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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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den Beinen halten konnte und mich etwas weiter aufs Eis wagte. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Mit nach vorn gebeugtem Rücken, meine wackligen Beine zu einem X geformt und mit rudernden Armen schlurfte ich wie ein neugeborenes Kalb über das Eis. Und obwohl mich niemand anrempelte, fiel ich beinahe wieder hin – beinahe, wenn da nicht dieser starke Arm gewesen wäre, der mich beim Rückwärtsfallen abfing.
    „Hoppla!“, sprach der junge Mann, dem der kräftige Arm gehörte und an dem ich mich wie an einem Stück Treibholz festklammerte, denn ich kam gleich wieder ins Wanken. Schuld daran waren seine Augen, die mich kristallklar anstrahlten. Dieser Typ war so heiß, dass ich dahinschmolz und mich wunderte, dass das Eis unter meinen Füßen nicht das Gleiche tat. Mit einer lässigen Handbewegung streifte er sich die Fellkapuze seines Anoraks vom Kopf, lächelte beharrlich, während sein Atem kleine Wölkchen formte, die um meine warmen Wangen wehten. Sein Anblick, brachte mich erneut zum Straucheln, ich spürte, wie er mich mit beiden Händen festhielt und mich ein wenig näher an sich heranzog. Eine Hilfestellung, die mich vor einem weiteren Sturz aus den Wolken bewahrte. Denn mein galanter Helfer sah mit seinen schulterlangen blonden Haaren aus wie ein Rauschgoldengel, wie ein Geschenk des Himmels, zwar ohne Flügel, ohne Posaune, dafür mit stattlicher Figur, einem Dreitagebart, einer markanten Nase, schönen weißen Zähnen, einem Grübchen am Kinn und graublauen Augen, die mich lustig-verschlagen anlächelten. Ja, diese Augen konnten lachen, die kleinen Fältchen zeugten davon, dass er das öfters tat. Dass es ihm eine Gewohnheit war, fremde Menschen anzulächeln, ihnen ein Lächeln zu schenken. Ich lächelte zurück, ganz zaghaft, und fragte ihn mit verklärtem Blick und Ehrfurcht in der Stimme: „Wer bist du? Wo kommst du her?“ Ich war wie entrückt, von einer lieblichen Hingabe erfüllt. Sanft berührte ich seine Wange, als müsse ich mich von seinem Vorhandensein überzeugen, mich vergewissern, dass sein Lächeln, seine Worte, seine Aufmerksamkeit auch wirklich mir galten.
    „Ich heiße Augustin und komme aus München, aus Schwabing, um genau zu sein.“
    „München“, wiederholte ich versonnen, als hätte ich dieses Wort noch nie gehört. „Was machst du hier?“, hauchte ich ihm noch zu.
    „Schlittschuhlaufen .“ Seine Augen funkelten schelmisch, sein Lachen war herzhaft, als würde er mich auslachen.
    Spätestens da kam ich wieder zu Verstand. Ich nickte einsichtig und blickte mich skeptisch suchend um: nach einer Engelsfrau mit blonden Locken, einer durchtrainierten Figur und einem hübschen Gesicht. Ich war mir sicher, dass sie greifbar nah war. Keine vernünftige Frau, lässt einen solchen Mann allein – nicht hier auf dem Glatteis. Bestimmt wird sie gleich im schneidigen Tempo angeprescht kommen und mich aus der Spur schubsen, dann falle ich wieder hin und sitze wieder auf dem Boden der Tatsachen – da, wo ich hingehöre. Also lächelte ich entschuldigend, als hätte ich mich nur versehentlich an ihn geklammert, irrtümlich in seine Augen geschaut und unberechtigt seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen.
    Aber warum hielt er mich dann noch fest? Nächstenliebe? Verantwortungsbewusstsein? Mitleid? Und schon hatte er sich herausgemogelt, dieser Satz, der einsatzbereit auf meinen Lippen lauerte.
    „Bist du allein hier?“
    „Nein“, sagte er, „mit ein paar Freunden, aber die sind an der Bar und haben schon eine Menge Glühwein intus. Ich glaube, die sind schon voll wie die Eimer.“
    „ Wenn eine hübsche junge Frau zum Schlittschuhlaufen geht, dann würde sie sich nicht mit Glühwein betrinken, so dass sie nicht mehr auf ihren Beinen stehen kann“, spekulierte ich waghalsig und bedankte mich für diese Auskunft mit einem Lächeln.
    „Darf ich dir das Schlittschuhlaufen beibringen?“, fragte mich Augustin und bot mir im gleichen Moment seinen rechten Arm als Stütze an, ich hakte mich unter und so schlitterten wir langsam über das Eis. In diesem Augenblick wünschte ich mir, dass die Zeit stehenbleibt. Alles fühlte sich so wunderbar an. Einen attraktiven Mann an meiner Seite zu haben, seine Nähe zu spüren. Beinahe ängstlich behielt ich die große Uhr in der Halle im Auge, die gnadenlos meine schöne Zeit heruntertickte. Noch zwei Stunden.
    G enieß diese Zeit in vollen Zügen, alles kann so schnell vorbei sein, dachte ich und hielt mich daran.
    Wie benahmen uns wie

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