Liebe die bleibt
setzte mir einen Floh ins Ohr. Ich versuchte, meine Euphorie zu zügeln und konzentrierte mich auf das Kaffeekochen. Meine Hand zitterte leicht, als ich begann, das kochend heiße Wasser in den Kaffeefilter zu gießen.
„Ich sollte dir eine Kaffeemaschine zu Weihnachten schenken“, witzelte Augustin und deutete auf meinen antiken Kaffeefilter.
Wieder so eine Andeutung, die m ein Herz ins Holpern bringt. Ist sich dieser Mann eigentlich bewusst, was er da sagt? Ist er sich im Klaren darüber, dass er mich mit hoffnungsfrohen Verbindlichkeiten ködert? Und was soll ich jetzt darauf antworten?
Ich stierte in den Kaffeesatz, als könne ich daraus lesen.
„Das ist lieb von dir, aber ich möchte keine Kaffeemaschine, der Kaffee schmeckt auf die altmodische Art aufgebrüht viel besser – du kannst dich gleich davon überzeugen“, fügte ich noch hinzu, nahm die Kaffeekanne und deutete mit einer einladenden Handbewegung ins Wohnzimmer.
„Du hältst an alten Werten fest . Das gefällt mir“, sagte er anerkennend, während ich Kaffee in die Tassen füllte und versuchte, das verräterische Zittern meiner Hand zu verbergen.
„Ja, ich halte daran fest, weil sie mir Sicherheit und Geborgenheit vermitteln , Gefühle, die nicht mit Geld aufzuwiegen sind“, sagte ich selbstbewusst.
Ich wich Augustins aufmerksame m Blick gleichwohl verlegen aus, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, eine meiner Marotten offenbart zu haben. Augustin lächelte meine Zweifel weg, genauso unbewusst, wie er meine Zuneigung zu ihm herbeilächelte. Ganze zwei Stunden verbrachten wir in vertrauter Zweisamkeit am Kaffeetisch, wobei ich Augustins Erzählungen wie ein Kind dem Märchenerzähler lauschte. Wenn sich unsere Blicke kreuzten, glaubte ich, den Austausch von erotischen Begehrlichkeiten zu spüren. Dann genoss ich den prickelnden Schauer, der meinen Körper erfasste, folgte den verlockenden Bildern, die sich im Zeitraffertempo in meinem Kopf abspielten. Blieb verträumt an seinem Mund hängen und stellte mir vor, wie sich seine Lippen auf meiner Haut anfühlten, und dann bedauerte ich, dass ich mir über die Sitzordnung nicht mehr Gedanken gemacht hatte. Warum hatte ich mich so unvorteilhaft platziert, saß im gegenüber, statt neben ihm zu sitzen. Dann hätte er mich vermutlich schon längst in den Arm genommen, ich könnte an seinen Oberkörper gekuschelt seinen Erzählungen lauschen, seine starken Arme spüren. Allein dieser Gedanke, sorgte für einen erneuten Hormonstoß. Wie sehnte ich mich danach, diesen Mann zu berühren, in zu riechen, zu schmecken, ihn auszukosten. Trotz meiner gedanklichen Abschweifungen hörte ich Augustin aufmerksam zu. So erfuhr ich einige wichtige Details aus seinem Leben, die mich aufforderten, mich auch weiterhin in meinem angestauten Wunschdenken zu suhlen. Ich stellte bewusst keine Fragen, die seine Lebensumstände betrafen, sondern wartete geduldig ab, bis er mit der Sprache herausrückte. So erfuhr ich, dass er mit einem ehemaligen Schulfreund in einer Schwabinger Altbauwohnung lebte, wurde hellhörig, als er erzählte, dass dieser Freund in einigen Monaten nach Kanada auswandern wolle und die Wohnung für Augustin viel zu groß und natürlich dann auch viel zu teuer wäre. Ich nahm diese Information mit einem inneren Jubelschrei zur Kenntnis.
Er hat keine Freundin, er hat keine Verpflichtungen … er ist frei! tönte meine innere Stimme.
Diese Botschaft versetzte mich in einen Rausch der Glückseligkeit, so dass ich manchen weiteren Einzelheiten aus Augustins Leben keine besondere Beachtung schenkte und die Tatsache, dass Augustin keiner regelmäßigen Arbeit nachging, als belanglos verbuchte. Seine zukünftigen Pläne erschienen mir weitaus bedeutender als seine gegenwärtige Situation, und die sah nach seinen Informationen nicht besonders rosig aus. Augustin träumte davon, sich mit einer eigenen Event-Agentur selbstständig zu machen, Großveranstaltungen zu managen und natürlich das große Geld zu verdienen. Das bedurfte nicht nur einschlägiger Kontakte, sondern auch finanzieller Mittel, über die Augustin noch nicht verfügte, wie er betonte. Zurzeit jedoch hielt er sich mit kleineren Veranstaltungen über Wasser. Dazu zählten: Hochzeiten, Junggesellenabschiede, Neueröffnungen von Läden oder Gastwirtschaften. Das dafür vorhandene Budget reichte selten aus, um langfristige Reserven anzulegen, manchmal musste er seinem Geld hinterherlaufen, manchmal blieb der Auftraggeber sogar die
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