Liebe im Gepäck (German Edition)
daran gewesen, Autoscheinwerfer zu entwerfen? Und jeden Tag pünktlich nach Hause zu kommen und ihm das Abendessen zuzubereiten? Musste sie denn wirklich mit Sack und Pack aus Frankreich fortziehen, um einem Hirngespinst nachzujagen?
Es rauschte abermals in der Leitung,
»Du musst tun, was du tun musst. Aber denke immer daran, dass es gegen meinen ausdrücklichen Willen geschieht. Wenn du mich wirklich liebst …«
»Das hat doch nichts mit Liebe zu tun, verdammt noch mal. Versuch ja nicht, mich zu erpressen. Also, wann wirst du hier sein?«
Wieder dieses Rauschen.
»Ach, Chérie, ich vermisse dich jetzt schon.«
Bertrand war für seine schnellen Stimmungsschwankungen bekannt. Dennoch brachte er seine Verlobte damitjedes Mal aus der Fassung. Eben noch beleidigt, eben noch erpresserisch, schwenkte er binnen Sekunden auf einen zärtlichen Tonfall um.
»Du brauchst mich nicht zu vermissen, du wirst mir ja in wenigen Minuten gegenüberstehen.«
»Nein, Chérie, das werde ich nicht. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, aus Frankreich wegzufahren.«
»Waaas?«, schrie Franziska ins Handy.
»Aaaas?«, antwortete das Echo.
»Sag, dass das nicht wahr ist! Bertrand, wir sehen uns jetzt drei Wochen nicht, und du willst mir nicht einmal einen Abschiedskuss geben? Ich fasse es nicht!«
»Hier geht es nicht darum, was ich will. Hier geht es ums Prinzip. Wenn du dich schon über meinen Willen hinwegsetzt, dann musst du das alleine tun. Wenn du allerdings beschließt, hier zu bleiben …«
»Niemals!«
»Ja, dann«, Bertrands Stimme klang tieftraurig an ihr Ohr, »pass gut auf dich auf. Chérie. Und vergiss nicht, dein Handy mitzunehmen.«
»Das habe ich doch immer dabei, wenn ich geschäftlich verreise. Ich melde mich sofort, wenn ich angekommen bin.«
»Das will ich doch hoffen! Ich möchte immer wissen, wo du bist. Chérie. Und noch etwas …«
»Ja?«
»Gib mir zur Sicherheit auch die Handynummer deines Rechtsanwalts. Es könnte ja sein, dass du dein Handy verlegst oder dass irgendetwas mit deinem Ladegerät nicht stimmt. Ich könnte nicht gut schlafen, wenn ich nicht sicher sein könnte, dass ich dich zumindest telefonisch immer erreichen kann.«
Franziska klemmte das Handy zwischen Ohr und Kinn ein und blätterte in ihrem Telefonbuch. Sie nannte ihm die Nummer des Rechtsanwalts. »Obwohl ich nicht verstehe, wofür das gut sein soll. Was soll schon mit meinem Handy sein? Bisher hat es immer anstandslos funktioniert.«
»Na ja, sicher ist sicher, Chérie.«
Es klopfte an der Tür.
»Ich muss Schluss machen, Bertrand, meine Eltern erwarten mich. Ich werde Vater bitten, mich morgen zum Flughafen zu bringen. Schade, dass du nicht kommst. Ich hätte dich gern noch einmal umarmt, denn auch für mich ist es nicht so einfach …«
»Wankelmut, dein Name ist Weib.«
Sarkasmus war das Letzte, was sie jetzt brauchte. Franziska hob energisch den Kopf. Wenn er sie nicht verstehen wollte, dann würde er sie auch nicht verstehen. Jedes Wort, das sie sagte, war ein Wort zu viel. Sie wollte allerdings auch nicht im Streit auseinander gehen: »Ich muss jetzt auflegen. Machs gut, Bertrand. Bis in drei Wochen! Pass gut auf dich auf! Ich melde mich.« Dann drückte sie energisch den roten Knopf und öffnete ihrem Vater die Tür.
III
Samstag, zur gleichen Zeit, im Südwesten der Stadt
»Hör dir das an, Harry«, Giselle verschwand hinter dem Großformat der Zeitung und bot ihrem Ehemann den Blick auf zwei lange, gertenschlanke Beine, die sie elegant übereinander geschlagen hatte. Und auf die Schlagzeile des Tages, die in großen Lettern fast ein Viertel der Seite füllte: »Schlamms Schlacht – jetzt geht es aufs Ganze!«
Darunter ein Bild von Giselle und ihm, aufgenommen auf dem letztjährigen Opernball in Wien. Beide blickten sie in verschiedene Richtungen. Damals war es Zufall gewesen, heute galt es als ein Indiz dafür, dass die Ehe schon zu diesem Zeitpunkt unheilbar zerrüttet war.
Einige Seiten weiter wurde der Artikel fortgesetzt: »Der Rosenkrieg zwischen Harry Schlamm, uns allen besser bekannt als Seeberstein, und seiner bildhübschen Frau Giselle Verleinen geht in die nächste Runde! Wer hätte gedacht, dass es in der Ehe zwischen einem der beliebtesten Sänger Deutschlands und einem der meistgebuchten Models der Welt seit langem kriselte? Oder hätte uns dieses Foto nicht schon früher zu denken geben müssen? Sieht so eine glückliche Braut aus?«
Immer, wenn sie allein waren, war nichts von dem
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