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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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sich scheinbar um Nähe kümmert und um Ausdruck der Gefühle bemüht ist - auf einer tieferen Ebene gibt auch der Abhängige nicht ganz aus freiem Herzen. Räumlich vielleicht eher anwesend, ist auch er innerlich nicht wirklich bereit und in der Lage zu geben, handelt auch er nur aus Angst.
    Deshalb ist es eigentlich so, dass in dieser Phase einer immer die jeweiligen Verletzungen von beiden zeigt. Beim einen sind sie nur verdeckt, während der andere sie auslebt. Deshalb kann das Ganze auch so leicht umkippen: Überwindet sich der ewig unabhängige Junggeselle tatsächlich zum Heiratsantrag, wird das schmachtende Fräulein auf einmal von ernsten Zweifeln überrascht. Macht sich die Klette plötzlich mal rar, brennt der Steppenwolf vor Eifersucht und ergeht sich in Liebesschwüren.
    Waren wir in der einen Beziehung vom Klammern genervt, finden wir uns in der nächsten als nervender Klammeraffe wieder. In diesem Hin und Her geht es nie um die Liebe, sondern immer um Kontrolle.
    Die zwangsläufige Polarisierung in Beziehungen finden 139

    wir in allen möglichen Bereichen - immer werden gegen
    überliegende Positionen bezogen. Je näher wir uns kommen, desto mehr müssen wir erleben, dass wir die Welt ganz unterschiedlich sehen. Während der eine seine lila Brille längst für die Wahrheit hält, ist der andere überzeugt, dass alles in dieser Welt blau gefärbt ist. So kennt jeder von uns, dass einer von beiden sehr optimistisch, idealistisch und begeisterungsfähig ist, während sein Partner eher gewissenhaft und pedantisch alles genauestens prüft. Während die beiden Partner endlose Glaubenskriege um richtig oder falsch führen, können Außenstehende häufig allzu gut erkennen, dass keiner alleine zum Ziel kommen kann, dass beide Fähigkeiten für den Erfolg nötig sind. In dieser Phase endloser Grundsatzdiskussionen lähmen sich beide Partner beharrlich, während sich ihre Standpunkte weiter verhärten. Eigentlich wäre aber auch hier partnerschaftliche Zusammenarbeit vonnöten. Beide kämen wahrhaft zum Ziel, wenn sie die Fähigkeiten des anderen schätzen lernten. Auch hier gilt: Genau die Eigenschaft, der Standpunkt, die Weltsicht, die Art und Weise, gegen die wir uns verwehren, ist die, die wir integrieren sollten, um unser eigenes Leben erfüllter zu machen. Gehen Sie aus, wenn Sie nicht mehr zu Hause auf den anderen warten wollen. Sprechen Sie Ihre Gefühle aus, wenn Sie sich vor zu viel Nähe fürchten.
    140

Die Eiszeit
    Wenn alle Polarisierung vergeblich scheint; wenn keiner gewinnen kann; wenn auch die Unabhängigkeit nicht zum Ziel führt, sondern nur in die Einsamkeit, dann breitet sich langsam, aber stetig eine bleierne Schwere in der Partnerschaft aus. Irgendwann erwischt man sich bei Gedanken wie: Wir sind eigentlich nur noch zusammen wegen der Kinder, der Jahre, des Kredits, der Eltern ... Es ist, als ob die Beziehung nur noch aufgrund äußerer Vereinbarungen besteht, innerlich aber völlig ausgehöhlt ist. Nach den Machtkämpfen und Glaubenskriegen, nach dem stetigen Auseinanderdriften zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit scheint alles Leben zwischen den beiden einer leblosen Starre gewichen zu sein. Jede Beziehung da draußen scheint besser zu sein als die eigene. Langeweile schleicht sich ein, Zusammensein fühlt sich an wie Eingesperrtsein. Wir erfüllen alles mit Routine und fragen uns, ob es das wirklich schon gewesen sein soll. Wir sind für uns und andere erschreckend selbstverständlich ein Paar, aber uns fehlt jedes Gefühl von natürlicher, kraftvoller innerer Verbundenheit. Irgendwie ahnen wir, dass unsere Beziehung sich dem Ende nähert. Wir wissen, so kann es nicht mehr weitergehen, weil wir selbst sonst innerlich absterben.
    Rolf war schon lange verheiratet, Familienvater, erfolgreicher Unternehmer, viel auf Reisen und bekleidete gleich eine ganze Reihe von Ehrenämtern. Rolf hatte immer schon präzise Vorstellungen von seinem Leben gehabt. So war sein Zuhause repräsentativ und seine Frau die perfekte Gastgeberin.
    141

    Sprachgewandt begleitete sie ihn auf allen Geschäftsreisen und tanzte formvollendet mit ihm auf Wohltätigkeitsbällen. Waren sie alleine, sprachen die beiden kaum noch miteinander. Sie schliefen
    in
    getrennten
    Schlafzimmern
    und
    aßen
    unterschiedliche Speisen. Mit einer seiner Mitarbeiterinnen hatte Rolf mittlerweile heimlich ein Kind, gemeinsame Drogenerfahrungen und eine Vorliebe für »Latino-Tanzschuppen mit Po-Anfassen«, wie er es nannte.
    Die

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