zwischen seinen Freunden und dem ausgebrannten Restaurant wie hin und her gerissen. 'Die Beweise, die abgetrennte Hand.' Alles war vom Feuer verschluckt und vernichtet worden. Raphael half Michael auf die Beine, dann trugen sie den leicht irritierten Restaurantbesitzer aus der Gefahrenzone, Lisa torkelte dem Dreier-Gespann hinterher.
Als sie sich weit genug entfernt hatten, stellte Raphael seinen Freund zur Rede. „Michael, wieso bist du hier?“ Der Kriminalinspektor musste sich beherrschen, um seinen Worten keinen verhassten Beigeschmack zu verpassen. Seine Hände hielt er in der Hose versteckt, die sehnigen Arme verrieten jedoch die in ihm aufgestaute Anspannung, die er nur mit Mühe im Zaum hielt, ohne dass Raphaels Emotion sich in einem Wutausbruch an Michael entlud.
„Gregor erzählte mir alles, was los war, ich wollte zu euch, ich dachte, ihr würdet noch hier sein! Mein Handy habe ich im Kühlschrank vergessen“, so bezeichnete der Rechtsmediziner das Leichenschauhaus, „daher bin ich hierher gefahren.“
„Keine Minute zu spät“, meldete sich ihr italienischer Freund. Er erholte sich erstaunlich schnell. „Wenn Michael nicht dagewesen wäre, hättet ihr aus mir Kohlenbriketts machen können. Es geschah, als ich ... was habe ich denn gemacht? Scheiße, der Knall hat mir das ganze Hirn weggedonnert.“ Desorientiert begann er auf Italienisch zu fluchen, entschuldigte sich aber bei Lisa, obwohl sie gar kein Wort verstand. Es könnte genauso ein Text aus einer italienischen Opera sein. Es klang genauso melodisch und lustig zugleich, da der Wutausbruch mit der typischen Mimik und Gestik von Graziano nachgewürzt wurde. Als er dann fertig war, sagte er: „Das konnte ich noch retten.“ Und hielt in seiner verrußten Hand ein Stück zerknittertes Papier.
„Haltet euch an die Regeln, die zweite Hand war die letzte!“
„Kein Reim mehr, er ist durcheinander, aber immer noch sehr gefährlich, vielleicht durch unsere Aktion noch gefährlicher, denn das Ganze hier ist Beweis genug, wie er tickt!“, hörte Raphael seine Partnerin, die hinter ihm stehend die Nachricht mitgelesen hatte und daraus richtige Schlüsse gezogen hatte.
„Uuund, uund ... und der hier lag auch noch in der Box, da war der Brief drin ... Er hatte den Ring als Papierhalter benutzt, damit der Brief zugerollt blieb, und das alles steckte in der abgetrennten Hand drin.“ Graziano war aschfahl und stotterte leicht. Man sah es noch durch die ganze Rußschicht hindurch, dass sein Gesicht blutleer war, und die Lippen blau vor blankem Entsetzen.
„Jochens Ring.“ Der schlichte Goldring fiel dem Inspektor fast aus der Hand, so sehr zitterten seine Finger.
„Es ist definitiv nicht Jochens Hand gewesen, Raphael“, sagte Michael. Alle fuhren zu ihm herum und starrten ihn wie eine sehr abstrakte Skulptur an.
„Woher willst du das wissen, Michael, langsam machst du mir echt Angst. Du kennst meinen Sohn doch gar nicht so gut.“ Seine Laune war nun endgültig dahin. Er packte seinen Freund, ließ aber sofort sein Jackett los.
„Raphael!“, schrie ihn seine aufgebrachte Partnerin an. „Lass ihn
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