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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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schauen.
    »Vielleicht gelingt es Ihnen jetzt«, lachte das Mädchen und lüftete für einen Moment die Brille.
    »Ah ja, natürlich, jetzt erkenne ich Sie wieder, gnädiges Fräulein. Nur das Bild, wissen Sie...«
    »Was ist mit meinem Bild?«
    »Das Bild habe ich gestern weggegeben. Weggeben müssen, sozusagen.«
    »Und an wen, bitte schön?«
    »An den Leitner-Florian, den Skilehrer.« Der dicke Madeira wand sich vor Verlegenheit. »Es gehört sonst nicht zu den Prinzipien meines Hauses. Aber der Florian, müssen Sie wissen, ist ein Verehrer der schönen Frauen. Sozusagen. Ein Verehrer und ein Kenner. Wie Figura beweist.« Er machte eine lächerliche Verbeugung in ihre Richtung. »Klopft er doch gestern gegen Mitternacht an meine Tür und verlangt, daß ich ihm Ihr Foto aus dem Kasten hole. Wie finden Sie das? Empörend sozusagen.«
    »Tscha«, machte Kirsten und wunderte sich, daß sie das gar nicht so empörend fand. Ihre Wangen hatten sich unter der Sonnenbrille gerötet. Auch das eigenartige Ziehen oberhalb des Zwerchfelles war wieder da. Sie hatte es lange nicht gehabt. Das vorletzte Mal beim Juristenball in der Münchner Uni.
    Madeira schaute sie interessiert an. »Wenn Sie ein paar Minuten Geduld aufbringen würden, gnädiges Fräulein, ich mache Ihnen gleich einen neuen Abzug.« Er wies einladend auf die Sitzecke.
    »Hat der Herr ..., der Herr ...« Sie tat so, als habe sie den Namen vergessen.
    »Leitner.«
    »Hat dieser Herr Leitner gesagt, warum er mein Foto haben wollte?«
    »Nun, er wird es halt für seine Samm...« Madeira merkte sofort, daß er sich verplappert hatte, und fing die letzte Silbe noch auf der Zunge ab. Es war zu spät.
    »Für seine Sammlung also. Sprechen Sie es ruhig aus.«
    »Aber ich bitte Sie, liebes gnädiges Fräulein, das darf man nicht zu wörtlich nehmen. Der Leitner ist halt unser feschster Skilehrer und hat immer die feschsten Schülerinnen gehabt. Das ist doch logisch, nicht wahr?«
    »Sehr logisch«, sagte Kirsten und fühlte, wie sie vereiste.
    »Sie sind bestimmt auch seine Schülerin. Oder?«
    Sie antwortete nicht.
    »Schauen Sie, der Leitner ist der beste Skiläufer weit und breit. Bei dem lernen die Schüler wirklich was.«
    »Besonders die Schülerinnen, nehme ich an.«
    »Hier zum Beispiel«, sagte Madeira, den Einwurf fein überhörend, und wies auf die Wand, die die Dunkelkammer vom Ladengeschäft trennte. Die Wand war von oben bis unten mit Pin-up-Fotos tapeziert. Sie sah aus wie die Spindtür eines Bundeswehrgefreiten. »Hier zum Beispiel diese italienische Dame.« Er nahm ein Lineal in die Hand und zeigte auf das Foto.
    Wie unser Biologiepauker in der Prima, dachte Kirsten und ließ ihn reden.
    »Diese Aufnahme, ich meine, diese Dame hier hatte am Anfang nur gelegen.«
    »So, so«, machte Kirsten.
    »Auf diesem Foto hat sie bereits einen Abfahrtslauf für Anfänger gewonnen. Und dort oben haben wir ein spanisches Fräulein.« Der schreckliche Zeigestock rückte weiter. »Señora Mercedes de la Rosa. Und hier die Schwestern MacCallister beim Stemmen. 17 bis 18 DIN, Blende 11, ein Fünfundzwanzigstel. Was haben wir da, richtig, das Fräulein Schuster im Schneegestöber, sie war die ehemalige Miß Frankfurt, die Schneeflocken vor dunklem Hintergrund mit Verschlußgeschwindigkeit 1/30. Alles Leitner-Schülerinnen. Dann hätten wir...«
    »Danke schön«, sagte Kirsten, »aber ich selbst fotografiere gar nicht.«
    Madeira schwieg irritiert. »Hätten Sie noch einen Wunsch?« fragte er unsicher.
    »Das Negativ von meinem Foto, wenn Sie mir das verkaufen würden?« Und sie setzte mit ihrem charmantesten Lächeln hinzu: »Damit Sie es nicht noch in andere — Sammlungen geben.«
    Als Kirsten wieder auf der Straße stand, fiel ihr ein Gespräch ein, das sie neulich an der Bar mitangehört hatte. Zwei Gäste hatten sich unterhalten über einen Skilehrer.
    »Wenn der sich für jedes Madl eine Kerbe in die Brettln geschnitten hätte, der müßte heute mit ganz kurzen Skiern fahren«, hatte der eine gesagt.
    Der andere hatte hinzugefügt: »Und alles fein nach der Slalommethode: nirgends hängengeblieben! Is schon ein Schlawiner, der Bursche.«
    Dann hatten sie sich wiehernd auf die Schenkel geschlagen. Vor unbändigem Vergnügen.
    Jetzt wußte sie, wer mit dem Schlawiner gemeint war.
    »Abwarten, Maestro!« Kirsten blieb mitten auf dem Fahrdamm stehen und biß sich mit den Zähnen auf die Unterlippe. »Slalom werde ich mit dir nicht fahren. Aber Schlitten! Und meine

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