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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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lassen.«
    Raymond begann zu frösteln. Oda wartete nicht auf ihn – ganz im Gegenteil. Zu viel war zwischen ihr und ihm geschehen. Vielleicht hätte er längst alles, was irgendwie nach Hoffnung schmeckte, in einem lodernden Feuer verbrennen sollen und die Asche anschließend sorgfältig vergraben. Als Buße für das Erlebte, das hinter ihm lag und ihn noch immer in seinen Träumen bedrängte, als hätte alles sich erst gestern ereignet und nicht schon vor langer Zeit. Immer häufiger verfolgten ihn in letzter Zeit solche Gedanken. Aber das ging nur ihn etwas an, niemanden sonst.
    »Du schickst uns Ritter nach Hause?«, sagte er.
    »Einige von euch, ja. Vergiss nicht, dass es nicht nur euch gibt, sondern auch noch eure Knechte. Die Männer wollen ihre Familien schließlich irgendwann wiedersehen.«
    Das war mehr als unmissverständlich. Bernhard würde bleiben, ganz sicher, aber Raymond gehörte nicht zum engsten Kreis. Er war und blieb ein Fremder.
    »Gleich nach Edgiths Begräbnis.« Ottos Augen wurden wieder feucht. »Hier in Magdeburg, dem Ort ihrer Morgengabe, soll sie die ewige Ruhe finden. Und eines Tages werde auch ich hier an ihrer Seite liegen.«
    »Da siehst du, wie wichtig unsere Schwerter sind«, sagte Raymond, und es klang womöglich nur deshalb so großspurig, weil er sich so elend dabei fühlte. »Damit alles so bleibt, wie es ist.«
    Otto zog die Hand wieder zurück. Die Hitze auf Raymonds Arm erlosch. Jetzt spürte er den Winter draußen und den drinnen umso deutlicher.
    »Für dich, Raimund, hab ich noch einen besonderen Auftrag. Genau genommen, sind es sogar zwei. Reite für mich nach Tilleda!«
    »Wozu, mein König?«
    »Um dort in meinem Namen nach dem Rechten zu sehen.«
    Raymonds dunkle Brauen schnellten fragend nach oben.
    »Man hat mir von Unregelmäßigkeiten berichtet.« Der König sprach schneller, als wolle er ihn dadurch überzeugen. »Von einer Seuche, die dort gewütet und zu Verwahrlosung und Amtsmissbrauch geführt haben soll, bedenkliche Vorfälle also, die von einem Mann meines Vertrauens untersucht werden sollten. Wir brauchen die Pfalzen. Ohne sie wären wir verloren. Daher muss jede einzelne in guter Verfassung sein. Immer!« Er leerte seinen Becher.
    »Dann wünschst du anschließend meinen persönlichen Rapport?« Raymond begann zu rechnen. Bei dem schlechten Wetter bedeutete das, dass er sein Zuhause frühestens in drei Wochen erreichen konnte.
    »Es genügt, wenn du mir einen Boten schickst. Und nimm nur so viele Männer mit wie nötig! Geh als mein Kundschafter, nicht als Ritter! Ich möchte, dass du dich möglichst unauffällig umsehen kannst.«
    Jeder am Hof wusste, dass Otto weder lesen noch schreiben konnte. Dafür gab es unter anderem die Männer der Hofkapelle, die deshalb über alle laufenden Vorgänge bestens informiert waren. Raymond beherrschte das Schreiben leidlich; in der Kindheit hatte seine Mutter ihn darin unterwiesen, aber das lag so lange zurück, dass er inzwischen Unsicherheiten zeigte. Für einen Bericht allerdings würde es genügen; und den Pfaffen um Otto fette Nahrung für ihre Intrigen zu liefern, war ohnehin nicht seine Sache.
    »Hast du nicht erst kürzlich einen neuen Pfalzgrafen für Tilleda bestellt?« Es war Raymond herausgerutscht, noch bevor er genügend nachgedacht hatte. Kein Wunder, dass Otto ihn nach Hause schickte und andere um sich versammelte. Er würde niemals ein Höfling werden – nicht einmal in tausend Jahren!
    »Mein Reich ist groß. Ich kann nicht überall gleichzeitig sein. Dafür gibt es die familia , die Waffenbrüderschaft meiner Ritter. Weitere Fragen?«
    Raymond neigte den Kopf zum Einverständnis. Den Rüffel hatte er sich selber zuzuschreiben. Bei aller Milde und Gefühlsbetontheit, die der König an den Tag legen konnte, wenn er in der entsprechenden Stimmung war, kannte Raymond ihn als kompromisslos. Das hatten nicht nur seine aufständischen Brüder zu spüren bekommen, sondern damit musste auch jeder andere rechnen, der es wagte, sich ihm zu widersetzen. Heinrich hatte man als Freund geliebt und als König geachtet; Otto gehorchte man besser, es sei denn, man war an Schwierigkeiten interessiert.
    »Und der zweite Auftrag, Monseigneur?« Der Graf bemühte sich um einen freundlichen Tonfall.
    »Es ist an der Zeit, dir einen neuen Knappen zu wählen. Ich habe dabei den jungen Sigmar im Auge. Er scheint mir genau der Richtige zu sein.«
    »Billungs vorlauter Großneffe?« Sofort stand ihm das Bild des blonden

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