Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
Vom Netzwerk:
entlocken uns ein Lächeln oder einen unerwartet erotisierten Zug um den Mund. Aber dann schauen wir auf das eintönige Jetzt und träumen Träume von aufregenden und unvorhersehbaren Begegnungen. Wir fühlen uns wie der Ex-Minister, der Sehnsucht nach dem Leben hatte.
    194

    Kaum werden uns diese Träume bewusst, verbieten wir uns meist auch schon, sie weiterzuträumen. Damit die täglichen Defizite unserer Partnerschaft nicht zu beschwerlich werden, verdrängen wir die Träume gleich wieder in die Tiefen unseres Eisbergs und durchforsten lieber die Fernsehzeitung nach einem fesselnden Abendprogramm.
    Aber dann taucht plötzlich, scheinbar unerwartet, ein Fremder in unserem Leben auf - und aus heiterem Himmel fühlen wir uns wie reanimiert. In der Begegnung mit ihm oder ihr scheinen all unsere Grenzen von uns zu fallen, sind wir bereit für ein Abenteuer. Endlich können wir wieder hoffen, träumen wir davon, uns wieder ganz hinzugeben, endlich wieder zu lieben und zu leben. Häufig erleben wir beim so genannten Fremdgehen eine Intensität der Gefühle und eine Befreiung der Sexualität, wie wir sie selten vor - meist auch nicht in - unserer Ehe gekannt haben. Wir fühlen uns wie elektrisiert, alles in uns ist voller Lebendigkeit und Lebenskraft. Unser Körper pulsiert vor Leidenschaft, und ein latenter Strom von Auf- und Erregung hebt uns empor aus dem trübsinnigen Alltag. Es ist, als ob endlich eine Schneise in den dumpfen Nebel unseres normalen Ehe-, Familien-und Beziehungslebens geschlagen würde.
    Wir können nichts wirklich bestimmen, nichts wirklich planen oder gar in unsere alltägliche Routine integrieren. Erwartungsvoll fiebern wir auf das nächste Telefonat, die nächste Begegnung, die nächste Berührung hin. Der geheime Liebhaber oder die heimliche Geliebte wirken wie Insulin bei einem Zuckerkranken - wir brauchen immer wieder eine Dosis, sonst droht unser Spiegel der Lebendigkeit abzusin195

    ken. Ohne Nachschub drohen wir wieder unterzugehen in der alten, unerträglichen Routine, in der Bedeutungslosigkeit eines Durchschnittslebens, scheint es, als müssten wir zurückkehren in die Gefangenschaft - dorthin, wo wir uns schon unzählige Male gefragt haben: »Soll das wirklich alles gewesen sein?«

Die heimliche Liebe als Lebenselixier
    Mit unserer heimlichen Affäre sind wir nicht mehr länger hoffnungs- und ahnungslos. Mittlerweile sind wir eingeweiht und wissen, dass etwas ganz anderes spannend ist als die alte, heimelige Routine. Geradezu high werden wir in der Ungewissheit des Neuen und Verbotenen. Solches Risiko sorgt für Adrenalinschübe und dafür, dass uns das Herz wieder bis zum Halse pocht. Unsere Geliebten sind rationiert, limitiert, unerlaubt und geheim. Jedes Wort, jede Begegnung, jede Berührung ist kostbar, von Seltenheitswert, Besonderheit, voller Risiko, ein bisschen verboten, ein bisschen gefährlich. Mit jedem Wort, mit jeder Begegnung und Berührung müssen wir so wachsam sein wie ein Bankräuber zwischen Bewegungsmeldern und Alarmauslösern. Wollen wir doch alles von dieser Rarität bis aufs Letzte auskosten und müssen wir es gleichzeitig geheim halten. Erleichterung verschaffen wir uns höchstens mal bei der guten Freundin oder einem treuen Vertrauten, ansonsten muss unser Glück immer wieder still in uns hineinimplodieren, darf es sich auf keinen Fall nach draußen in die Alltagswelt entladen.
    196

    Denn da draußen wartet unser Partner, warten unsere Kinder, wartet unsere Familie - wartet damit vor allem Schuld auf uns.
    Schwelgten wir gerade mit unserem heimlichen Geliebten noch in den höchsten Höhen, ereilt uns jetzt nur beim Gedanken an unsere Familie schon das schlechte Gewissen. Labten wir uns gerade noch an dem Lebenselixier unserer Affäre, wirken diese Hochgefühle, kaum sind wir zurück im trauten Heim, auch schon wie Gift. Einst hatten wir auch hier Träume, aber was ist uns von ihnen geblieben?
    Zu Hause ist ein Ort hehrer Ansprüche, sicherer Gewohnheit, trauriger Niederlagen und entnervter Resignation. Hier hatten wir so manches zwar schon lange satt, aber jetzt, da wir unseren Hunger woanders so herzhaft gestillt haben, kommen wir uns bei unserer Heimkehr auf einmal vor wie Verräter. Hier hatten wir versprochen, Verantwortung zu tragen, stattdessen haben wir Schuld auf uns geladen und nun Angst vor den Konsequenzen unseres heimlichen Tuns. Hier hatten wir Pflichten und wollten für immer für die anderen sorgen, stattdessen haben wir uns abgewendet und uns

Weitere Kostenlose Bücher