Liebe im Gepäck (German Edition)
Verträge müssen unterschrieben werden, damit die Produktion starten kann.«
»Ja, aber wenn es zu rechtlichen Diskussionen kommt …«
»… dann erreiche ich Sie telefonisch in Ihrem Büro. Das ist zwar wegen der Zeitverschiebung vielleicht umständlich, aber sicher machbar.«
»Ja, wenn Sie meinen. Es ist Ihre Entscheidung. Allerdings besteht wahrlich kein Grund zur Sorge. Der Vertrag ist bis ins kleinste Detail ausverhandelt. Da fehlen nur noch die Unterschriften.«
»Eben. Und die zu bekommen, das schaffe ich auch allein. Also, gehen Sie schon. Alles Gute für Ihre Frau.«
»Und mein Ticket?«
»Darum kümmere ich mich.«
»Vielen Dank. Ja, dann werde ich mich beeilen, der Junior will nicht warten. Ungeduldig wie der Papa.«
»Herr Rechtsanwalt, die Unterlagen!«
»Ach, ja, die Unterlagen.«
Er drückte ihr seinen Aktenkoffer in die Hand, hob verlegen grüßend die Hand und eilte mit wehendem Sakko in Richtung Ausgang. Den Gepäckwagen mit dem Koffer schob er vor sich her wie einen Kinderwagen.
Na toll! Da stand sie jetzt. Sie legte den Aktenkoffer auf ihr Gepäck. Noch zwei Stunden bis zum Abflug. Was für ein dramatischer Beginn ihrer Reise. Nun war sie völlig auf sich allein gestellt. Nun ja, nicht wirklich völlig allein: Zum Glück gab’s Joe Kaufmann in Peking. Er würde sie, wie immer, am Flughafen erwarten. Er würde sie überallhin begleiten. Mit seiner Unterstützung würde sie das Geschäft schon durchziehen.
Eine Dame mit hochgestecktem Haar und blauer Uniform ging eiligen Schrittes an ihr vorbei.
»Entschuldigen Sie bitte, wo finde ich denn hier den Ticketschalter?«
Sie folgte dem angegebenen Weg und hatte Glück: Vor diesem Schalter wartete niemand. Sie legte das Ticket auf das Verkaufspult: »Mein Kollege muss dringend den Flug stornieren. Seine Frau bekommt ein Kind, wissen Sie. Jetzt stehe ich da mit diesem Ticket und muss es zurückgeben. Können Sie mir weiterhelfen?«
In diesem Augenblick öffnete sich mit einem Schwung die Drehtür neben dem Schalter, und ein Mann rauschte im Eiltempo in die Halle. Er trug Blue Jeans und eine Lederjacke. Seine dunklen Haare waren kurz geschnitten, an der Stirn mit etwas Gel zum Stehen gebracht. Der Haarschnitt wirkte etwas seltsam, eckig, unharmonisch. Sein großer Koffer, den er hinter sich herzog, verursachte ein lautes Kreischen auf dem Marmorboden. Er steuerte zielsicher auf den Ticketschalter zu, legte seinen Pass auf das Pult und sagte mit ungewöhnlich tiefer Stimme: »Buchen Sie mich auf den nächsten Flug. Egal wohin. Möglichst weit weg.«
Franziska war kurz von ihrem Problem abgelenkt. So etwas war ihr doch noch nie passiert. Sie stand hier. Na gut, sie war nur 1,65 Meter groß, aber doch nicht zu übersehen. Wie kam dieser Mann dazu, so zu tun, als wäre sie nicht da?
Gerade, als sie sich entrüstet bemerkbar machen wollte, nahm ihr der Flughafenangestellte diese Pflicht ab: »Würden Sie sich bitte hinter der Dame anstellen?« Er drückte dem Mann seinen Pass wieder in die Hand.
Dieser war sichtlich überrascht. Er blickte sich um, und erst jetzt schien er Franziska zu entdecken: »Oh, Entschuldigung«, sagte er, und es schien, als wäre er aus einem Traum erwacht, »Sie stehen ja da. Können Sie sich bitte beeilen?«
»Es dauert, so lange es dauert«, sagte der Flughafenangestellte, und nun wusste auch jeder Unbeteiligte, dass er nicht vorhatte, sich über Gebühr zu beeilen.
»Ich fliege erster Klasse, verdammt noch mal.«
Doch auch das änderte nichts an der Einstellung des korrekten Flughafenangestellten. »Das ist schön für Sie, mein Herr.« Er wandte sich an Franziska: »Ich fürchte, wir haben hier ein Problem. So kurzfristig kann ich ein Ticket nur mit Erhebung von Stornokosten zurücknehmen. Wenn Sie einen Augenblick warten, werde ich die Kosten dafür ausrechnen.« Er tippte etwas in seine Computertastatur.
»Mein Flieger geht in knapp zwei Stunden.« Nun wurde auch Franziska ungeduldig. »Den darf ich auf keinen Fall versäumen. Können wir das mit den Kosten nicht anders erledigen? Sie nehmen das Ticket zurück, und wir regeln alles Weitere, wenn ich von der Reise zurückkomme. Sie können auch meine Kreditkartennummer haben …«
»Wohin fliegen Sie denn?«, mischte sich der Mann wieder ins Gespräch.
»Ich muss schon sehr bitten«, sagte der Uniformierte.
»Nach Peking«, sagte Franziska.
Der Mann überlegte: »Peking? Wollen denn jetzt alle nach Peking? Das nenne ich einen witzigen Zufall. Aber,
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