Liebe im Gepäck (German Edition)
beigetragen, ihre Pläne in allen Einzelheiten Wirklichkeit werden zu lassen.
Lange würde sie nicht mehr zu Hause wohnen. Jetzt, da Bertrand sich endlich dazu entschlossen hatte, nach Deutschland zu ziehen, jetzt, da er bereits Gespräche mit Maklern vereinbart hat, da war es nach ihrer Rückkehr aus Peking sicher nur noch eine Frage von Wochen und sie würde gemeinsam mit ihrem Verlobten ihr neues Heim beziehen.
Apropos Verlobter, Franziska sah auf ihre Uhr, wo blieb Bertrand? Es war schon früher Abend, und er warimmer noch nicht aufgetaucht. Dabei wollte er am Nachmittag hier sein. Franziska suchte nach ihrem Handy.
Wie auf Kommando ertönte im selben Augenblick die Anrufmelodie: »Man in the Suitcase« von The Police.
Franziska stellte ihr Wasserglas ab, überprüfte das Display und drückte auf den grünen Knopf: »Hallo Bertrand! Gerade habe ich mich gefragt, wo du bleibst!«
»Ah, bon jour, mon amour. Wie geht es meinem Engel?«
»Engel«, kam ein Echo aus dem Lautsprecher. Franziska war kurz irritiert, beschloss aber, es zu ignorieren. Wahrscheinlich fuhr Bertrand gerade an einer Bahnstrecke entlang, was die Verbindung störte.
»Bertrand, wo bleibst du? Du wolltest doch am Nachmittag hier sein und mir bei den Reisevorbereitungen helfen.«
»Ah, Chérie«, er hatte schon immer einen Hang zum Theatralischen, »wie könnte ich zusehen, wie du in dein Unglück läufst? Wie könnte ich mich an diesem Unglück auch noch aktiv beteiligen? Du weißt doch, mein Engel, ich hasse es, dass du mich verlässt.«
Franziska schnaubte unwillig: »Von verlassen ist doch gar keine Rede, das weißt du genau. Ich verreise. Bitte fang die alte Diskussion nicht wieder von vorne an. Du kannst mich nicht umstimmen. Es ist nun einmal mein lang gehegter Traum, und ich würde mir wünschen, dass du mich unterstützt.«
»Ein Traum! Ein Traum!« Franziska konnte förmlich vor sich sehen, wie Bertrand seine Hände in die Höhe streckte. »Mein Engel, kannst du nicht träumen wie andere Frauen in deinem Alter auch? Warum bin ICHnicht dein Traum? Warum ist dein Traum nicht ein langes weißes Hochzeitskleid mit Schleier, ein Brillantring an deinem Finger, ein Kind von mir, Chérie?«
»Aber das eine schließt doch das andere nicht aus!« Franziska rollte die Augen: »Irgendwann werde ich mir den Schleier aufsetzen und mit dir vor den Altar treten. Aber warum hast du es so eilig? Ich bin erst fünfunddreißig.«
»Fünfunddreißig! Ich war längst geboren, als meine Mama fünfunddreißig war. Sie war mit fünfunddreißig bereits ganze zehn Jahre verheiratet. Meine beiden Großmütter haben mit zwanzig geheiratet.«
»Das war eine andere Generation, Bertrand. Wie weit hast du noch zu fahren? Ich würde gerne zum Abschied noch einmal richtig schön ausgehen. Schließlich sehen wir uns jetzt fast drei Wochen nicht. Soll ich bei unserem Lieblingsitaliener einen Tisch bestellen?«
Wieder ein deutliches Rauschen in der Leitung.
»Bertrand? Bertrand? Bist du noch dran?«
»Bist du noch dran?«, ertönte es aus dem Handy. Sie hört ihr eigenes Echo.
»Ja, Chérie, hier bin ich, natürlich bin ich hier. Ich habe deine letzten Worte nicht gehört. Hier ist eine Störung.«
»Ich habe dich gefragt, wann du kommst.«
»Ach, jetzt auf einmal brauchst du mich. Als du deinen Plan, all dein Geld mit Koffern zu verpulvern, gefasst hast, hast du mich auch nicht gebraucht.« Sein Tonfall klang beleidigt.
Franziska seufzte. Sie kannte Bertrand lange genug, um zu wissen, dass sie ihn niemals würde überzeugen können. Er war ein interessanter Mann. Er war, wenn eres wollte, ein liebevoller Mann. Er war gut aussehend und sexy. Doch er war auch schwierig. Und konservativ. Er war es von zu Hause aus gewohnt, dass sich eine Frau dem Willen des Mannes unterzuordnen hatte. Frauen mit eigenen Plänen waren ihm suspekt. Die Idee, dass seine Verlobte in China Koffer produzieren lassen wollte, lag jenseits seines Vorstellungshorizontes. Was hatte er in den letzten Monaten und Wochen nicht alles versucht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen! Nicht, dass ihn ihre Pläne nicht interessiert hätten. Ihr technisches Fachwissen und ihre kreativen Ideen hatten ihn immer sichtlich beeindruckt. Schließlich war er selbst Maschinenbauingenieur, also Fachmann genug, um ihre Konstruktionen entsprechend würdigen zu können. Und doch tat er ihre Pläne als Fantasiegebilde ab. Als Träumereien, als sinnlose Vergeudung von Zeit und Geld. Was war denn so schlecht
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