Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
auf beiden Enden der Eisfläche waren noch beleuchtet.
»Meine Damen und Herren, die Seattle Chinooks«, dröhnte eine Männerstimme aus den Lautsprechern an der riesigen Video-Anzeigetafel. Die Fans flippten aus, und begleitet von Jubel und Gekreische kam die Heimmannschaft aufs Eis gelaufen, deren weiße Trikots in der Dunkelheit schimmerten. Von ihrem Platz aus, mehrere Reihen über der blauen Linie, ließ sie den Blick über die Trikots schweifen, bis sie auf einem Rücken den Namen KOWALSKY entdeckte, der in Blau über der Nummer elf gedruckt war. Ihr Herz schwoll vor Stolz und Liebe an. Der große, kräftige Mann, der sich den weißen Helm tief in die Stirn gezogen hatte, gehörte zu ihr. Das Gefühl war so neu, und sie konnte nur mit Mühe fassen, dass er sie liebte. Seit seinem Abschiedskuss hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen und seitdem schreckliche Momente durchgemacht, in denen sie gefürchtet hatte, dass sie sich die vergangene Nacht nur erträumt hatte.
Selbst aus dieser Entfernung konnte sie erkennen, dass er Schutzpolster auf den Schultern und unter den gerippten Socken trug, die seine Beine bedeckten und bis unter seine Shorts reichten. Den Eishockeyschläger hielt er mit großen, gepolsterten Handschuhen fest und wirkte so unüberwindbar
und massiv, dass er seinem Spitznamen »The Wall« alle Ehre machte.
Die Chinooks glitten von Torpfosten zu Torpfosten und blieben in einer geraden Linie in der Mitte stehen. Die Lichter gingen an, und die Phoenix Coyotes wurden angekündigt. Doch als sie aufs Eis kamen, wurden sie von einer Arena buhrufender Chinook-Fans empfangen. Georgeanne hatte großes Mitleid mit dem gegnerischen Team und hätte sogar aus Solidarität gejubelt, wenn sie nicht um ihre Sicherheit hätte fürchten müssen.
Je fünf Spieler aus jedem Team blieben stehen und nahmen ihre Positionen ein. John glitt in den Anspielkreis in der Spielfeldmitte, setzte das Schlägerblatt aufs Eis und wartete.
»Versohlt ihnen den Arsch, Jungs«, schrie Ernie, sobald der Puck eingeworfen wurde und der Kampf begann.
»Grandpa Ernie!«, stieß Lexie entsetzt hervor. »Das sagt man nicht.«
Entweder hörte Ernie sie nicht, oder er zog es vor, Lexies Ermahnung zu ignorieren.
»Ist dir kalt?«, fragte Georgeanne Lexie über den Lärm der Menschenmenge hinweg. Sie hatten sich mit weißen Stehkragenpullis, Jeans und mit Wolle gefütterten, knöchelhohen Stiefeln angezogen wie im Winter.
Lexie schüttelte den Kopf und ließ die Eisfläche nicht aus den Augen. Sie zeigte aufgeregt auf John, der übers Eis auf sie zugerast kam, den grimmigen Blick auf den gegnerischen Spieler gerichtet, der im Besitz des Pucks war. Er beförderte ihn mit einem Bodycheck so hart gegen die Bande, dass die Plexiglaswand bebte und klapperte und Georgeanne einfach wusste, dass sie gleich die Barriere durchbrechen und ein paar Zuschauer erschlagen würden. Sie hörte, wie die Luft aus den Lungen beider Männer entwich, und war sich sicher,
dass der Gegenspieler nach einer so rabiaten Attacke vom Eis getragen werden müsste. Doch er fiel nicht einmal hin. Die beiden Männer beharkten sich mit den Ellbogen und schlugen mit den Stöcken aufs Eis, bis der Puck schließlich zum Tor der Coyotes glitt. Georgeanne beobachtete, wie John von einem Spielfeldende zum anderen raste, einen Gegenspieler niedermähte und ihm den Puck abnahm. Die Zusammenstöße waren oft brutal wie Autokollisionen, und sie dachte an die vergangene Nacht und hoffte, dass seine edlen Teile keinen Schaden davontrugen.
Die Menschenmenge war außer sich und spickte die Luft mit gesalzenen Flüchen. Ernie richtete den Großteil seines Grolls auf die Schiedsrichter. »Macht eure Scheißaugen auf und achtet auf das Spiel«, brüllte er. Georgeanne hatte noch nie in so kurzer Zeit so viele Kraftausdrücke gehört und auch noch nie so viel Rumgespucke gesehen. Außer Flüchen und Speichel teilten beide Teams hämmernde Schläge aus, rasten übers Eis und attackierten die Torhüter. Am Ende des ersten Drittels hatte kein Team gepunktet.
Im zweiten Drittel wurde John wegen Beinstellens auf die Strafbank geschickt.
»Ihr Scheißkerle!«, schrie Ernie dem Schiedsrichtergespann zu. »Roenick ist über seine eigenen Scheißfüße gefallen.«
»Grandpa Ernie!«
Georgeanne wollte sich nicht mit Ernie streiten, aber sie hatte genau gesehen, wie John die Schaufel seines Schlägers in die Schlittschuhe seines Gegners gehakt und ihm die Füße weggezogen hatte. Er hatte das
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