Liebe im Spiel
Aufruhr. Warum, um alles in der Welt, hatte sie sich von ihm dazu verleiten lassen, mit ihm zu Abend zu essen? Sie musste den Verstand verloren haben! Nun, ich werde nicht gehen, schwor sie sich grimmig. Auf keinen Fall würde sie einen ganzen Abend in seiner Gesellschaft verbringen. All ihre Fragen waren jetzt nicht wichtig - sie könnte auch ohne die Antworten darauf leben.
Außerdem würde es ihm nicht schaden, wenn sie sich ihm gegenüber behauptete. Er war viel zu überheblich.
Nach dem Mittagessen klopfte es an der Bürotür. Natasha blickte von den Papieren auf, die vor ihr lagen, und rief: “Herein.”
Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und Debbie, Lesters Freundin, lugte durch den Türspalt - mit Tränenüberströmtem Gesicht. “Es tut mir so Leid, dass ich dich störe, Nat.
Aber Lester ist in einem schrecklichen Zustand.”
“Das überrascht mich nicht”, antwortete sie trocken.
“Ja, aber … ich fürchte, er könnte eine Dummheit begehen.”
Eine noch größere als die, fast eine halbe Million Dollar beim Pokern zu verlieren? dachte Natasha. Aber Debbies verweintes Gesicht ließ sie diesen Gedanken für sich behalten. “Was, zum Beispiel?” fragte sie geduldig.
“Ich weiß nicht.” Debbie kam ins Büro und setzte sich auf den Rand des Schreibtischs. “Ich werde nicht schlau aus ihm. Er hat sich in sein Apartment eingeschlossen und sieht die Unterlagen im Safe durch. Er hat ein Gewehr und lässt mich nicht rein.”
Natasha runzelte die Stirn. “Soll ich es mal versuchen?”
“Würdest du das tun?” Debbie wirkte so erleichtert, dass Natasha ein ungutes Gefühl dabei hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Reden etwas brachte - eher das Gegenteil. Aber Debbie vertraute ihr, wenn es auch töricht von ihr war.
“Natürlich”, stimmte sie zu, und ihr kleiner Seufzer wich rasch einem beruhigenden Lächeln. Alles war ihr recht, wenn sie sich nur nicht länger mit den Leasing-Verträgen für diese verflixten Spielautomaten langweilen musste. “Ich bin gleich oben.”
Sie legte die Verträge beiseite - damit würde sie sich später befassen. Also geriet Lester wegen des Geldes in Panik? Das war kaum verwunderlich. Ein derartiger Verlust musste ein ziemlich großes Loch in seine Ersparnisse reißen. Und sie würde die Erste sein, die ihm sagte, dass ihm das recht geschah.
Wie dumm von ihm, sich dazu verleiten zu lassen, mehr aufs Spiel zu setzen, als er es sich leisten konnte. Aber es wurde ihm nur mit gleicher Münze heimgezahlt. Er hatte es oft genug praktiziert, hatte sich irgendeinen dummen, glücklosen Jungen ausgesucht - fast alle waren jung -, ihn mit spöttischen Schmeicheleien hinters Licht geführt, ihn dazu angestachelt, es mit den High-Rollers aufzunehmen, und es hatte ihn den Teufel geschert, welches Elend er damit anrichtete.
Und überhaupt, woher hatte er dieses ganze Geld? Nicht aus seinen Poker-Gewinnen - er war gut, aber so gut auch wieder nicht. Und auch nicht aus seinen geschäftlichen Transaktionen -soweit sie gehört hatte, waren die eine Katastrophe. Natürlich standen ihm als Manager des Kasinos Gewinnanteile zu, ebenso eine Prämie aus dem jährlichen Gewinnzuwachs. Es waren gute Einkünfte, aber es waren Peanuts, verglichen mit der Summe, die er letzte Nacht verloren hatte.
Was sie zwangsläufig auf die Sache mit Hugh Garratt zurückbrachte. Warum hatte er sich so viel Mühe gemacht, Lester dieses Ding anzuhängen, und sogar riskiert, selbst eine halbe Million zu verlieren, noch dazu, wenn er, wie er selbst zugegeben hatte, nicht einmal Berufsspieler war? Er hatte gesagt, dass sie irgendwie in die Sache verwickelt sei … aber was konnte sie möglicherweise damit zu tun haben?
Und warum hatte er diesen lächerlichen Heiratsantrag gemacht?
War es überhaupt ein Antrag gewesen? Natasha zog nachdenklich die zarten Brauen zusammen. Wie ein Antrag hatte es sich nicht angehört, nicht wie ein echter … Vielleicht war es nur ein Scherz gewesen. Obwohl es dann ein ziemlich merkwürdiger Scherz gewesen wäre.
“Denk darüber nach”, hatte er gesagt. Sie hatte kaum mehr an etwas anderes gedacht.
Sosehr sie sich auch bemüht hatte, es aus ihren Gedanken zu verdrängen, hatte es sie bis in ihre Träume verfolgt und den ganzen Tag über beunruhigt, während sie zu arbeiten versucht hatte.
Eine Zweckehe - hatte er das gemeint? Natürlich wäre es der ideale Weg, Lester auszutricksen, wie sie sich eingestehen musste. Aber konnte sie Hugh Garratt mehr
Weitere Kostenlose Bücher