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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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Verlagerung des eigentlichen Problems.
    Wenn Männer zu mir kommen, vergleiche ich die Trennung häufig mit einem Platzwechsel beim Tennismatch: Geht die Vorhand ständig ins Netz, wird der Spieler das Problem wohl kaum lösen, indem er einfach den Gegner und den Tennisplatz wechselt. Auf einem neuen Platz, mit einem neuen Netz, einem neuen Gegner, aber einer alten überrisse214

    nen Vorhand wird das Spiel nun mal nicht besser. Beim Tennis bleibt bei einem lange falsch eintrainierten Bewegungsablauf nur eins übrig: Der Schlag muss umtrainiert, die Spieltaktik oder der Abstand zum Ball verändert werden. Aber wenn in unseren Beziehungen der Ball zu oft ins Netz geht, versuchen wir es heutzutage immer schneller, immer häufiger mit Platzwechsel und einem neuen Spielpartner. So finden wir vielleicht Erleichterung, Abwechslung und neue Erfahrung, aber wir verbessern unser Spiel nicht. Das macht uns mit der Zeit leer und frustriert.
    Wir gehen nur selten, weil uns der andere einfach egal ist. Wir gehen meistens - erst recht, wenn es nicht das erste Mal ist -, weil wir hoffnungslos und resigniert sind. Weil wir nicht mehr wissen, wie wir den Ball übers Netz bringen sollen, wie wir eine Lösung finden sollen für etwas, das uns unerträglich erscheint. Meist haben wir mit unserem Partner einen schmerzlichen oder verletzenden Ablauf unzählige Male durchlebt und durchlitten - ohne irgendeine Aussicht auf Veränderung oder Lösung. Dabei ist unsere Beziehung langsam ausgeblutet oder zu einem Schlachtfeld verkommen. Wenn wir uns dann trennen, haben wir das Gefühl, Abstand sei unser einziger Ausweg, um nicht weiter verletzt oder erdrückt zu werden.
    Trennung wirkt wie Rettung. Endlich können wir wieder atmen.
    Endlich kehrt Ruhe ein, ist der bösartige Kreislauf unterbrochen.
    Endlich lässt der Schmerz nach. Trennung erscheint uns wie eine Insel im Ozean, nachdem wir Schiffbruch erlitten haben. Endlich wieder Boden unter den Füßen. Aber dann, nachdem wir einen Moment verschnauft,
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    die ersten Wunden geschlossen und zu neuen Kräften gefunden haben, schauen wir uns um. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir feststellen, dass wir auf unserer Insel feststecken. Manchmal stranden wir gleich zu zweit mit unserem ehemals heimlichen Geliebten, für den wir uns getrennt haben. Manchmal werden wir schnell gerettet von einer neuen Liebe, die wir auf unserer Insel kennen lernen. Aber wann immer wir den Weg zurück aufs Festland zu unseren Kindern, unseren Familien, unseren alten Freunden, in unser Alltagsleben antreten wollen, liegt wieder der endlose Ozean voller alter Muster und Gewohnheiten vor uns, den es zu durchqueren gilt.

Die Chancen der Trennung
    Da wir auf jeden Fall zurückmüssen zu dem Moment, an dem es in unserer Beziehung nicht weiterging, um ihn uns bewusst zu machen und unseren Teil darin zu transformieren, ist Trennung nicht die Lösung unseres Problems. Wenn sie uns aber schließlich als einziger Ausweg erscheint, dann sollten wir sie wenigstens als Dienerin auf unserem Weg der persönlichen Entwicklung und Heilung nutzen. Wenn wir die Trennung nicht verurteilen, sondern uns ihr widmen, können wir die beiden ihr innewohnenden großen Chancen erkennen: Vielleicht werden wir durch den abrupten Schnitt der Trennung gezwungen, Dinge zu tun, die wir uns vorher nicht getraut oder nicht erlaubt haben.
    Wenn wir dies bewusst tun, können wir uns erweitern und völlig neue Fähig216

    keiten entwickeln. Darüber hinaus schafft uns die Trennung aber auch Raum und Zeit zur Rehabilitation. Im Rückzug, im Sein mit uns selbst ohne den anderen, können unsere Wunden heilen und unsere Herzen sich beruhigen. Wenn wir nach einiger Zeit wieder bei Kräften sind, warten allerdings garantiert die einstige Lernaufgabe und Entwicklungschance wie eine Hürde auf uns, die wir bisher nicht nehmen konnten, aber auf dem Weg unseres Wachstums nehmen müssen.
    Vielleicht sind wir gegangen, weil unser Partner zu oft unsere Grenzen übertreten hat. Die Trennung hat dann genau für diese Grenze gesorgt. Manchmal haben Scheidungsanwälte uns unsere eigenen Möglichkeiten und Rechte zeigen und für sie kämpfen müssen. Aber irgendwann nach einer Weile werden wir feststellen, dass uns diese Abgrenzung von Außen nur Aufschub gewährt hat, dass am Ende wir unsere Hausaufgaben doch selbst machen müssen: Wir müssen lernen, selbst gut für uns zu sorgen, selbst Grenzen zu setzen, selbst nicht Ja zu sagen, wenn wir Nein meinen. Sonst ist es nur

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