Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
Südstaatlerin ist«, erklärte Ernie und ließ das Thema Linda vorerst fallen. »Bei Mädchen aus den Südstaaten muss man sich einfach zurücklehnen und genießen.«
»So wie du eben? Mit dem ganzen Quatsch über Mehlsoße und Beerdigungen hat sie dich dazu gebracht, ihr aus der Hand zu fressen.«
»Du bist ja eifersüchtig.« Ernie lachte. »Du bist eifersüchtig auf einen alten Kerl wie mich.« Er schlug mit den Handflächen auf den Tisch und stand langsam auf. »Donnerwetter.«
»Du spinnst doch«, spottete John und schnappte sich sein Bier, während auch er aufstand.
»Ich glaub, du magst sie«, verkündete Ernie und wandte sich zum Wohnzimmer. »Ich hab gesehen, wie du sie angeschaut hast, als sie es nicht bemerkte. Du willst sie vielleicht nicht mögen, aber du fühlst dich zu ihr hingezogen, und das ärgert dich.« Er lief in sein Schlafzimmer und stopfte ein paar Sachen in einen Matchbeutel.
»Wohin willst du?«, fragte John von der Tür aus.
»Ich bleib ein paar Tage bei Dickie. Hier bin ich bloß im Weg.«
»Nein, bist du nicht.«
Ernie warf einen Blick zurück zu seinem Enkel. »Ich hab dir doch gesagt, ich hab gesehen, wie du sie angestarrt hast.«
John schob die Hand in die Vordertasche seiner Levi’s und lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen. Mit der anderen Hand klopfte er ungeduldig mit der Bierflasche an seinen Oberschenkel. »Und ich hab dir gesagt, dass ich mit Virgils Verlobter keinen Sex haben werde.«
»Ich hoffe, dass du recht hast und ich unrecht.« Ernie zog den Reißverschluss des Matchbeutels zu und griff nach den Tragegurten. Er wusste nicht, ob es richtig war, sich zu verdrücken. Sein Instinkt riet ihm eher, dazubleiben und dafür zu sorgen, dass sein Enkel nichts tat, was er am nächsten Morgen bereuen würde. Doch Ernie hatte seine Pflicht und Schuldigkeit getan. Er hatte geholfen, John großzuziehen. Jetzt konnte er nichts mehr tun. Er konnte nichts tun, um John vor sich selbst zu schützen. »Weil du damit nur dem Mädchen wehtun und deiner Karriere schaden wirst.«
»Ich hab keines von beidem vor.«
Ernie blickte auf und lächelte traurig. »Das will ich auch hoffen«, meinte er nicht besonders überzeugt und ging mit großen Schritten zur Haustür. »Schwer sogar.«
John sah seinem Großvater nachdenklich nach und lief
zurück ins Wohnzimmer. Seine nackten Füße versanken in dem dicken beigefarbenen Teppich, während er auf das Aussichtsfenster zuging. Er besaß drei Häuser, zwei davon an der Westküste. Er liebte das Meer, seine Geräusche und Gerüche. In der Monotonie der Wellen konnte er sich verlieren. Dieses Haus war seine Zuflucht. Hier brauchte er sich keine Sorgen über Verträge oder Zusatzklauseln zu machen oder sonstige Aspekte, die damit zusammenhingen, dass er einer der meistdiskutierten Centers in der NHL, der nordamerikanischen Profiliga, war. Hier fand er den Frieden, den er sonst nirgends finden konnte.
Bis heute.
Er starrte aus dem großen Fenster auf die Frau, die am Rande der Brandung stand und der der Wind das dunkle Haar um den Kopf peitschte. Georgeanne störte seinen Frieden. Er führte die Bierflasche an die Lippen und trank einen großen Schluck.
Ein unbewusstes Lächeln umspielte seinen Mund, als er zusah, wie sie auf Zehenspitzen in die kalten Wellen stakste. Georgeanne war eine Fleisch gewordene Fantasie. Wenn sie nicht diese nervtötende Angewohnheit hätte, ständig rumzulabern, und wenn sie nicht Virgils Verlobte wäre, hätte John es ganz bestimmt nicht so eilig gehabt, sie wieder loszuwerden. Das wusste er.
Doch Georgeanne war mit dem Besitzer der Chinooks verbandelt, und John musste sie so schnell wie möglich aus der Stadt bugsieren. Doch selbst wenn er sie am nächsten Morgen zum Flughafen oder zum Busdepot brachte, lag immer noch die lange Nacht vor ihnen.
Er hakte einen Daumen in den Bund seiner verblichenen Jeans und wandte den Blick zu zwei Kindern, die unten am Strand einen Drachen steigen ließen. Er machte sich keine
Sorgen, dass er mit Georgeanne im Bett landen würde. Denn anders, als Ernie glaubte, dachte John mit dem Kopf, nicht mit dem Schwanz. Doch als er die Bierflasche wieder an den Mund hob, ergriff sein Gewissen die Gelegenheit, ihn an seine idiotische Heirat mit DeeDee zu erinnern.
Langsam ließ er die Flasche sinken und schaute wieder zu Georgeanne. Er hätte nie so etwas Dummes getan, wie eine Frau zu heiraten, die er nur ein paar Stunden kannte, wenn er nicht betrunken gewesen wäre.
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