Liebe gegen jede Regel
vergesse ich für dreißig Sekunden, dass er nicht mehr da ist, und dann erinnere ich mich wieder.«
Geoff sah in die Augen, die ihm dabei zugesehen hatten, wie er das erste Mal auf einem Pferd saß, die seinen Baseballspielen gefolgt waren und die über ihn gewacht hatten, wenn er krank gewesen war und er erkannte, wie glücklich er sich schätzen konnte. Er erhob sich aus seinem Stuhl, ging zu Len und umarmte ihn.
»Ich hab dich lieb, Dad.«
»Dad?«
»Ja, ich glaube, es wird langsam Zeit, dass ich aufhöre, dich Len zu nennen. Du bist genauso mein Vater, wie er es war, also werde ich dich ab sofort Dad nennen.« Geoff sah zu, wie Len sich über die Augen wischte. »Ich bin einer der Glücklichen, die zwei bekommen haben.«
Die beiden Männer hielten sich für eine Weile im Arm, während sie die Trauer um ihren Verlust teilten. Dann zog Len sich zurück und wischte sich ein letztes Mal über die Augen. »Ich glaube, wir sollten damit aufhören, sonst werden wir noch zu hysterischen Weibern.« Er rollte die Augen und verstellte seine Stimme zu einem hohen Quietschen.
Sie lachten beide über Lens Immitation. Als sie sich wieder unter Kontrolle hatten, gingen sie zurück an die Arbeit und Geoff musste zugeben, dass er sich ein bisschen besser fühlte.
Kapitel 18
Geoff und Kirk flogen über die Weide. Die Geschwindigkeit und das Gefühl, eins mit dem Pferd zu sein, ließen die dunklen Gedanken des Morgens verschwinden. Er wollte sich nicht daran erinnern, wie sehr er die morgendlichen Ausritte mit Eli vermisste. Er konnte es nicht. Der einzige Weg, durch den Tag zu kommen, war den Schmerz beiseite zu schieben. Die Nächte... ja, die Nächte waren da ein ganz anderes Thema.
Geoff zügelte sein Pferd und gähnte. Er schlief nicht gut in letzter Zeit. Jede Nacht träumte er von Eli sobald er einschlief, nur um unglaublich enttäuscht wieder aufzuwachen. Vor zwei Nächten hatte er geträumt, dass Eli zurück gekommen war. Die Details seines Traums waren so echt gewesen, so realistisch, dass er sich nach dem Erwachen gefühlt hatte, als hätte er ihn gleich noch einmal verloren.
»Tut mir leid, Junge. Ich glaube, ich war in letzter Zeit nicht die beste Gesellschaft.« Das Pferd wippte mit dem Kopf, als würde es ihm zustimmen. Geoff tätschelte Kirks Hals. »Musste das jetzt sein? Du hättest auch lügen können...« Kirk wählte diesen Moment, um seinen Kopf zu drehen und ihn mit einem großen, braunen Auge anzusehen. »Okay, okay, dann ab nach Hause.«
Geoff wendete und trieb Kirk ein wenig an. »Mein Gott, jetzt rede ich schon mit einem Pferd.« Er grinste, während sie zurück zum Stall trabten.
Er stieg auf dem Hof ab und führte das Pferd zurück in seine Box, bevor er es absattelte und schließlich in seinen Auslauf schickte. Draußen hielt er kurz inne und sah dem Hengstfohlen zu, wie es fröhlich unter dem wachsamen Auge seiner Mutter herumtollte. Princess trottete gemächlich zu Geoff und holte sich neben ein paar Streicheleinheiten auch eine Karotte ab.
Seufzend drehte er sich um und lief zum Haus, wo er Maris Auto in der Einfahrt entdeckte. Ein bisschen aus dem Konzept gebracht schaute er auf die Uhr. Irgendwas stimmte hier nicht – es war noch nicht mal acht. Tante Mari war zwar auf einer Farm aufgewachsen, aber sie stand am Wochenende nur höchst selten vor neun Uhr auf.
Die Tür klappte hinter ihm zu, als er in die Küche marschierte.
»Was bringt dich denn so früh hier – « Geoff blieb wie angewurzelt stehen, als er in Elis blaue Augen sah.
Seine Tante lächelte. »Ich hab einen Tramper aufgegabelt, als ich in die Stadt gefahren bin.«
Geoff hörte ihre Stimme, aber er war vollkommen auf Eli fixiert. Mari und Len erhoben sich und er nahm am Rande war, wie sie den Raum verließen.
Geoffs Herz machte einen Satz, aber er zwang sich zur Ruhe. »Bist du nur auf Besuch hier oder bleibst du?« Dass Eli bleiben könnte, gehörte definitiv in die Kategorie ‚zu gut um wahr zu sein‘ .
Elis Augen blickten ihn unsicher und besorgt an. »Wenn du mich noch willst... ich meine, ich würde gerne bleiben, aber wenn du mich nicht mehr willst, verstehe ich das. Aber selbst wenn nicht, brauche ich einen Job.«
»Wenn ich dich noch will?« Geoff Füße bewegten sich, ohne sein Zutun. » ‘Wenn ich dich noch will?‘ « Schon war er neben Eli, zog ihn in seine Arme und drückte ihn fest an sich. »Ich lass dich nie wieder gehen.« Geoffs Mund presste sich auf Elis, während sich seine
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