Liebe deinen nächsten
Bücher dieses Emigranten zu verlegen,
dieses Mannes mit dem französisierten Namen, der ameri
kanischer Staatsbürger ist… und der nicht nach Deutschland
zurückkehren will.
Aber die Qualität des Exil-Romans, so glaubt Besser, werde das Bild zurechtrücken:
Zu diesem Buch werden nur noch die Menschen mit krassem
Vorurteil nein sagen. Alle übrigen werden anerkennen, daß es
ein gelungener Wurf ist, sehr dicht angesiedelt seinem ersten
Werk, stark in der Handlung, echt in Diktion und Stil, fern
aller Snobismen, voller gesunder Kraf und durchdrungen
von einer Gläubigkeit, die wir nicht immer bei Remarque
gefunden haben.
In der FAZ vom 5. August 953 lesen wir von Martin Ruppert:
Remarques Roman hat nicht den Charakter einer dokumen
tarischen Zeitgeschichte; aus Wirklichkeit und Illusion formt
sich ein Realismus, der auch die Bezüge zu unmittelbarer
Aktualität offenbart…
… die glückliche Verbindung von sachlich interpretierter
Wahrheit (aus eigener Erfahrung) mit der Prägnanz des Stils
gewährt auch diesem Werk einen bevorzugten Platz auf den
vorderen Rängen der deutschsprachigen Literatur.
Erst 962 erscheint der Roman in französischer Übersetzung unter dem Titel Les Exiles und trif auf hohes Lob und Anerkennung, dies in gleichem Maße für sein humanistisches Engagement wie für seine Darstellungsqualität.
Abschließend ein Zitat aus Vers L’Avenir vom 6. Februar 962, das eine Gesamtwürdigung des Autors für sein humanes Engagement bis zu Les Exiles beinhaltet:
Wenn es in unserer Macht läge, Erich Maria Remarque würde
Träger des Friedensnobelpreises
– für das Aufäumen der Menschenwürde, das er in seinem
Werk bezeugte, inmitten des totalen Ausbruchs der Lei
denschafen des Nationalismus und Militarismus der Jahre
94-8
– für sein entschlossenes und hartnäckiges Eintreten, immer
wieder seit 20 Jahren zugunsten einer umhergetriebenen und
umherirrenden unsteten Menschheit.
Osnabrück, Juli 99 Tilman Westphalen
ANMERKUNGEN
1 Remarques Motto für Liebe Deinen Nächsten findet sich im
Nachlaß, der in New York lagert (Nr. R-C 1.242/014, siehe
Tomas Schneider: Erich Maria Remarque. Der Nachlaß in
der Fales Library der New York University. Ein Verzeichnis.
Osnabrück 1989). In der US-Erstausgabe unter dem Titel
Flotsam (d. i. Strandgut), in der Übersetzung von Denver
Lindley vom April 1941 (Little, Brown and Company, Bo
ston), steht das Motto in englischer Übersetzung. Zuvor war
eine erste, zum Teil stark abweichende Fassung unter dem
gleichen Titel als Fortsetzungsroman in dem US-Magazin
Collier’s vom 8. Juli bis zum 29. September 1939 erschie
nen. Diese Fassung enthält das Motto ebensowenig wie die
deutschsprachige Exilausgabe unter dem Titel Liebe Deinen
Nächsten (Stockholm: Bermann-Fischer 1941) und die erst
1953 im Kurt Desch-Verlag, München, erschienene Erstausgabe für den deutschen Markt nach Kriegsende. Ebenfalls fehlt das Motto in den folgenden deutschen Lizenz-Ausgaben (Ullstein-Taschenbuch, 1961, und Bertelsmann, 1961) sowie auch in der Neuausgabe von Kiepenheuer & Witsch, Köln, 1968, nach Übernahme der Buchrechte vom DeschVerlag. Hingegen findet sich das Motto in der spanischen Ausgabe, Barcelona, 1948. Über die Publikationsgeschichte siehe weiter Tilman Westphalen (u. a.): Erich Maria Remarque. Bibliographie. Quellen. Materialien. Dokumente. Bd. 1-2. Osnabrück 1988, Abschnitt 1.9. 2 Näheres siehe Nachwort von T. W. in der Ausgabe von Drei
Kameraden, Köln 1991 (KiWi 239).
3 Schatten im Paradies, München 1974, S. 347 (Knaur Ta
schenbuch). Siehe auch die Nachworte von T. W. zu Die
Nacht von Lissabon (KiWi 151), Arc de Triomphe (KiWi
164).
4 Zitate aus Liebe Deinen Nächsten werden mit Seitenangabe
der vorliegenden Ausgabe nachgewiesen. Das verwendete
Zitat steht auf Seite 210. Im folgenden sind die Seitenan
gaben zu Liebe Deinen Nächsten der Einfachheit halber in
() im Text eingefügt.
5 Interview mit Heinz Liepmann: »So denk’ ich über Deutsch
land«. In: Zürcher Woche, 30.11.1962, und in: Die Welt,
1.12.1962.
6 Interview mit Jürgen von Hollander. In: Die Minute (Kulm
bach), August 1952.
7 Text des Gesetzes faksimiliert in: Man kann alten Dreck
nicht vergraben, er fängt immer
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