Liebe ist Finsternis (Valerie Dearborn) (German Edition)
schnippte mit den Fingern, und ein junger Mann erschien an ihrer Seite, der ein Samtkissen trug. Marion erhob sich etwas von ihrem Stuhl, um zu sehen, was auf dem Kissen war.
„Brustwarzenklammern und ein Flechet“, sagte Lucas geduldig.
Sie warf ihm einen kurzen, leicht misstrauischen Blick zu.
Die Vorstellung verging recht schnell, kleine Bächlein aus Blut flossen zum Rand der Bühne und tropften auf den Boden, da Rachel die nackte und jetzt geklammerte Frau leicht geschnitten hatte.
Und jetzt stand Rachel allein auf der Bühne, die blutige Frau weggeführt, um sich zu erholen, das Publikum war sprachlos über die gewalttätige Vorstellung. Sie klatschte das Flechet gegen ihren Schenkel und wartete.
Ihre Pose war lässig, ihre Einstellung mehr als selbstbewusst, als sie wartete. Sie warf Lucas einen Blick zu, und er neigte seinen Kopf leicht. Rachels Blick wendete sich Marion zu, heftete sich auf sie und für einen Augenblick waren ihre Rollen vertauscht. Marion war der verängstigte Mensch und Rachel war die Jägerin, die ihre Beute mit ihrem Blick gefangen hatte.
Marion stand auf und ging zum Rand der Bühne, streckte ihre Hand aus, und diese wurde locker ergriffen, als die grausame Frau graziös von der Bühne heruntersprang. Sie neigte ihren Kopf: „Ich bin Rachel.“
Marion lächelte und errötete: „Rachel. Ich bin Marion.“
Rachel legte den Kopf auf die Seite, schob ihre Hände in die Hosentaschen und blickte erwartungsvoll drein.
So standen sie einen Moment lang, still und einander einschätzend und dann lachte Marion, ein Geräusch so frisch und fröhlich, dass Lucas für den kleinsten Augenblick dachte, er fühle ein winziges Stechen von Eifersucht.
Rachel lächelte zurück und deutete auf die Zimmer, wo sie allein sein konnten. Marion ließ ihre Hand fallen und begann aus dem Hauptraum hinaus zu laufen, ihre Hüften in einer dreisten Einladung schwingend.
Rachel warf ihm einen weiteren Blick zu, bevor sie nickte — ein gemachtes Geschäft. Dann folgte sie Marion in eines der Zimmer.
Lucas warf einen Blick auf seinen Wein, entschied, ihn unangetastet zu lassen, und verschwand.
Kapitel 15
Rom, Italien
Gegenwart
Der raschelnde Klang von Samt weckte Valerie auf. Ihr Körper verspannte sich, und sie lag da wie ein überraschter Hase. Sie war sich sicher, dass sie ein Geräusch gehört hatte, aber es war dunkel, noch mitten in der Nacht, und die Tür war abgeschlossen. Oh richtig, abgeschlossene Türen hielten niemand wirklich Gefährlichen draußen .
War es Jack? Wie spät war es? Sie hatte zu viel Angst, als dass es Jack sein konnte.
War Lucas zurückgekommen? Ein unangemessenes Abbild von ihm zu einem lausigen Zeitpunkt, um das zu beenden, was sie begonnen hatten—
Jemand ging im Zimmer auf und ab, versuchte nicht einmal leise zu sein. Nicht Lucas .
Der Gestank von Eisen und verrottenden Blumen war so stark, dass sie ihn in ihrem Rachen schmecken konnte und das Bedürfnis hatte zu würgen. Vampir .
Wenn sie ihre Hand unter ihr Kissen schieben und die Pistole finden könnte, ohne dass der Vampir es bemerkte, würde sie vielleicht davonkommen. Sie bewegte sich langsam und stetig, Augen geschlossen, Atem regelmäßig. Dies war ein Moment, um aufs Ganze zu gehen. Sie war entweder ruhig und erledigte den Mist oder sie würde sterben.
Ein klirrendes Lachen kam aus der Dunkelheit. War Doris Day eine Vampirin?
„Steh einfach auf, Schlafmütze, ich weiß, dass du wach bist. Ich habe genug Lärm gemacht...“, sie machte eine theatralische Pause, „um Tote aufzuwecken!“ Sie lachte über ihren eigenen Witz und Valerie spürte, wie sich ihr Magen vor Entsetzen schmerzhaft verkrampfte. Marion .
„Lass mich dich beruhigen. Deine kleine Pistole ist weg, und wenn du schreist, werde ich jeden töten, der dir zu Hilfe kommt.“
Das Licht ging an, und Valerie sah eine Vision von Karminrot vor sich. Marions rotbraunes Haar war auf ihrem Kopf aufgetürmt, das rote Ballkleid lang und aus etlichen Metern Samt gemacht, als wäre sie bei einer Opernvorstellung im 19. Jahrhundert anstatt in einem miesen, kleinen Hotelzimmer in Italien.
Hysterisch fragte sie sich, ob es eine erforderliche Minimalgröße gab, um Vampir zu sein. Marion, Lucas und Rachel, sie waren alle so groß.
Marion glättete dezent ihre Röcke und ließ sich in demselben Stuhl nieder, den Lucas vor einigen Stunden besetzt hatte. Sie lehnte sich zurück und hielt inne, wie eine Katze, die ein Gespenst
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