Liebe gut, alles gut (German Edition)
die meisten Gäste im Publikum kannte und von ihnen begrüßt und aufgehalten wurde, kam sie nur langsam den Mittelgang hinunter.
“Ich habe ein Auge auf die gefleckte Katze geworfen”, erklärte ihr Eddie Carberry. “Sagen Sie mir unbedingt Bescheid, wenn jemand anderes Interesse an ihr zeigt.”
“Das mache ich”, versicherte Rina ihr und blieb einen Moment lang stehen, um den Jogginganzug der älteren Dame zu bewundern. Passend zu Weihnachten, waren sowohl Hose als auch Jacke grün, und auf der Vorderseite, neben dem Reißverschluss, war ein Weihnachtsstern aufgestickt.
Eine Mutter, deren zwei Kinder ebenfalls an der Aufführung mitwirkten, hielt Rina auf, um sich nach einem Border-Collie-Mischling zu erkundigen. Und Alice Barns, die Polizeichefin, erzählte sehnsüchtig von einem kleinen grauen Kätzchen.
“Jetzt, wo meine Jungs ihr eigenes Leben führen, hätte ich nichts gegen so ein kleines Fellknäuel im Haus”, meinte Alice. “Mein Mann hat mich erst vor ein paar Tagen richtig geschockt, als er nebenbei bemerkt hat, dass er nichts gegen eine Katze hätte. Aus seinem Mund sind solche Worte mit einer Werbekampagne gleichzusetzen.”
Rina lachte und setzte ihren Weg zur vorderen Reihe fort, wo Cameron bereits auf sie wartete.
Nachdem sie Platz genommen hatte, sagte sie: “Ich glaube, unsere Weihnachtsaktion ’Adoptier ein Haustier’ wird tatsächlich ein Erfolg. Ich hatte schon Angst, dass es eine dumme Idee gewesen sein könnte, aber viele Leute zeigen Interesse. Jetzt müssen sie nur noch aufkreuzen und die Tiere auch mitnehmen, an denen sie Gefallen gefunden haben.”
“Das tun sie bestimmt.”
Rina wappnete sich, bevor sie Cameron ansah. Mit ruhigem Blick schaute er ihr in die Augen. Prompt wurde ihr ganz warm. Schon immer hatte er ihr ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Schade nur, dass sich das als Illusion herausgestellt hatte.
“Das kannst du doch gar nicht wissen”, konterte sie.
“Doch. Wir sind hier schließlich in Fool’s Gold, und hier kümmert man sich umeinander.”
“Meinst du mich oder die Haustiere?”
“Beides.”
Ehe sie darauf antworten konnte, wurde es dunkel im Saal, und die Vorstellung begann.
Bei der Aufführung passierten die üblichen Missgeschicke. Ein paar Kindergartenkinder bekamen Angst vor den hellen Scheinwerfern und begannen zu weinen. Ein Junge aus Kaitlyns Klasse stieß einen Baum aus Pappmaschee um, und ungefähr die Hälfte der Kinder vergaß den Text. Aber Cameron störte das nicht. Während er die Sketche ansah und den Liedern lauschte, war er einmal mehr froh darüber, dass er sich entschlossen hatte, nach Fool’s Gold zu ziehen.
Kaitlyn sah aus wie die Märchenprinzessin, für die sie so schwärmte, und er wusste genau, dass er das Rina zu verdanken hatte. Er hatte im Vorwege bereits Teile des Kleides gesehen, aber erst jetzt konnte er es im Ganzen bewundern, und es war genauso geworden, wie es sich ein kleines Mädchen wünschen konnte.
“Das hättest du nicht tun müssen”, flüsterte er Rina zu, nachdem er sich zu ihr hinübergebeugt hatte. “So viel Zeit und Mühe hättest du in ihr Kostüm nicht investieren müssen.”
“Kein Problem. Es hat mir Spaß gemacht.”
In der Dunkelheit war es schwierig, ihren Gesichtsausdruck zu erkennen, aber ihr süßer Duft stieg ihm in die Nase, und die Hitze, die sie verströmte, führte ihn einmal mehr in Versuchung.
Eine Sekunde lang gestattete Cameron sich, sehnsüchtig darüber nachzudenken, wie es wohl wäre, wenn er der Versuchung doch nachgab. Wenn er Rinas Gefühle erwidern und das annehmen würde, was sie ihm zu schenken bereit war. Wie es wäre, sie zu berühren, sie zu schmecken, sie ganz in sein Leben zu lassen.
Doch schnell kehrte er in die Realität zurück. Das durfte er nicht riskieren, aber vielleicht konnte er versuchen, zumindest das zu erhalten, was ihm am meisten bedeutete.
Offenbar spürte Rina, dass er sie anstarrte, denn sie drehte sich zu ihm herum. “Was ist?”, fragte sie flüsternd.
“Später”, versprach er.
Nachdem die Aufführung beendet war und die kleinen Schauspieler mit rauschendem Applaus bedacht worden waren, standen Cameron und Rina auf und nahmen ihre Mäntel.
“Die Kinder werden noch mit Cupcakes und Punsch belohnt, bevor sie wieder zu ihren Familien kommen”, meinte Rina lächelnd. “Als wären sie von der Aufführung noch nicht aufgedreht genug, wollen die Lehrer wohl mit einer zusätzlichen Portion Zucker für einen Kick sorgen,
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