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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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nicht gestellt hat. Nein, es war keiner dabei, stelle ich grinsend fest.
    „Ich habe Angst, dass ich mich aus der Normalität entferne. Seit einigen Jahren esse ich allein… schlafe ich allein…“
    Seine Augen leuchten. An letzteren Satz gilt es anzuknüpfen, denkt Uwe.
    Ich lächle mildtätig und weiß bereits, welche Frage jetzt folgen wird.
    „Wie lange schläfst du schon allein?“, erkundigt sich Uwe. Er klingt sehr besorgt, beinahe bestürzt.
    „Seit längerem“, antworte ich, während Uwe abgelenkt zur Seite blickt und die beiden jungen Frauen sehr aufmerksam fixiert, die gerade am Nebentisch Platz genommen haben. Zwei hübsche Blondinen, die seine Töchter sein könnten und kichernd ihre iPhones in den Händen halten.
    „ So lange“, orakelt Uwe abwesend. „Dabei siehst du gut aus, obwohl ich dachte, dass du jünger bist. Auf deinem Foto siehst du jünger aus.“
    „Ich bin mindestens zwölf Jahre jünger als du“, werfe ich ein, wobei ich verfolge , wie Uwe sich mit unbewusstem Machismo in seinem Stuhl zurücklehnt, mit den Oberschenkeln nervös herumzuckt und die beiden Mädchen musternd beäugt. Beide Mädchen lachen, weil sie offensichtlich etwas Spaßiges auf ihrem Handy entdeckt haben. Sie sind ja fast noch Kinder. Für eine Millisekunde blickt eine von ihnen lachend zu unseren Tisch hinüber. Ein verirrtes Lächeln, das Uwe in seiner Einfalt als Flirtversuch begreift, während ich mein Glas anlächle und überlege, ob ich ihm den Rotwein nicht auf sein weißes Hemd schütten soll. Ich fühle mich gedemütigt und zutiefst verletzt. Ich bin gerade mal dreißig Jahre alt und dieser Affe wagt es, nach jungen Mädchen zu glotzen, während wir uns hier zum Kennenlernen verabredet haben. Was soll ich jetzt tun? Wie kann ich es so einem Kerl heimzahlen? Ihm einen Denkzettel verpassen, ohne dass der Typ sich auch noch einbildet, dass ich eifersüchtig sei. Aufstehen und hocherhobenen Hauptes davonstöckeln? Nein, auch das halte ich nicht für angemessen. Dann kommt mir eine Idee. Lächelnd nehme ich Kontakt zu den beiden Mädchen auf.
    „Hallo, ihr beiden“, sage ich : „Darf ich euch mal kurz was fragen?“ Uwe scheint das zugleich zu irritieren und anzuregen, beseitige ich doch für ihn den Abstand zu den blutjungen Dingern. Seine Augen mustern mich mit lebhafter Vorfreude. Dass sie so blutjung sind, scheint bei ihm jede Höflichkeit außer Kraft zu setzen. Die beiden Mädchen nicken mir unvoreingenommen zu und blicken mich neugierig an.
    „Wie alt seid ihr eigentlich?“, will ich wissen.
    „Siebzehn, warum?“, antworten beide synchron, wobei ihre Augen abwechseln zu mir und meinem Begleiter huschen. Ich kann ihnen von den Augen ablesen, dass sie jetzt denken, dass ich von einer Modelagentur oder vom Film bin und sie zu Probeaufnahmen einladen will. Es tut mir beinahe leid, sie enttäuschen zu müssen. Aber das Leben ist nun mal kein „Wunschkonzert“, sondern eher das „kleine Fernsehspiel“.
    „Wie gefällt euch mein Tischnachbar?“, frage ich ohne Umschweife. Beide Mädchen werfen Uwe einen verstörten Blick zu und zucken ratlos mit den Schultern.
    „Was soll das?“, mischt sich Uwe ein und straft mich mit verständnisloser Strenge. Er klingt verunsichert, lächelt aber trotzdem, ein Lächeln, das um Gnade fleht.
    „Na, was ist?“, hake ich weiter nach und deute mit einer abfälligen Kopfbewegung auf Uwe. „Der Mann bildet sich nämlich ein, er hätte Chancen bei euch.“
    Beide Mädchen prusten lautstark los.
    „Der könnte unser Vater sein… ne ee, wir stehen nicht auf alte Männer… Ist das die versteckte Kamera?“
    „Nein “, sage ich lachend, „eher eine Sozialstudie über die Einfältigkeit alter Männer.“
    Dann wende ich mich noch mal Uwe zu.
    „Wenn ich bei Google ‚Idiot‘ eingebe, stünde dein Name bestimmt an erster Stelle.“ Und noch während ich es sage, stehe ich auf, krame hastig einen 20-Euro-Schein hervor und lege ihn den Mädels auf den Tisch.
    „Hier, für euch, eine alte Frau dankt für eure Hilfe.“
    Als ich vor dem Lokal stehe muss ich plötzlich loslachen, ein Lachanfall, der sich übergangslos in einem Wutanfall verwandelt und einige Passanten auf mich aufmerksam macht.
    „Darf ich mitlachen?“, fragt mich eine ältere Dame.
    „Nein, es ist eher zum Weinen“, erwidere ich kopfschüttelnd. Wie ein schnaufendes Dampfbügeleisen trete ich den Heimweg an. Meine Gefühlswallungen treiben mich dazu, mich sofort an den PC zu setzen und einen

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