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Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Titel: Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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forschenden Blicks nur allzu bewusst. Sie wusste genau, wann er einen Löffel Suppe aß, wann er die Bierflasche an die Lippen führte oder sich den Mund mit der Serviette abwischte. Sie wusste genau, wann er den Blick von ihr auf Ernie richtete und wieder auf sie. Vorhin, als er sie geweckt hatte, war er fast freundlich zu ihr gewesen. Jetzt schien er sehr in sich gekehrt.
    »Haben Sie John auch beigebracht, wie man Fischsuppe kocht?«, fragte sie, um ihn ins Gespräch einzubeziehen.
    John lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein«, war alles, was er dazu sagte.
    »Wenn ich nicht hier bin, isst John auswärts. Aber wenn ich hier bin, sorge ich dafür, dass sein Kühlschrank voll ist. Ich koch eben gern«, verkündete Ernie. »Er nicht.«
    Georgeanne lächelte ihn an. »Ich bin überzeugt, dass Menschen
das Kochen von Geburt an entweder hassen oder lieben, und ich kann Ihnen versichern, dass Sie« – sie hielt inne und berührte seinen runzligen Unterarm – »ein gottgegebenes Talent dafür haben. Nicht jeder kriegt eine anständige Mehlsoße hin.«
    »Ich könnte es Ihnen beibringen«, bot er ihr lächelnd an.
    Seine Haut fühlte sich an wie warmes Schmirgelpapier und löste angenehme Kindheitserinnerungen in ihr aus. »Danke, Mr. Maxwell, aber ich weiß schon, wie es geht. Ich komme aus Texas, und da rühren wir alles cremig, sogar Tunfisch.« Sie schaute John an, bemerkte sein Stirnrunzeln und beschloss, ihn zu ignorieren. »Ich kann aus fast allem eine Soße herstellen. Meine Großmutter war für ihre Whiskysoße berühmt. Wenn einer unserer Freunde oder Verwandten seine letzte Reise antrat, war klar, dass meine Großmutter ihre Whisky-Schinkensoße mitbrachte. Schließlich ist sie auf einer Schweinefarm in der Nähe von Mobile aufgewachsen, und in der Begräbnisrunde war sie für ihren honigsüßen Schinken berühmt.« Georgeanne hatte ihr ganzes Leben mit alten Leuten verbracht und fühlte sich im Gespräch mit Ernie so wohl, dass sie sich jetzt näher zu ihm beugte und ihr Lächeln instinktiv fröhlicher wurde. »Nun, meine Tante ist auch berühmt, aber leider nicht auf so schmeichelhafte Weise. Sie ist eher berühmt-berüchtigt für ihren Limonen-Wackelpudding, weil sie da alles Mögliche reinmengt. Ganz schlimm war es, als Mr. Fisher seine letzte Reise antrat. In der ›Baptistenkirche der Ersten Missionare‹ sprechen sie heute noch davon, die man aber auf keinen Fall mit den ›Ersten Freiwilligen-Baptisten‹ verwechseln sollte, die früher Fußwaschungen praktiziert haben, aber ich glaube nicht, dass sie das heute noch –«
    »Herr-gott«, unterbrach John sie. »Läuft das auf irgendwas hinaus?«
    Georgeannes Lächeln erstarb, doch sie war entschlossen, freundlich zu bleiben. »Ich wollte gerade dazu kommen.«
    »Tja, dann sollten Sie das bald tun, denn Ernie wird nicht jünger.«
    »Hör sofort auf«, warnte ihn sein Großvater.
    Georgeanne tätschelte beruhigend Ernies Arm und schaute in Johns zusammengekniffene Augen. »Das war unglaublich unhöflich.«
    »Das ist noch steigerungsfähig.« John schob seine leere Suppenschale beiseite und beugte sich vor. »Die Jungs im Team und mich interessiert brennend, ob Virgil ihn noch hochkriegt, oder war es ausschließlich sein Geld?«
    Georgeannes Augen weiteten sich entsetzt, und ihre Wangen brannten vor Scham. Die Vorstellung, dass ihre Beziehung zu Virgil Stoff für vulgäre Männergespräche in den Umkleideräumen geliefert hatte, war mehr als demütigend.
    »Das reicht jetzt, John«, befahl Ernie. »Georgie ist ein nettes Mädchen.«
    »Ach ja? Tja, nette Mädchen schlafen nicht mit Männern, nur weil sie Zaster haben.«
    Georgeanne klappte den Mund auf, doch ihr fehlten die Worte. Sie zermarterte sich das Hirn nach einer ähnlich verletzenden Bemerkung, doch ihr fiel nichts ein. Später würde ihr bestimmt eine superwitzige und sarkastische Antwort einfallen, lange nachdem sie sie brauchte. Sie atmete tief durch und versuchte, ruhig zu bleiben. Es war leider so, dass sie, wenn sie aufgeregt war, Worte vergaß – einfache Worte wie Tür , Herd oder (wie vorhin, als sie John um Hilfe hatte bitten müssen) Korsett . »Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe, dass Sie so grausame Dinge zu mir sagen«, stieß sie hervor und warf ihre Serviette auf den Tisch. »Ich weiß nicht, ob es an mir liegt oder ob Sie Frauen grundsätzlich hassen oder ob
Sie einfach nur rettungslos miesepetrig sind, aber meine

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