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Liebe in St. Petersburg

Liebe in St. Petersburg

Titel: Liebe in St. Petersburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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List. Tut endlich etwas … oder ich reite los und lasse mich gegen Grazina austauschen!«
    »Ein edler Gedanke, Wanda Timofejewna«, sagte der Pope vorsichtig. »Aber ich befürchte, daß man einen jungen Apfel nicht gegen eine alte Kartoffel tauscht.« Tante Wanda starrte den Popen entgeistert an.
    Nach langer Beratung hatte Jerschow einen Plan, dem auch Tujan, der Pope, zustimmte: Man würde am Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, alles ans Flußufer tragen, was die Blatnjaki verlangt hatten – und sogar noch mehr. »Staunen werden sie«, sagte Jerschow. »Begeistert werden sie sein! Soviel Waffen, soviel Verpflegung! Und wer begeistert ist, verliert den Überblick; außerdem müssen sie ja auch alles wegtragen. Sie werden also alle zum Fluß kommen bis auf vielleicht zwei Burschen, die Grazina bewachen. Und während sie am Fluß die Boote beladen, spielen wir ›wandernde Büsche‹ und holen Grazina.«
    »Das ist ein guter Plan!« gab Tujan widerwillig zu. »Aber die Büsche wird die Kirche herstellen. Wir haben die größere Erfahrung im Schmücken. Laßt uns ans Werk gehen!«
    Was dann in Nowo Prassna und Pestrawka geschah, hatte Gregor noch nicht erlebt. Er hatte zwar gelernt, wie man sich militärisch tarnen kann, aber was die Leute hier aus Ästen, Zweigen, Gras, Schilf und Blumenranken zusammenflochten, waren wirklich wandernde Büsche, wenn sich die Männer die Gebilde vor die Körper schnallten und dann langsam über das Land schritten.
    In der Abenddämmerung nahm Tujan die Parade seiner zweibeinigen Büsche ab. Vierzig dichte Buschwerke marschierten langsam vorbei, und an der Kirchenwand standen vier weitere Wunderwerke, die sich Jerschow, Tujan, Gregor und Wanda Timofejewna umbinden wollten. Die letztere hatte darauf bestanden, mitzukommen, und so erhielt sie einen besonders hübschen Busch, mit Heckenrosen garniert.
    Als sich die Dunkelheit über das Land am Tobol senkte, schleppten die Frauen und ein paar Jungen die Sachen ans Flußufer, die von den Blatnjaki verlangt worden waren. Der struppige Reiter, der am Vortag die Botschaft überbracht hatte, wartete dort und betrachtete mit Wohlwollen die Stapel, die man vor ihm aufbaute. Das lenkte ihn ab von seiner Umgebung, wo in der Dunkelheit plötzlich eine neue Landschaft entstand mit vereinzelten Büschen und kleinen Bäumen.
    Der Blatnjak am Tobol zündete ein langes Stück Holz an und schwenkte es über seinem Kopf. Vom nahen Hügel antwortete ihm ein anderes Feuerzeichen. Die Frauen, die die Sachen gebracht hatten, liefen ins Dorf zurück. Dafür blieben eine Anzahl Büsche am Ufer des Flusses – in der Dunkelheit so selbstverständlich, als seien sie seit Jahren hier gewachsen.
    »Jetzt wird es sich zeigen, ob unsere Überlegungen richtig waren«, flüsterte Jerschow in seinem Busch. Er stand eng mit Gregor, Tujan und Tante Wanda zusammen am Fuß des Hügels. Sie waren am weitesten vorgedrungen, die anderen folgten nur langsam, um nicht aufzufallen, Schritt für Schritt, und die Dunkelheit verbarg ihre Bewegungen. Die Blatnjaki auf dem Hügel merkten nichts, sie sahen zum Fluß hinunter. Alles lief zu ihrer Zufriedenheit, die Leute von Nowo Prassna zahlten; man hatte sich wirklich ein goldenes Schwänchen eingefangen.
    »Alle bis auf zwei Mann zum Fluß!« befahl jetzt der Anführer der Banditen und trat seine Signalfackel aus. Er lachte rauh und betrachtete Grazina, die man an eine Birke gebunden hatte. »Es sind Idioten, deine Brüderchen! Sie glauben noch an Worte! Das hat ihnen der Pope beigebracht!« Er nickte den beiden Männern zu, die zurückbleiben sollten. »Wenn ich vom Fluß die Fackel schwenke, hängt sie auf!« befahl er hart.
    »Wenn ihr das tut, wird man euch jagen bis ans Ende der Welt!« erwiderte Grazina laut. Sie hing in den Stricken, ihr Reitkleid war an vielen Stellen zerrissen. Angst hatte sie bis jetzt nicht gespürt, um so nervöser waren die Banditen gewesen, bis der Bote zurückkam und verkündete, daß man in Nowo Prassna auf alles eingehen wolle. Immer wieder hatte sich der Anführer vor ihr aufgebaut und mit dem Tod gedroht oder mit der Schändung durch alle fünfzehn Mann.
    »Jagen?« schrie er jetzt. »Diese Greise und Milchgesichter? Oder etwa der Pope, der sich an der Bibel festklammert?«
    »Du vergißt Gregorij!«
    »Das feine Herrchen?« Der Anführer bog sich lachend zurück. »Ein Held im Bett wird er sein, was sonst? Aber sein Bett wird leer sein, denn sein Vögelchen hängt an einem Ast!« Er winkte den

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