LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
straucheln, sodass sie fast der Länge nach hinfiel.
„Ist es auch“, brummte er zurück. Die Polizistin fluchte über die alten Menschen, die immer dann auftauchten, wenn man sie nicht brauchte.
Die Beamten versuchten wieder zu Atem zu kommen, als sie auf dem Weg zu Morgensterns italienischem Freund waren. Im Auto herrschte eine Zeit lang Totenstille, wenn man die Verkehrsgeräusche, die gedämpft ins Innere des Wagens drangen, und das angenehme, kühle Gebläse der Klimaanlage nicht in Betracht zog.
Von Gänsehaut überzogen, die sie der kühlen Luft verdankte, atmete Lisa erst einmal tief durch. Weil sie sonst nichts zu tun hatte, überlegte sie eine neue Strategie, die vielleicht Morgenstern dazu bringen könnte, sich ihr zu öffnen und ihr etwas davon zu erzählen, was er all die Jahre ihr gegenüber nie zu erwähnen wagte. Als professionelle Kommissarin räusperte sich Glück und ging in den alles entscheidenden Angriff über. Die Devise lautete: 'Du oder ich, friss oder stirb.'
„Wir sind mehr als nur Kollegen, wir sind Freunde. Raphael, was ist denn so Schreckliches passiert, dass du es immer so persönlich nimmst, wenn ich dich danach frage?“ Sie schloss ihre schönen Augen wie vor einer Explosion, auf das Schlimmste gefasst, die Ausbrüche ihres Partners waren manchmal einer Atombombe gleich.
„Ich habe einem guten Freund versprochen, mit keinem darüber zu reden.“
„Raphael, ich bin nicht irgendjemand. Vielleicht hat das hier doch mit dem Ganzen etwas zu tun? Und ….“ Sie biss sich auf die Zunge. 'DEIN Sohn stirbt vielleicht wegen deiner Sturheit', beendete sie den Satz in Gedanken, konnte aber noch rechtzeitig verhindern, es laut auszusprechen.
„Wir tappen im Dunkeln“, sagte sie stattdessen laut.
„Wir waren an der Ermittlung, die dich so interessiert, eigentlich nicht direkt beteiligt“, fuhr Raphael plötzlich fort.
„Auf jeden Fall ging es darum, den Serientäter ausfindig zu machen und einzusperren, was ja eigentlich logisch ist. Der Mann war clever, er hinterließ keine Spuren. Die Mordkommission befand sich in einer Sackgasse. Ich und Dieter ...“ Fast hätte Lisa etwas gesagt, das sie später ganz arg bereuen könnte, zum Glück redete ihr Partner weiter, ohne auf sie zu achten.
„Wir sind als Verstärkung hinzugekommen. Der gewisse 'Mädchenmetzler', so wurde er unter den Ermittlern zuerst genannt, ich weiß, es kling völlig bescheuert, sei's drum, er war immer schneller als die Ermittler. Dingfest konnte ihn keiner machen, da er immer einen ‚Tod‘ voraus war. Man munkelte, dass es einer von uns sein könnte, denn der, nach dem wir fahndeten, musste über Informationen verfügt haben, die keiner außer der Polizei wissen durfte und konnte. So plötzlich, wie das unerklärliche Gemetzel begann, so abrupt endete es auch. Durch einen anonymen Informanten bekamen wir einen alles entscheidenden Tipp. Wir konnten bei der Festnahme auch die Tatwaffe sicherstellen, es war ein Zimmermannshammer. Damit durchschlug der Täter den Frauen die Schädeldecke und holte zuerst die Hirnmasse heraus, die er dann später verzehrt haben musste. Hirngespinste unserer Zeitungen.“ Lisa sah, wie Raphaels Gesicht sich angeekelt zusammenzog, ihr wurde auch leicht übel, und es spannte bei der absurden Vorstellung in ihrem Nacken. „Es waren nur Vermutungen, polizeiliche Horrorgeschichten, wenn du es so haben willst. Danach .... Du blödes Arschloch, hast du Eier im Kopf?“, schrie er plötzlich einen Raser an, der dem Inspektor lässig die Vorfahrt genommen hatte und sich mit dem Mittelfinger bedankte. „Er vergewaltigte die jungen Frauen, und es waren ausschließlich Mädels unter fünfundzwanzig.“ Er sprach wieder in normaler Tonlage weiter. „Er vergewaltigte sie nicht mit seinem...Teil, du weißt schon. Er benutzte einen Gegenstand, mit Dornen versehen oder etwas ähnliches. Die Opfer sahen furchtbar zugerichtet aus. Später stellte sich heraus, dass der Mörder noch draußen frei herum lief und wir den vermeintlichen Serientäter nicht länger eingesperrt halten konnten. Aus Mangel an Beweisen ließen wir den verdächtigen Herrn laufen. Warum ich dir das nicht erzählen wollte, ist …“, er sah seine Partnerin prüfend an, sie hielt stoisch seinem Blick stand, „… den geheimen und einzigen Tipp bekam Dieter.“ Nun war es endlich raus, ein Riesenstein bröckelte von seiner Brust herunter, den er all die Jahre mit sich herumgeschleppt hatte. „Dieter wurde danach
Weitere Kostenlose Bücher