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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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verschiedenen Teigsorten zubereitete, summte ich leise die Weihnachtslieder aus dem Radio mit : „ … am Kamin ist ein Plätzchen, das gehört meinem Schätzchen… (äh, Kätzchen)… wir fühlen uns ganz wie Augustin und Leila“, krähte ich lauthals dazwischen, „…wandern durch den weißen Winterwald…“
    Nach vier Stunden war die Weihnachtsbäckerei vollbracht. Nun lagen sie da, all die Weihnachtsplätzchen. Knuspriges Naschwerk, verlockend duftend, aufwendig verziert und überwiegend in Herzform ausgestochen. Zehn große Kuchenbleche voller Weihnachtsgebäck. Wer soll das alles essen? Augustin? Was ist, wenn er gar nicht kommt? Mir fehlte gottlob die Zeit, diesen Gedanken weiter auszubrüten. Ein prüfender Blick auf die Uhr zwang mich zum Handeln. Ich musste mich sputen. Noch zwei Stunden! In dieser Zeit musste es mir gelingen, die Küche aufzuräumen, in der übrigen Wohnung Ordnung zu schaffen, mich hübsch zu machen und mir etwas Ordentliches anzuziehen.
    Was soll ich überhaupt anziehen, fragte ich mich, als ich zwei Stunden später ratlos vor meinen Kleiderschrank stand und es bereits an der Tür klingelte. Mehr reflexartig als wohlüberlegt griff ich nach meinen Norwegerpullover, den man auch als Minikleid tragen konnte. Die Vorder- und Rückseite des Pullovers ist mit großflächigen Stickereien verziert: zwei Rentiere, die schmusend im Schnee stehen.
    Mit klopfende m Herzen drückte ich auf den Türöffner. Ich hörte das Summen der Haustür, eilige Schritte. Ich beugte mich über das Treppengeländer.
    „Nur der Nase nach!“, rief ich hinab.
    Augustin spurtete die Treppe hinauf. Gleich zwei Stufen auf einmal nehmend.
    „Hm, das riecht ja köstlich!“, keuchte er außer Atem. Und tatsächlich, im ganzen Treppenhaus duftete es nach meinen Plätzchen. Er schloss mich zur Begrüßung überschwänglich in seine Arme und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
    Warum nicht auf den Mund , wollte ich gerade denken, als seine Lippen meinen Mund berührten. Die Flasche Rotwein, die er mir als Gastgeschenk überreichte, nahm ich gar nicht wahr.
    Stolz führte ich Augustin durch meine Wohnung, zeigte ihm das Wohnzimmer, den Balkon und mein antiquiertes Badezimmer. Das Schlafzimmer zeigte ich ihm natürlich nicht, das erschien mir zu anzüglich, stattdessen führte ich ihn mit einer feierlichen Geste in meine blitzblanke Küche, wo ich alle Plätzchen auf Weihnachtstellern liebevoll dekoriert hatte. Um genau zu sein, waren es genau fünfundzwanzig.
    „Wer soll das alles essen?“, fragte er euphorisch.
    Umgehend versuchte ich, mich in den Schwung der Begeisterung einzuverleiben.
    „Du natürlich!“, sagte ich lachend.
    „Wir!“, verbesserte er. „Wir essen sie alle auf, bis wir platzen! “
    Augustin bemerkte in diesem Augenblick nicht, wie ich ihn verblüfft anstarrte, weil er damit beschäftigt war, all meine Plätzchen zu begutachten und dabei lustvoll mit den Augen rollte. Er hat WIR gesagt, schoss es mir durch den Kopf, während ich ihm andächtig dabei zusah, wie er genussvoll an einem meiner Plätzchen knabberte und sich die Finger ableckte.
    „ Die reichen noch bis nächstes Jahr“, behauptete er.
    „ Ja“, fiel ich ihn ins Wort. „Da könnten wir noch nächstes Jahr davon essen.“ Bei dem letzten Satz zuckte ich unmerklich zusammen. Was hatte ich da jetzt gesagt? Bin ich noch ganz bei Trost? Ich wagte es in diesem Moment nicht, Augustin auch noch dabei anzugucken, war froh, dass das Kaffeewasser kochte. Eine willkommene Ablenkung, dass sich die Dampfplauderei meiner Sehnsucht in echtem Wasserdampf auflöste. Ich hatte den Wasserkessel bereits in der Hand und konzentrierte mich auf Befüllen des Kaffeefilters.
    „Ja, du hast Recht, da können wir noch nächstes Jahr davon essen… rein theoretisch natürlich.“ Augustin ließ den Satz in der Luft hängen.
    Ja klar, praktisch, wäre auch zu viel verlangt, dachte ich ernüchtert, während ich weiter den Kaffee aufbrühte und mich über meine Torheit ärgerte.
    „Ich meine…“, nahm er den Faden plötzlich wieder auf, „ob sich das Gebäck solange hält, die werden doch steinhart? Oder?“
    „Aber nicht, wenn ich sie in Keksdosen aufbewahre“, versicherte ich so eisern, als hätte ich Angst, dass er an meiner Behauptung zweifeln könnte.
    Nein, hier ging es nicht um das Aufbewahren von Knuspergebäck, hier ging es um das Aufbewahren von Hoffnungen und aufkeimenden Gefühlen. Meine Gedanken schlugen Purzelbäume, meine Zuversicht

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