Liebe für Anfänger
die Billie je gesehen hatte, unter sich. »Ich muss sowieso erst mal ein bisschen schlafen.«
Billie schob Nick hinaus. »Ich muss mit Ihnen reden.«
»Deedee ist wirklich ganz süß«, flüsterte er.
»Deswegen wollen Sie sie auch so dringend loswerden.«
»Ich habe es Ihnen doch schon erklärt. Glauben Sie mir, Sie werden Sie mögen. Im Moment braucht sie nur einen Kaffee. Sie ist es einfach nicht gewohnt, so früh aufzustehen. Wenn sie erst mal ein paar Tassen Koffein in sich reingeschüttet hat, kann sie umwerfend charmant sein.«
Billie sah den Mann aus dem Stall den Pick-up entladen.
Er sah immer noch so mürrisch aus wie zuvor, aber diesmal konnte sie ihm das nicht verübeln. Zwei Schrankkoffer, sieben Kleidersäcke, dreizehn Kartons und zwölf zusammenpassende Gepäckstücke wurden gekonnt in Billies Diele aufgestapelt. Der Mann grunzte abfällig und ging wortlos zum Wagen zurück.
»Ihr Stallbursche hat wohl schon wieder schlechte Laune«, sagte sie.
Nick sah über die Schulter. »Ja, er hat offensichtlich ein Problem mit seiner Arbeitseinstellung. Ich muss wohl mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Es wäre wohl gerade der passende Moment.«
»Nachdem Sie mir erklärt haben, was das alles zu bedeuten hat.« Billie zeigte auf den Gepäckberg.
»Deedee reist nicht gerade mit leichtem Gepäck«, sagte Nick. »Den Rest bringen wir morgen schnell rüber.«
»Den Rest?«
»Nur ein paar Kleinigkeiten. Schuhe hauptsächlich. Meine Cousine ist eine Art wandelnder Kleiderständer.« Er sah auf die Uhr. »Ach je, ich muss los.« Und weg war er. Billie schloss die Augen, atmete tief ein und öffnete sie langsam wieder. Sie ging hinein und betrachtete die Frau auf dem Sofa, die die Augen aufschlug und andeutungsweise lächelte.
»Jetzt haben Sie mich am Hals, was? Aber keine Sorge, ich kann meine Miete schon bezahlen. Ich bin reich, und mein Verlobter ist auch reich.«
Deedees Stimme war hoch und quäkig. »Na, das ist ja ein klarer Vorteil«, sagte Billie und fragte sich, ob die Frau je gearbeitet hatte. »Möchten Sie einen Kaffee?
»Für einen Kaffee würde ich glatt einen Mord begehen.«
Das glaubte Billie sofort. Mit Deedee auf den Fersen ging sie in die Küche. Sie schenkte Kaffee in einen Becher ein und suchte nach einem unverfänglichen Gesprächsthema.
»Nick sagt, Sie sind seine Cousine?«
Deedee schlug unfassbar lange, dicke schwarze Wimpern hoch. »Yeah.« Es schien sie nicht besonders zu beeindrucken. »Meine Mutter ist die Schwester seines Vaters. Nick und ich sind praktisch zusammen aufgewachsen. Er hat manchmal die unmöglichsten Sachen gebracht. Hat seinen Vater völlig verrückt gemacht. Aber anders hätte der Mann gar nicht gemerkt, dass er einen Sohn hat.« Deedee sog den Kaffeeduft ein. »Nicks Vater war immer schwer mit Geldverdienen beschäftigt.«
»Und Nick? Ist der auch immer mit Geldverdienen beschäftigt?«
Deedee schüttelte den Kopf. »Nick hat nie groß über Geld nachgedacht, aber wenn man so dermaßen reich ist, braucht man das ja auch nicht. Er kümmert sich nur um die Zeitung und diese stinkenden Pferde. Er steht jeden Morgen um halb sechs auf, um sich um die Viecher zu kümmern, obwohl er dafür doch Angestellte hat. Haben Sie schon mal ein Pferd aus der Nähe gesehen?« Deedee schauderte.
Billie sah unwillkürlich auf ihren Fuß hinunter. Die Schwellung war im Laufe der Nacht zurückgegangen, und es tat nicht mehr so weh, aber es würde noch eine Weile dauern, bis die Farbe wieder normal wurde. »Ja, unglücklicherweise
habe
ich ein Pferd aus der Nähe gesehen.«
Deedee folgte Billies Blick zu dem Fuß.
»Uuuh«,
sagte sie und zuckte zusammen. »Was ist denn mit Ihrem Fuß passiert?«
»Kennen Sie Zeke? Das große, braune Pferd mit den Starallüren? Das ist mir da draufgetreten.
»Oh, Süße, da ist ja wohl eine Anzeige fällig, Nick ist so reich, dem würde das Geld gar nicht wehtun.«
Billie versuchte, sich ihre Belustigung nicht anmerken zu lassen, als sie am Kaffee nippte. Deedee war offensichtlich sauer auf Nick. »Da würde wohl nicht groß was für mich bei rausspringen. Es ist nichts gebrochen.«
»Mann, was für ein Pech.«
Billie fand die Sichtweise der Frau seltsam. Sie wackelte mit den Zehen. »Ich hoffe, bis nächstes Wochenende geht‘s dem Fuß wieder besser. Ich habe drei Polostunden im Voraus bezahlt.«
»Sie nehmen Polostunden? Sind Sie eine von diesen Pferdeverrückten?« Sie guckte gequält. »Himmel, Sie nehmen doch hoffentlich
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