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Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Titel: Liebe Isländer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huldar Breiðfjörð
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Stühle für etwa hundert Personen, einen Fernseher, zwei Spielautomaten und eine Bar, die zugleich als Rezeption dient. Auf dem Boden ist roter Teppich, und an den Wänden hängen hellblaue Delphinbilder. Als ich für einen Schlafsackplatz eincheckte, sagte der rot angelaufene Hoteldirektor, dass ich nur eine Nacht bleiben könnte: »Ich und die Frau sind auf dem Weg auf die Kanaren und fahren morgen nach Reykjavík. Deshalb machen wir einen halben Monat zu.«
    Ich richtete mich in Zimmer sechzehn ein. Offensichtlich hatte man es für ausreichend befunden, das Bett neu zu beziehen und vielleicht auch noch eine Wodkaflasche und den vollen Aschenbecher vom Nachttisch zu entfernen, um diese Fischerkammer völlig zu verwandeln. Der Geruch vom heißen Heizkörper vermischte sich mit mattem Fischmief. Auf dem Teppich lag eine gerissene Gitarrensaite. Die Luft war schwer und gesättigt von verklungenem Partytrubel. Draußen vor dem Fenster mühte sich der Hafen von Ólafsvík damit ab, das bedrohlich aufgewühlte Meer zu umklammern. Es hätte mich irgendwie nicht überrascht, wenn Bubbi hereingekommen wäre, leise seinen Song
Stahl und Messer
summend.
     
    Ich war erschöpft nach der Fahrt auf der Bergstrecke und wusste, ich würde trotzdem nicht einschlafen können. So entschied ich, die Regel zu brechen, mir nur eins von beidem am selben Tag zu erlauben, entwederSchlafsackplatz oder Essen im Restaurant. Im Gastraum saß der Hoteldirektor vor dem Fernseher und sah einen englischen Spielfilm über ein leichtlebiges und in einem fort kicherndes Dienstmädchen. Ich setzte mich an einen der Tische und fragte, ob es möglich wäre, etwas zu essen zu bekommen. Er sagte, dass er die Küche schon geschlossen hätte, aber »die Frau« würde sicherlich noch eine Pizza hinbekommen, wenn ich das wünschte. Dann nahm er die Bestellung auf, verschwand in der Küche und erschien schon bald darauf mit der Pizza.
    Er setzte sich wieder vor den Fernseher, zündete sich eine Zigarette an und fragte abwesend: »Wie war die Bergstrecke?«
    »Ich fand sie ziemlich schrecklich.«
    »Bist du sie noch nie gefahren?«
    »Nein.«
    »Nein? War sie nicht gut zu fahren?«
    »Dazu will ich lieber nichts sagen.«
    »War Schneesturm?«
    »Ja.«
    »Na, der kann eigentlich nicht stark gewesen sein. Nicht bei dieser Windrichtung. Aber morgen könnte es schlimmer werden. Heute Nacht soll es auf Südwest drehen.«
    Im Fernsehen versuchte das kichernde Dienstmädchen, den Pfarrer zu verführen – mit dem Ergebnis, dass mein rotbäckiger Hotelwirt vor Lachen quietschte. Ich ließ es bleiben, ihm mehr von meiner Reise über den Berg zu erzählen, da ich vermutete, dass es ihn nicht besonders interessieren würde. Doch um irgendetwas zu sagen, lobte ich die Pizza.
    »Die Frau kann das«, sagte er, ohne vom Bildschirm aufzusehen.
    Im Laufe des Filmes erzählte mir der Hotelbesitzer, dass er früher Reeder war, nun aber das Hotel schon seit drei Jahren betreibe. Man komme über den Winter, weil es an den Wochenenden auch Pub sei. Am letzten Wochenende wären um die sechzig Leute gekommen. Dann quietschte er wieder. Irgendwer war gerade auf den Pfarrerund das Dienstmädchen gestoßen. Das Quietschen wurde zu einem trockenen Husten, und er fügte hinzu, dass viele aus dem Ort fortzögen. »Ich weiß nicht, wie das werden soll. Jetzt liegt alles in den Händen der Fischfirma Samherji und bei denen aus den Ostfjorden. Es ist sinnlos, nur darüber zu reden, dass genug Arbeit vorhanden wäre. Die Leute müssen auch Perspektiven haben. Es reicht nicht aus, nur die Möglichkeit zu haben, das ganze Leben zwischen Sonnenauf- und -untergang zu schuften. Darin sehen die Leute keine Zukunft.«
    Dann gewann das Dienstmädchen den Wettkampf um die Aufmerksamkeit meines Wirts, und ich ging wieder auf mein Zimmer. Ich stellte den Wecker auf halb acht und war entschlossen, am nächsten Tag Rif und Hellissandur zu besichtigen, auf dem Rückweg eine Runde um Ólafsvík zu fahren und vor dem Dunkelwerden bis nach Grundarfjörður zu gelangen. Wie der Hotelbesitzer gesagt hatte, sollte der Wind über Nacht drehen und das Wetter in den nächsten Tagen schlechter werden. Das hieß, ich müsste sofort am nächsten Tag weiter oder in Ólafsvík ausharren, bis es vorbei war. Darauf hatte ich keine Lust. Irgendetwas an diesem Ort gab mir das Gefühl, ich befände mich am Abhang auf der Rückseite dieser Welt. Obwohl ich der einzige Mensch im Hotel war, schlief ich mit Partylärm ein. Und

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