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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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Bestreben aus der Verliebtheit heraus zielte darauf, dem neuen Partner nahe zu kommen und immer näher zu sein.
    Auf diesem Wege müssen wir ihn zwangsläufig genauer kennen lernen - und feststellen, dass dieser Mensch doch nicht vollkommen ist. Die extremste Geschichte, die ich in diesem Zusammenhang erlebt habe, war die von Doris. Als Doris zu mir kam, war sie völlig zermürbt und enttäuscht von ihrer Ehe.
    Weinend erzählte sie mir, dass ihr Mann einst ihr Traummann gewesen sei, dass sie ein einmaliges, ganz besonderes Gefühl bei ihm gehabt habe. Dann beschrieb sie mir mit harter, erkalteter Stimme, wie sie den Respekt vor ihm verloren habe, wie langweilig und kraftlos er ihr mittlerweile erscheine. Dass er immer ungepflegter und unaufmerksamer geworden sei, sie nicht mehr im Geringsten errege, dass sie nur noch zum Löffelchenliegen bereit sei. In letzter Zeit sei sie sogar immer häufiger fremdgegangen. Nichts Ernstes, nur mal so für die Leidenschaft... Aber jetzt wolle sie sich trennen, denn sie habe eine magische Begegnung gehabt. Doris strahlte.
    Doris hatte einen Stapel von Briefen und Kassetten dabei.
    Alle stammten von einem Mann, den sie in einem Straßencafe getroffen hatte, als er wenige Stunden vor der Abreise in seine Heimat nach Australien stand. Sie hatte einen Nachmittag mit ihm verbracht und geredet und geredet... Ihr Herz sei aufgegangen an diesem Nachmittag. Nichts Körper131

    liches wäre gewesen, aber sie habe einen Seelenverwandten getroffen. Von diesem Tag an hatten die beiden sich unzählige E-Mails und Gedichte geschrieben, Kassetten besprochen und Päckchen voller kreativer Liebesgrüße quer über den Globus ausgetauscht.
    Mittlerweile
    hatte
    Doris
    eine
    beachtliche
    Dokumentation einer großartigen, romantischen Liebesgeschichte zusammengetragen.
    Sie war an diesem Punkt zu mir gekommen, um eine faire und ehrliche Trennung mit ihrem Mann zu erreichen. Aber schnell musste es gehen, denn der angebetete Brieffreund würde in wenigen Monaten kommen. Dann wolle sie für alle Beteiligten Klarheit geschaffen und für die neue große Liebe ein echtes Fundament
    gelegt
    haben.
    Doris
    war
    eine
    erfolgreiche
    Unternehmerin, die es gewohnt war zu handeln, wenn sie erst einmal von etwas überzeugt war. Doris war von diesem Fremden restlos überzeugt. Sie beschrieb mir, wie sie sich durch ihn verwandelt habe. Noch nie habe sie eine solche Nähe in so vielen Bereichen zu einem Menschen verspürt. Sie wäre voller Leidenschaft und Zärtlichkeit, beide lägen geistig völlig auf einer Wellenlänge und inspirierten sich sogar beruflich - ja, sie würde sogar wieder beim Gehen die Hüften wiegen...
    Jeder Versuch von mir, eine echte Klärung zwischen Doris und ihrem Ehemann anzuregen, war vergebens. Während der wenigen gemeinsamen Gespräche war Doris einsilbig und bitter, ja fast scheu. Kam sie alleine, war sie wie berauscht in Gedanken an die Zukunft. Ansonsten wollte sie zielorientiert ihre Ehe abwickeln und das bis zum Tag X. Um die Geschichte an dieser Stelle abzukürzen: Der Tag X
    132

    kam wenige Wochen später. Nach Monaten des Wartens holte Doris endlich den leibhaftigen Brieffreund vom Flughafen ab und verbrachte zwei Tage mit ihm, bevor sie in Tränen aufgelöst bei mir ankam. Das sei nicht der Mann aus den Briefen, dieser Mann sei kleinlich, voller starrer Gewohnheiten und überempfindlich, schluchzte sie. Er habe sogar anders ausgesehen, als sie ihn in Erinnerung gehabt habe. Er sei einfach die größte Enttäuschung ihres Lebens gewesen...
    Je näher wir uns kommen, desto deutlicher erkennen wir die Mängel - oder besser die Wahrheit des anderen. Aus den Besonderheiten, die uns sonst so magisch angezogen haben, werden jetzt Unterschiede, die uns voneinander trennen. Der Mensch, der so viel Heiterkeit und Leichtigkeit in unser Leben gebracht hat, stellt sich bei näherer Betrachtung als unzuverlässig heraus: Er kommt spät nach Hause, lässt uns warten, vergnügt sich auch mit anderen.
    Das leidenschaftliche Wesen, das unser Leben so lebendig gemacht hat, neigt auf einmal auch zu handfesten Szenen und sorgt für Dramen. Der Fels in der Brandung stellt sich als hypergenau und unflexibel heraus. Das erotisierende Fluidum des neuen Schwarms wirkt im Kreise der Familie plötzlich ordinär. Das herzhafte und handfeste Wesen entpuppt sich im Alltag schließlich als schlicht und einfallslos.
    Alles Mögliche entspricht nicht unseren Vorstellungen. Alle möglichen Erwartungen werden nicht

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