Liebe für Anfänger
eins bedeuten: Raoul wollte sie lieber tot sehen als mit einem anderen Mann verheiratet.
Sie schob diese Gedanken beiseite, jedenfalls vorläufig.
Es war zu viel auf einmal, und sie musste sich jetzt möglichst natürlich verhalten, wenn sie überleben wollte. Wenn Raoul auch nur der Verdacht kam, dass sie Bescheid wusste, war sie tot.
Sie ließ heißes Wasser in die Spüle laufen und stapelte den Abwasch hinein. Schließlich ging sie ins Wohnzimmer, um nach noch mehr schmutzigem Geschirr zu suchen.
Raoul saß auf einem verblassten Sofa, offensichtlich in Gedanken. Sie sammelte mehrere Kaffeetassen ein und fand auf einem abseits stehenden Tisch einen Teller mit undefinierbaren Speiseresten. Irgendetwas Fischiges, jetzt Ranziges, der Geruch, der sie in diesem Haus begrüßt hatte. Der Gestank traf sie wie ein Keulenhieb, und sie musste würgen.
»Was hast du denn?«, fragte Raoul. Billie hielt sich die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. Ihr drehte sich der Magen um. Sie würde sich übergeben müssen.
Schnell wandte sie sich zur Küche, blieb aber mit dem Fuß am Tischbein hängen und stolperte. Kaffeetassen zerschellten auf dem Boden, aber sie hielt den Teller fest und fiel fast mit dem Gesicht in die Essensreste. Raoul ächzte auf dem Sofa. »Kann ich dir helfen?«
Billie kämpfte gegen den Würgereiz und versuchte, den Kopf zu heben. In dem Moment sah sie sie, die Halblitergläser unter dem Tisch, in einem davon eine große Spinne.
Sie kreischte.
»Herr im Himmel!«, schrie Raoul und sprang auf. »Was ist denn los mit dir?« Billie war es zunächst zu schlecht, um aufzustehen. Sie starrte die Gläser an, in denen die unterschiedlichsten Insekten und Spinnen krabbelten, von den kleinen schwarzen Spinnen, die sie zu Hause immer wieder fand, bis zu den kleinen braunen Kakerlaken. In einem Glas befanden sich mehrere Braune Einsiedlerspinnen. Wieder schrie sie auf.
»Geh da weg«, bellte Raoul. »Was ist denn los, bist du verrückt geworden? Guck mal, was du hier angerichtet hast!
Billie schnürte es die Kehle zu. »Du … « Sie machte eine Pause und musste wieder würgen. »Du lagerst hier ja Insekten.«
»Ich
lagere
hier überhaupt nichts«, sagte er wütend. »Ich führe Experimente durch.« Er sah plötzlich erregt aus. »Ich habe, äh, ein neues Insektenspray entwickelt. Es wirkt besser als alles, was man so kaufen kann. Ich hoffe, ich kann es patentieren lassen, dann mache ich jede Menge Geld damit.«
Billies Magen war immer noch in Aufruhr. Der Dreck und der Gestank und dann auch noch die Insekten hauten sie um. Sie brauchte frische Luft. Sie wandte sich zur Tür und griff nach dem Knauf.
»Fass das nicht an!«, brüllte Raoul so laut, dass Billies Hand zurückzuckte, als hätte sie sich verbrannt. Er packte sie am Handgelenk und zog sie von der Tür.
»Was ist denn?«, schrie sie.
»Du jagst noch das Haus in die Luft.«
Billie sah die Tür an und bemerkte dort eine Verkabelung, ähnlich der am Küchenfenster. Was hatte das zu bedeuten?
»Was ist das?«
»Das hält die Leute draußen«, sagte er barsch. »Wenn jemand versucht reinzukommen, reißt das Teil ihm den Kopf ab.«
Billie sah erst die Tür, dann Raoul an. »Aber wie kommen wir dann raus?«
Er sah ihr in die Augen. »Tun wir nicht.«
Nick saß in Billies Wohnzimmer auf dem Sofa und fühlte sich im Laufe des Tages immer hilfloser. Die Sonne verschwand bereits hinter dem Horizont. Er war es nicht gewohnt, herumzusitzen und nichts zu tun oder auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Er war ein Macher, ein Mann, der Dinge erledigte, egal was. Er hörte Detective Ferrell zu, der seine Strategie mit einem FBI-Agenten namens Dwight Hawkins diskutierte und kam zu der Einsicht, dass die Chance, Billie zu finden, von Sekunde zu Sekunde kleiner wurde. Sie mussten jetzt etwas tun.
Nick bedeutete Max, ihm in Billies geliebten Garten zu folgen. Auf einem Terrassentisch lagen ihre Gartengeräte und Handschuhe bereit. Ob sie je wieder diese einfachen kleinen Tätigkeiten verrichten würde, die sie so liebte?
Wenn sie ums Leben kam, war er daran Schuld und würde sich den Rest seines Lebens Vorwürfe machen. Er könnte es ihr nicht verübeln, wenn sie ihn nicht mehr heiraten wollte. Hauptsache, sie lebte, das allein zählte.
»Das funktioniert doch so nicht«, sagte Nick. »Wenn nicht bald etwas passiert, flippe ich aus.«
Max nickte. »Geht mir genauso. Bei dem Tempo brauchen die ja ewig, um Billie zu finden. Wenn sie sie überhaupt
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