Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
verpflichten und von Herzen einlassen.
Wie oft habe ich schon mit Betrogenen den Gang zurück zu den Anfängen ihrer Beziehung gemacht - und wie oft sind wir dort bei Geschichten angekommen wie: »Ich war noch mit einem anderen zusammen, als ich meinen Partner kennen lernte... Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich wollte ...
Ich habe mich förmlich erobern lassen ... Ich habe mich manchmal gefragt, ob das jetzt wirklich der oder die Richtige für mich ist... Ich war mit vielem nicht zufrieden ... Ich habe schon länger an unserer Beziehung gezweifelt...« Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als ob dem, der betrogen wird, gerade bitterlichst das Herz gebrochen wird -meist sieht die innere Wahrheit dieser Beziehung anders aus: Schon oft habe ich ein beschämtes Nicken geerntet, wenn ich jemanden, der gerade von seinem Partner hintergangen oder
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wegen eines anderen verlassen wird, gefragt habe: »Und? Wann sind Sie innerlich aus dieser Ehe ausgestiegen? Wann haben Sie begonnen, nur noch eine vorbildliche Rolle zu spielen? Wann haben Sie angefangen, Ihren Partner anzuzweifeln, ihm Ihr Vertrauen und Ihre ehrliche, von Herzen kommende Zuwendung zu entziehen? «
Der Betrogene ist zuerst gegangen
Wenn der eine geht, ist der andere meist schon längst gegangen. Das ist eine Tatsache, die wir oft nicht wahrhaben wollen. Lieber lassen wir uns zu einer klaren Verurteilung hinreißen: Der, der betrügt, ist böse und der, der betrogen wird, ist gut. Der Betrogene ist meiner Erfahrung nach aber jemand, der sich selbst häufig verrät. Jemand, der nicht wirklich für sich und seinen Glauben einsteht. Jemand, der in sehr hohen und sehr theoretischen Ansprüchen an Partnerschaft und Beziehung verharrt. Jemand, der sich nicht wirklich einlässt auf den real existierenden, fehlerhaften und unzulänglichen Partner. Der Betrogene fühlt sich meist schon lange auf die eine oder andere Art unfreiwillig abhängig von seinem Partner, traut sich aber nicht, dieser Abhängigkeit entgegenzutreten, sich verletzlich zu machen und wieder mutig der eigenen Wahrheit zu folgen und der eigenen Kraft zu vertrauen.
Und der, der betrügt? Häufig schildern die, die fremdgehen, ihre innere Situation so: »Endlich habe ich mich einmal bestätigt gefühlt.
Endlich konnte ich mich einmal fallen lassen. Hier musste ich nicht mehr vor irgendeinem Anspruch
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bestehen...« Ein in eine Dreiecksbeziehung verwickelter Mann zeigte sich in unseren Gesprächen von sich selbst überrascht:
»Am Anfang dachte ich, ich brauchte nur mal wieder guten Sex.
Aber dann habe ich gemerkt, dass in Wahrheit mein Herz auf der Suche war. Zwischen meiner Frau und mir ist es nie richtig warm geworden. Am Anfang war es vielleicht mal heiß - aber nie war es wirklich warm zwischen uns. «
Im Bett eines anderen landen wir meist dann, wenn unsere Gefühle im Innenraum unserer Ehe zu lange angestaut waren.
Wenn wir etwas Wichtiges von uns dort nicht gezeigt und gelebt haben, sucht sich unsere Lebenskraft einen Ausweg. Wie durch ein Leck fließt sie aus unserer Beziehung irgendwann heraus und führt uns direkt dorthin, wo sie wieder eine lebendige Verbindung eingehen kann - wir schlingern hinein in eine Affäre. Die Dreiecksbeziehung entsteht fast immer, wenn wir uns
im
Inneren
vor
unserem
Partner
und
seinem
ausgesprochenen oder unausgesprochenen Druck, unseren eigenen Hemmungen, unserem Gefühl der Unzulänglichkeit und inneren Leere verdrücken; wenn wir nicht wirklich verbindlich und nicht bereit zur Heilungsarbeit sind. Mit einer Dreiecksbeziehung geben wir unserer inneren Angst vor echter Nähe einen äußeren Ausdruck. Der Dritte im Bunde taucht selten zufällig in unserem Leben auf, sondern meist erst dann, wenn wir mit unserem eigentlichen Partner längst in Sprachlosigkeit erstarrt oder in dauernden Machtkämpfen verstrickt sind.
Wenn wir uns dann da draußen endlich wild, lebendig, inspiriert und leidenschaftlich erleben, sind wir auch gleichzeitig resigniert und enttäuscht: »Das alles fehlt unserem Part202
ner... Das haben wir schon so lange vermisst. « Der letzte Satz stimmt. Aber der erste nicht! Das alles fehlt nicht unserem Partner, sondern unserer Partnerschaft - all die Lebendigkeit, Wildheit, Leidenschaft und Inspiration. Wir haben es vermisst. Ja! Und zwar deshalb, weil wir uns all diese Gefühle schon so lange nicht mehr erlaubt haben. Wir sind auf Nummer sicher gegangen, haben uns angepasst, haben runtergeschluckt,
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