Liebe im Spiel
glaube ich nicht. Ich will keine halben Sachen machen und vorzeitig abreisen.”
“Und Natasha?”
Sie hörte ihn leise lachen. “Ach ja - die reizende Miss Cole …”
Das Stimmengewirr neu eintreffender Gäste hinderte sie daran, mehr von dem zu verstehen, was er möglicherweise sagte. Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich, während sie beobachtete, wie beide Männer sich ins Gästebuch eintrugen und dann durch das Foyer weitergingen. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum glaubte Lord Neville, es könnte gefährlich sein? Und von welcher “Sache” hatte Hugh gesprochen?
Sie brauchte Antworten. Und falls Hugh Garratt glaubte, er könnte sie davon abbringen, sie herauszufinden, irrte er sich gewaltig!
Natasha schlüpfte aus ihrem Versteck und ging hinter den Spielautomaten herum, damit es so aussah, als würde sie gerade aus dem Spielsalon kommen. Zum Glück verstand sie es durch jahrelange Praxis, ihre Gedanken zu verbergen. Kühl und beherrscht betrat sie kurz darauf die Bar.
Man drehte die Köpfe nach ihr um, während sie anmutig durch den Raum schritt, und mit Genugtuung registrierte sie Hughs faszinierten Blick, als er sie sah. Er stand sofort auf und kam ihr entgegen, ließ den Blick bewundernd über ihre schlanke Gestalt gleiten, und sein Lächeln jagte ihr heiße Schauer über den Rücken.
“Es tut mir Leid - komme ich zu spät?” fragte sie, froh über den festen Klang ihrer Stimme.
“Nur ein paar Minuten”, antwortete er beiläufig. “Möchtest du hier etwas trinken, oder sollen wir gleich gehen?”
“Oh, ich würde lieber gleich gehen - wenn Sie uns bitte entschuldigen, Lord Neville?” fügte sie, an Neville gewandt, bedauernd hinzu. “Wenn ich bleibe, kommt bestimmt gleich jemand und schleift mich in die Küche, damit ich einen Streit mit dem Chef schlichte, oder man möchte, dass ich etwas beim Kassierer unterschreibe.”
“Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest. Ich sehe dich später, Nev.” Hugh nickte seinem Freund kurz zu, dann legte er Natasha besitzergreifend die Hand auf den Arm und führte sie zur Tür.
“Desmond’s” war das beste Restaurant auf der Insel. Es war oft schwierig, einen Tisch zu bekommen, aber Natasha hatte Desmond schon gekannt, als er noch schlank gewesen war und noch Haare gehabt hatte. Sobald er sie sah, kam er herbeigestürmt und begrüßte sie mit Küsschen auf beide Wangen.
“Nattie, Liebste! Ewig lang nicht mehr gesehen! Wie laufen die Geschäfte? He, ich hab schon alles von gestern Nacht gehört. Wetten, dass der alte Lester jetzt pleite ist!” Er brüllte vor Lachen bei der Vorstellung.
“Er ist nicht gerade überglücklich darüber”, bestätigte Natasha trocken. “Übrigens, das ist der Spieler, der ihn geschlagen hat. Hugh Garratt - Desmond.” Sie machte die beiden Männer höflich miteinander bekannt.
Desmonds Lächeln wurde noch breiter. “Nun, dann lassen Sie mich Ihnen die Hand schütteln”, sagte er schwärmerisch. “Ein Mann, der Lester Jackson eine halbe Million Dollar abknöpft, ist in meinen Augen schwer in Ordnung. He, kommt - das muss gefeiert werden.
Am besten Tisch und mit Champagner! Es geht auf Kosten des Hauses. Nicht, dass Sie Gratisgetränke nötig hätten”, fügte er hinzu und lachte wieder über seinen eigenen Witz.
“Eine halbe Million Dollar! Das war vielleicht ein Pokerspiel!”
Er führte sie an einen Tisch in der Ecke der Terrasse, ganz abgelegen, mit einem fantastischen Blick auf die breite Bucht von St. Paul’s. Die Sonne war hinter dem Horizont untergegangen. Das in Dunst gehüllte Meer verfärbte sich indigoblau, hier und da durchsetzt von graugrünen Schatten einer Inselgruppe, die sich gegen den kobaltblauen Himmel abzeichneten. Eine Steelband spielte. Ihre leisen Rhythmen vermischten sich mit dem Wispern des Abendwinds, der sanft die Blätter der Palmen über ihnen bewegte.
“So, da hätten wir ihn.” Einer der Ober hatte den Champagner gebracht, und Desmond selbst öffnete die Flasche und goss die schäumende Flüssigkeit in zwei Sektkelche. Dann ließ er Natasha und Hugh allein mit der Speisekarte, um seinen übersprudelnden Charme unter den übrigen Gästen zu verströmen - ein bisschen zu Natashas Erleichterung. Sie hatte schon befürchtet, er würde den ganzen Abend bei ihnen bleiben und mit ihnen plaudern. Obwohl das. vielleicht besser gewesen wäre, als mit Hugh Garratt allein zu sein, dachte sie. Und wieder spürte sie dieses nervöse Flattern.
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