Liebe ist Finsternis (Valerie Dearborn) (German Edition)
„Warum?“
„Deine Angst ist lähmend.“
Was du nicht sagst .
„Möchtest du, dass ich dich zwinge? Dir die Angst nehme?“ Die Worte waren sanftmütig, ohne Verurteilung ihrer Feigheit, doch ihre Augen schwammen in Tränen.
„Es ist keine Schande, nicht so stark sein zu wollen, wie andere es von dir erwarten.“ Der Klang seiner Stimme passte zum Dunkel der Nacht, das sie umgab.
Sie konnte nicht sprechen, Panik überkam sie erneut. Val machte einen Schritt zurück und hörte Jacks Stimme in der Ferne nach ihr rufen.
„Valerie, sieh mich an“, sagte er ruhig, sie dazu drängend, ihm zu vertrauen. Die Worte klangen gestelzt, und ihr wurde bewusst, dass er einen Akzent hatte. Nichts Offensichtliches, eher so, als ob er über die Jahrhunderte Dutzende von Sprachen gesprochen und von jeder einen leichten Akzent angenommen hätte. Es war poetisch, sogar schön.
Und total irrelevant .
„Warum?“ Die Frage war unzureichend für das, was sie eigentlich wissen wollte. Warum sollte er sie beschützen? Warum zog er sie einem Vampir, den er kannte, vor? Warum war es ihm wichtig, ob sie einen Vampir tötete oder nicht? Warum war es ihm wichtig, ob sie lebte oder starb?
„Gewalt hat dich berührt, dir etwas genommen und dafür musst du deine eigene Kraft kennen lernen.“
Sie fühlte einen Kloß im Hals, der es schwer machte zu sprechen. „Was geht dich das an?“ Val fürchtete sich vor der Antwort, hatte keine Ahnung, was es sein könnte, aber hatte dennoch Angst.
Lucas ignorierte sie, und die Stille der Nacht wurde deutlich während dieser Pause.
„Soll ich dir helfen?“, fragte er, als wäre sie ein verängstigtes Pferd.
Sie starrte auf den Boden. „Du meinst, mich dazu zwingen?“
„Ja.“
„Wirst du... mich wieder freigeben?“ Warum erwog sie es überhaupt, ihm zu trauen? Weil er mich noch nicht getötet hat . Sie wollte die Zeit anhalten, so dass sie alles durchdenken konnte, doch sie hatte nur diesen Augenblick und wenn sie nicht mithielt, würde er ihr Schicksal für sie entscheiden.
Der Vampir mühte sich immer noch ab, aber es war so zwecklos wie der Versuch einer Motte, sich aus dem Griff eines Kindes, das ihre Flügel festhält, zu befreien.
Entscheide dich . Fliehen oder bleiben. Ihr Herz schlug zehnmal so laut wie ihre Worte. Aber er war ein Vampir, er würde sie trotzdem hören. „Dann zwing mich.“
Val sah ihn fast aggressiv an, im festen Willen, Herrin ihres eigenen Entschlusses zu sein. Sie warf sich selbst in seine Augen, als ob sie von einer Klippe spränge. Sein Wille umgab sie, bis sie in dem warmen Meer seiner Augen versank und Handlungen beobachtete, die zu jemand anderem gehörten.
Es war eine andere, die den Pflock fester umfasste. Eine andere, die vorwärts ging, auf Augenhöhe mit dem Monster, das gerade versucht hatte, sie zu töten. Und hinter ihm war Lucas, seine gewaltige Gegenwart alles überschattend. Sie glättete das zerknitterte ,Pogues‘ T-Shirt, in der Absicht, sein Herz beim ersten Versuch zu treffen.
Sie stieß kräftig und schnell zu, doch der Pflock drang nicht tief genug ein. Val versuchte es noch einmal, mit beiden Händen und ihrem gesamten Gewicht vorwärts stoßend. Es war, als schnitte sie sehniges Steak mit einem Plastikmesser.
„Kräftiger“, befahl Lucas.
Val hörte ein Grunzen – ihr eigenes – und stieß zu, ihre Arme vor Anstrengung schmerzend, bis der Pflock vorwärts drang und der Vampir mitten im Kampf innehielt.
Seine Haut wurde aschfahl und zerfiel, die Knochen um den Pflock herum fielen und krachten auf den Boden vor ihr, Staub legte sich auf ihre Turnschuhe. Ihr Schwung trug sie vorwärts, den Pflock immer noch erhoben, kurz davor, Lucas zu durchstechen. Geschickt drehte er sich und fing sie ab, seine starken Hände ergriffen ihre Arme und sie, wobei er den Pflock von sich weghielt.
„Ich denke, ein Vampir genügt für heute“, sagte er trocken.
Val trat zurück und sah auf und in seine Augen. Sie erinnerten sie an ein Gasfeuer, das Blau, das die Flammen umgab, die gleiche Farbe und Hitze in seinen Augen.
„Ich gebe dich frei“, sagte er sanft, auf sie nieder blickend.
Valerie kam wieder zu sich, der blaue Ozean spuckte sie aus, kalte Nachtluft schnitt durch ihre Kleidung, ihr Schienbein schmerzte und blutete immer noch. Sie sah auf die Wunde hinunter, dann wieder auf, doch Lucas war verschwunden.
Sie hörte, dass Jack sie rief. Den Pflock fallen lassend rannte sie los; sie rief Jack und ihren Vater, stolperte
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