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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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Bewegungen, lausche seiner Stimme, atme seine Worte.
    Vielleicht sollte ich ihn fragen, ob ich ihn nach Hause begleiten darf, schoss es mir noch ganz unorthodox durch den Kopf, als wir in der Dunkelheit vor dem Eisstadion standen.
    Während ich unentschlossen auf meiner Unterlippe herumkau te, blickte Augustin in den sternenklaren Himmel, lächelte zufrieden, ohne meinen Blick zu bemerken, der ihn mit sehnsüchtigem Verlangen taxierte.
    Beiläufig fragte er mich, wo ich wohne und wann die nächste U-Bahn fahren würde, dabei spazierte er langsam mit mir los und legte wärmend seinen Arm auf meine Schulter.
    „In 25 Minuten“, sagte ich.
    „Ich werde dich begleiten“, antwortete er entschieden.
    1 .500 Sekunden, die wir noch gemeinsam verbringen können, dachte ich, während wir schweigend und aneinander gekuschelt vom Prinzregentenplatz zur Station liefen und uns die Schneeflocken vor der Nase herumtanzten, als hätte Frau Holle ein wohlwollendes Auge auf uns geworfen.
    „Was wünscht du dir eigentlich zu Weihnachten?“, unterbrach Augustin die Stille.
    Ich wünsche mir, dass du noch etwas länger bei mir bleibst, dass du mir die Chance gibst, dich besser kennenzulernen, hätte ich am liebsten losposaunt.
    Aber das war anmaßend, zu viel verlangt, geradezu unverschämt. Also übte ich mich in Bescheidenheit: „Wenn du mich vor ein paar Stunden gefragt hättest, da hätte ich mir gewünscht, dass die Weihnachtszeit so schnell wie möglich vorbeigeht… aber jetzt, jetzt weiß ich gar nicht, was ich darauf antworten soll, weil heute so ein schöner Tag war … dafür möchte ich dir danken,“ sagte ich stattdessen.
    Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, blieb Augustin abrupt stehen, b etrachtete mich nachdenklich, bevor er mich wortlos ganz fest an sich drückte.
    Zeit bleib stehen! schrie mein Inneres in diesem Moment. Ich schloss meine Augen und öffnete sie erst wieder, als er mich wieder ansprach. Er sprach leise, ganz so, als wäre ich ein Kind, das die Zusammenhänge des Lebens noch nicht begriff.
    „Ich verstehe dich, Leila, aber du darfst Weihnachten nicht verfluchen, bestrafe dich nicht selbst . Damit tust du dir keinen Gefallen. Du kannst das Geschehene nicht mehr rückgängig machen und die Weihnachtszeit kannst du für die Tragödie deiner Eltern auch nicht verantwortlich machen. Es hätte zu jeder anderen Jahreszeit passieren können.“
    Ich war den Tränen nahe, als er das sagte , und versuchte  abzulenken.
    „Und was wünschst du dir zu Weihnachten?“
    Augustin lächelte, streckte den Kopf gen Himmel und ließ sich die dicken Schneeflocken ins Gesicht rieseln.
    „Ich wünsche mir ein schönes Weihnachtsfest, mit Tannenbaum, Kerzen, Weihnachtsmusik und all dem ganzen Drumherum, ich weiß, das klingt furchtbar kitschig, aber ich wünsche es mir, weil ich es schon lange nicht mehr erlebt habe, und weißt du, was ich mir noch wünsche?“
    Gleichsam fasziniert, wie ich Augustin betrachtete, schüttelte ich den Kopf, weil er seine Augen geschlossen hatte, als würde er das Gewünschte herbeibeten.
    „…ich wünsche mir, dass ich das Weihnachtsfest mit einem lieben Menschen ver bringen kann.“
    „Und wer soll das sein?“, bröckelte ich meine Laute zusammen.
    Ich bekam keine Antwort auf meine Frage. Augustin schmunzelte geheimnisumwittert, nahm meine Hand und wir gingen weiter. Er begleitete mich nicht nur zur U-Bahn-Station, nein, er brachte mich sogar bis vor meine Haustüre. Unschlüssig standen wir uns bei unserer Verabschiedung gegenüber. Ich stampfte vor Kälte von einem Bein auf das andere, Augustin rieb sich die kalten Hände. Zögerlich rückte ich mit der Sprache heraus.
    „Magst du noch zu mir rauf kommen? Es war so ein schöner Tag, ich möchte jetzt nicht allein sein… wenn du willst, mache dir noch eine heiße Milch mit Honig, oder einen Kaffee, wenn du magst.“
    Augustin schüttelte den Kopf. „Nein, besser nicht, ich muss morgen ganz früh raus, weil ich einen wichtigen Termin habe, aber wenn du magst, können wir uns morgen treffen, zum Kaffeetrinken .16.00 Uhr bei dir?“
    „Oh, das wäre schön! Magst du Weihnachtsplätzchen?“, rutschte mir raus , „ …selbstgebackene“, schob ich noch schüchtern hinterher.
    Erst als mich Augustin verdutzt anstarrte, ganz so, als hätte ich ihm angeboten, gemeinsam eine vietnamesische Komödie im Originalton anzugucken, wurde mir mein Angebot bewusst. Ich wollte Weihnachtsplätzchen backen?
    „Kannst du das?“, fragte mich

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