Liebe - heiß und himmlisch!
geflutet, ein Meer aus Cranberrys, bereit zur Ernte.“
In einer Senke gingen die Grün- und Goldtöne der Landschaft plötzlich in eine riesige, tief rubinrote Fläche über, die sich unter einem Hauch von Nebel auf geheimnisvolle Art und Weise zu bewegen schien.
„Ist das ein geflutetes Feld?“
„Ich kann gar nicht glauben, dass du noch nie in einem warst.“
Sie lachte auf. „ In einem? Ich dachte, nur den Farmern wäre es erlaubt, da hineinzugehen.“
„Die besten Dinge im Leben, Lil, sind die, die nicht erlaubt sind.“
Langsam fuhr Jack die Straße hinunter, dann bog er in einer Lücke der Straßenbäume auf einen Weg ab, den nur wenige Leute kannten.
„Ich habe dieses Feld entdeckt, als ich vor etwa acht Jahren zum ersten Mal in Reggies Haus war. Der Strand ist herrlich, die Hügellandschaft wunderschön, aber diese Cranberryfelder sind wie das Herz der Insel.“
Große Eichen und immergrüne Bäume absorbierten das verbleibende Tageslicht, als sie weiter in die Senke fuhren, der Nebel wurde dichter, je näher sie dem gefluteten Feld kamen.
Weil der Feldweg ziemlich uneben war, schaukelte der Jeep hin und her, und Lily klammerte sich an der Tür fest. Sie warf Jack einen verunsicherten Blick zu. Doch er lächelte nur und hielt dann hinter der nächsten Biegung an.
„Meine Güte!“ Langsam erhob sich Lily, um über die Windschutzscheibe zu schauen und den Anblick, der sich ihr bot, in sich aufzunehmen. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“
So weit das Auge reichte, erstreckte sich ein Meer aus erntereifen scharlachroten Beeren. Darüber schwebten feine Nebelschwaden wie weiße Gespenster, und ein aufgehender Dreiviertelmond tauchte die ganze Szenerie in ein unheimliches Licht. Es duftete derart intensiv nach süßen Cranberrys, dass Jack das Gefühl hatte, den Geschmack mit jedem Atemzug praktisch zu trinken.
„Einen Moment noch“, sagte er und zog sie wieder auf ihren Sitz. „Wir fahren jetzt um das Feld herum.“
„Es duftet wundervoll“, sagte Lily, als sie gleich darauf auf dem Feldweg weiterfuhren, und atmete tief ein.
„Und jetzt zum lustigen Teil des Abends.“ Damit schaltete Jack die Scheinwerfer aus, und um sie herum war es dunkel.
Lily schrie vor Überraschung leise auf. Doch er kannte den Weg – gut genug jedenfalls –, und er gab Gas.
Instinktiv griff sie nach seiner Hand.
„Du brauchst keine Angst zu haben, Lil“, versicherte er ihr. „Ich würde nicht zulassen, dass dir etwas passiert.“
Sie antwortete nicht, sondern drückte nur fest seine Hand, und er spürte, wie ihr Puls raste.
Das Mondlicht erhellte ihren Weg, und Jack fuhr sicher durch die Bäume um das geflutete Feld herum, wich Zweigen und Ästen geschickt aus und, was ihn nicht überraschte, lachte mit ihr, weil die Fahrt so viel Spaß machte.
An einer Stelle, die wie eine kleine Halbinsel in das geflutete Feld ragte, hielt er an.
Als er den Motor abstellte, herrschte absolute Stille ringsum.
„Das hier, Lily“, sagte er voller Ehrfurcht, „ist Leben ohne Wände.“
Sie ließ den Blick umherschweifen, um das Gemälde der Natur in sich aufzunehmen. „Es ist unglaublich schön. Ich habe noch nie etwas gesehen, was derart überirdisch, gespenstisch und überwältigend zugleich ist.“
Er lächelte, zufrieden, dass sie den besonderen Reiz eines seiner Lieblingsplätze erfasste. Außer dem Schwirren von Insekten, dem Rascheln der Blätter und dem Schrei einer Eule war kein Laut zu hören.
„Weißt du, was an einem gefluteten Cranberryfeld so kurz vor der Ernte interessant ist? Die Brücken unter Wasser.“
„Wofür sind die gut?“
„Das Wasser ist zwischen sechzig und einhundertachtzig Zentimeter tief“, erklärte er, während er die Einkaufstüte, die er ihr vor ihrer Abfahrt gezeigt hatte, vom Rücksitz nahm. „Obenauf schwimmen Abermillionen von Beeren.“
„Und?“
„Und um die abzufischen, ohne ein Boot einzusetzen, was früher nicht alle Arbeiter hatten, muss man ins Wasser steigen und die Brücken und Stege unter Wasser finden. Was wir gleich machen werden.“
Sie wich zurück. „Wir werden was?“
Er hielt ihr die Tüte entgegen. „Bitte sehr.“
„Du möchtest, dass ich im gefluteten Cranberryfeld Reizwäsche trage?“
Er lachte. „Das ist nur eine Tüte, Sweetheart. Die einzige, die ich finden konnte, um darin Wathosen mit Stahlkappen an den Stiefelspitzen zu verstauen.“
„Wie bitte?“
„Komm schon, Lil. Der Mond scheint, die Beeren sind süß, es ist
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