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Liebe deinen nächsten

Liebe deinen nächsten

Titel: Liebe deinen nächsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Betroffene durch den »Verlust der Staatsangehörigkeit« -das ist ein gewichtiger Fortschritt – »nicht staatenlos wird« (Satz 2). In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 0. Dezember 948 heißt es in Artikel 6:
       Jeder Mensch hat überall Anspruch auf Anerkennung als
       Rechtsperson.
    Aber auch dieser Artikel gilt – wie viele andere Menschenrechte – zunächst nur als »das von allen Völkern und Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal«, wie es in der Präambel heißt. Bis zur Verwirklichung dieses Rechtes auf »papiernes Leben« durch nationale Gesetzgebungen wird es auch weiter zahlreiche »bürgerlich Tote« geben.
      In der Präambel der Menschenrechtserklärung heißt es auch, daß »durch Unterricht und Erziehung die Achtung dieser Rechte und Freiheiten zu fördern« sind. In diesem Sinne wäre Remarques Roman eine wichtige Lektüre für unsere Schulen. Denn in Liebe Deinen Nächsten geht es um das Menschenrecht der »Anerkennung als Rechtsperson« und um das »Asylrecht«, das in der Menschenrechtserklärung wie folgt formuliert ist:
      Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen. (Art. 4, Abs. ) In unserem Grundgesetz heißt es: »Politisch Verfolgte genießen Asylrecht« (Art. 6, Abs. 2), (noch) ohne jeglichen einschränkenden Gesetzesvorbehalt. Dabei soll und muß es bleiben, wenn die bitteren Leiden des Exils nicht umsonst gewesen sein sollen.

    VI.

    Als das Buch 94 in den USA erscheint, erhält es überwiegend positive Kritiken. So stellt der Philadelphia Inquirer am 23. April den Roman als ›Buch der Woche‹ unter dem Titel »Remarques ausgezeichnete Erzählung über die Not der Flüchtlinge« vor. Der Kritiker Fred G. Hyde spricht sogar von einer »zwingenderen Perspektive« und einer »weitergehenden Vision« als selbst bei Im Westen nichts Neues. Diese Geschichte der Exilanten, so heißt es, »mußte erzählt werden«. Remarque habe die Notwendigkeit empfunden, die »schandbaren Zustände vor die Augen der Welt zu bringen«, und dies geschehe mit der »Feder eines Poeten« und dem »überzeugend artikulierten Zorn eines Mannes, dessen Herz beim Anblick des Unrechts aufschreit. « 20 In Time Magazine liest man:
       Strandgut ist eine tief bewegende Geschichte … Remarque hat
       – wie Hemingway – die seltene Fähigkeit, Texte zu schreiben,
       die zugleich populär und echte Kunstwerke sind und die es
       verstehen, eine Generation zu verkörpern. 2
      Natürlich gibt es auch Kritik. Unter der Überschrif »Enttäuschungen« heißt es am 26. April 94 in Te New Yorker:
       Als ein Album dramatischer Schnappschüsse (der Exilanten)
       ist Strandgut bewundernswert, als Gesamterzählung funk
       tioniert es nicht.
    Passagenweise sei es »verwässerter Hemingway«. Dem kann man aber auch überschwengliches Lob gegenüberstellen, wie in Chicago Daily News publiziert:
       Strandgut hat etwas von der Qualität der Bergpredigt, etwas
       von der Einfachheit aller großen Poesie. 2
    In einer Besprechung in der Exilzeitung Das andere Deutschland, Buenos Aires (März 942), wird Remarque überzeugender Realismus attestiert, aber der Autor Hans Jahn vermißt, daß die »Unpolitischen« zu »Erkennenden, zu bewußten Kämpfern« in der Anti-Hitler-Koalition werden, deren Weg aus »Schmutz und Erniedrigung des Flüchtlingsdaseins aufsteigt zum Blutopfer der internationalen Brigaden vor Madrid«. 22
      Erst nach Kriegsende wird das Buch in den frühen 50er Jahren im deutschen Sprachraum breiter rezipiert. Liebe Deinen Nächsten erscheint in der Bundesrepublik erst 953, als letzter der bislang hier nicht veröffentlichten Romane der Exilzeit (zuvor: Drei Kameraden, 95; Arc de Triomphe, 952), d. h. erst nach der Publikation des nach 945 geschriebenen KZ-Romans Der Funke Leben (952) und vor dem in Remarques Schaffen folgenden Rußlandkriegsroman Zeit zu leben und Zeit zu sterben (954).
      Die Kontroverse um den KZ-Roman findet noch seinen Widerhall in der Besprechung von Joachim Besser in der Welt am Sonntag vom 26. April 953, in der er bedauernd einräumt: »Es ist unmöglich, über Remarque einer Meinung zu sein.« Denn, so schreibt er:
       Die ganz Radikalen werden behaupten, es sei überflüssig
       heute noch, im ›endlich wieder‹ national empfindenden
       Bundesdeutschland,

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