Liebe gut, alles gut (German Edition)
Exfrau ihn verlassen hatte, war ein Schock gewesen, aber er hatte einfach weitergemacht. Rückblickend stellte er fest, dass er sie längst nicht so sehr vermisst hatte, wie er es hätte tun sollen. Aber wenn Rina ging, würde für ihn eine Welt zusammenbrechen. Und für seine Tochter auch.
Davor hatte er Angst gehabt. Sie zu verlieren. Statt also ein Risiko einzugehen, hatte er sie von sich gestoßen. So wie Simon es mit Montana getan hatte. Er hatte geglaubt, wenn er über den Kurs ihrer Beziehung entschied, konnte er die Kontrolle über alles behalten.
Spontan zog er den weißen Arztkittel aus und griff nach seiner Jacke, ehe er abrupt innehielt. Er konnte nicht einfach zu Rina marschieren und verkünden, dass er seine Meinung geändert hatte. Dass er sie jetzt wollte. Er hatte ihr wehgetan und ihr das Gefühl gegeben, nicht gut genug zu sein. Er hatte das, was sie ihm geboten hatte, achtlos beiseitegewischt und die Sache noch verschlimmert, indem er versucht hatte, sie als Nanny auf Abruf bei sich zu behalten.
Sie war die Frau, die er liebte; die Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte. Er musste sich ihr gegenüber beweisen, um sie zurückzugewinnen. Was bedeutete, dass er einen Plan brauchte. Eine Möglichkeit, sich zu entschuldigen und zu beweisen, dass sie genau das war, wovon er immer geträumt hatte.
Das war nicht so einfach, wenn er sich überlegte, wie idiotisch er sich verhalten hatte.
Er ging zur Tür und überlegte, dass er froh sein konnte. Rina war im Moment sehr mit der Adoptionsaktion beschäftigt. Da hatte sie bestimmt noch keine Gelegenheit gehabt, sich jemand anderes zu suchen oder sich zu entlieben. Jetzt musste er sie nur noch davon überzeugen, dass er es wert war, dass sie zu ihm zurückkam. Dass er jemand war, dem sie vertrauen konnte … in allen Lebenslagen. Und er wusste auch schon, wie er das anstellen würde.
Der Lärm im Veranstaltungszentrum von Fool’s Gold war ohrenbetäubend. Der Betonklotz war eigentlich als großes Einkaufszentrum geplant worden, doch daraus war nie etwas geworden. Ungefähr vor elf Jahren hatte die Stadt das Gebäude übernommen und es zu einem Veranstaltungszentrum umgebaut. Dementsprechend schlecht war die Akustik. Vor allem wenn fast dreißig Hunde bellten, Kinder grölend umherliefen und lautes, böses Fauchen aus der Katzenecke zu hören war.
Mittendrin stand Rina, beantwortete lächelnd die unterschiedlichsten Fragen und bestätigte, dass die Papiere für die Adoptionen korrekt ausgefüllt waren.
Der kleine Bereich, der für die Adoptionsveranstaltung abgetrennt worden war, war festlich geschmückt, wobei die Papier- und Plastikdeko sorgfältig außerhalb der Reichweite der Hunde aufgehängt worden war. Rina und ihre freiwilligen Helfer trugen rote langärmlige T-Shirts mit dem Schriftzug “Adoptier ein Haustier” und einer witzigen Zeichnung, die Hund und Katze darstellte. Die echten Hunde hatten lackierte Nägel und hübsche Halsbänder, die Katzen Halsbänder in bunten Farben. Nur beim Leguan hatte Rina auf Schmuck verzichtet.
Schon zu Beginn der Veranstaltung hatte eine größere Menschenmenge vor der Tür gewartet, und die Adoptionen liefen gut an. Was Rina verwirrte, waren die Gesprächsfetzen, die sie hin und wieder aufschnappte.
“Dr. McKenzie ist gestern Nachmittag noch vorbeigekommen”, erzählte Eddie Carberry einer Freundin, während sie den Korb mit der neuen Katze hochhielt. “Er hat uns erklärt, wie wir uns am besten um Marilyn kümmern sollen.” Die gut Siebzigjährige grinste. “Ich habe sie nach Marilyn Monroe benannt. Sie haben die gleichen Augen.”
Eine Familie, die einen Beaglemischling an der Leine hielt, blieb kurz stehen, um Rina zu danken. “Wir haben ihn schon ins Herz geschlossen”, sagte der älteste Junge, der vielleicht zehn oder elf war, ganz ernst. “Dr. McKenzie hat uns gesagt, wie wichtig es ist, dass wir die Verantwortung für ihn übernehmen. Wir kümmern uns ganz bestimmt gut um ihn. Versprochen.”
Die Mutter seufzte. “Es war wirklich beeindruckend. Der Doktor hat es toll gemacht. Na ja, und der Gutschein für eine kostenlose Untersuchung in sechs Monaten ist natürlich auch klasse.”
“Ich verstehe nicht ganz”, meinte Rina. “Er ist extra bei Ihnen vorbeigekommen?”
Die Frau nickte. “Soweit ich weiß, ist er zu allen gegangen, die schon im Vorwege Interesse an einem Tier bekundet haben. Er wollte, dass wir gut vorbereitet sind, damit wir die ersten Tage, wenn das
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