Liebe Ist Furcht
ihre Augen sein Gesicht absuchten, als versuchte ihr Gehirn etwas zu finden, das ungleichmäßig war — Menschen sahen nicht so aus wie er. Es ließ ihn fast sonderbar erscheinen in seiner Schönheit.
„Fräulein Dearborn, Wir schulden Euch Dank. Wir stehen in Eurer Schuld.“
Das ist ein guter Anfang . „Wer wir?“, fragte sie, wobei sie ihre Arme nervös verschränkte und sich im leeren Zimmer umschaute. Sie war so durstig, dass ihr der Kopf dröhnte. Es war niemand sonst in Sicht. Sicher nicht Lucas oder Jack. Scheiße, selbst Rachel wäre gerade willkommen gewesen.
Er lächelte plötzlich. „,Wir‘ im Sinne des königlichen Wir. Ich .“ Er trat nahe an sie heran und beäugte sie enttäuscht von oben bis unten. „Eure Gefährten sind auf dem Weg hierher. Aber ich wollte eine Gelegenheit, Euch persönlich zu danken. Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen. Und selbstverständlich werde ich Euch von ihm befreien. Es ist das Mindeste, was ich tun kann.“
Er entfernte sich etwas von ihr, als wollte er ihr eine Pause von seiner genauen Prüfung gönnen. „Wie lange seid Ihr schon mit ihm zusammen?“ Er wendete sich ihr wieder zu, und sein wissender Blick nahm sie auseinander. Sie starrte zu Boden, fühlte sich unwohl. Er war nicht Furcht erregend, nur... er beobachtete sie, als würde er jeden ihrer Gedanken kennen. Als ob sie ein simples Puzzle wäre und er sie fast durchschaut hätte. Es war beunruhigend und unheimlich.
„Wir sollten vielleicht etwas früher anfangen. Mit etwas weniger Persönlichem. Wie viele Eurer Art sind noch übrig? Von den Empathen.“
Was ? Ist mir das auf die Stirn tätowiert ? Sie versuchte darüber nachzudenken, welchen Schaden es anrichten könnte, ihm zu sagen, dass sie die einzige übrig gebliebene Empathin war. Nun, wahrscheinlich die einzige übrig gebliebene. Konnte es die Lage verschlechtern?
Wenn überhaupt irgendwas, dann bewirkte es vermutlich, dass die Chancen, dass er sie töten würde, sich verringerten. Es sei denn, er würde sie für immer hier behalten wollen. Das wäre schlimmer. Aber warum sollte er das wollen? Lucas hatte ihr gesagt, dass die Fey kein Interesse an Empathen hatten. Dass sie nichts getan hatten, um ihre Art zu beschützen, als die Vampire sie alle getötet hatten — unter Lucas’ Führung.
„Nicht viele“, wich sie aus.
„Und Eure Wölfe?“
Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten, und die Nägel bohrten sich in ihre Handflächen. Ich bin hier so unglaublich fehl am Platze . Und die Art, wie er ,eure Wölfe‘ sagte, war eigenartig. Als ob es dazu einen Hintergrund gäbe. Oder als ob er gesagt haben könnte ,wo sind deine Schuhe?‘ Dass das Auffällige daran ihre Abwesenheit war.
„Hat er sie getötet? Wissen sie, wo Ihr seid?“ Er schien aufrichtig besorgt um sie zu sein.
Er kniff die Augen zusammen. „Lucas ist Euer Gefährte ? Ist es das, was Ihr sagtet?“ Er schien fast ebenso verwirrt zu sein wie sie.
„Sich auf sein Aussageverweigerungsrecht zu berufen wird dir nichts sagen, oder?“, murmelte sie, schnell atmend.
Er hielt vor ihr an. „Darf ich?“, fragte er, seine Hände zu ihr ausgestreckt.
„Darfst du was?“, sagte sie und machte einen Schritt zurück. „Mich gehen lassen? Mir ein Pony kaufen? Das ist mir beides recht.“
„Euch berühren.“ Er sah auf ihre Hände hinunter. Sie waren angstvoll verkrampft, und er zog bei dem Anblick seine Augenbrauen hoch. „Neigt Euren Kopf nach oben, so dass ich Euch betrachten kann!“, sagte er sanft.
„Nein. Ich meine, ich werde nach oben sehen, aber du, ähm, musst mich nicht anfassen.“ Der Typ wird ernsthafte Falten vom Stirnrunzeln bekommen, wenn er nicht aufpasst .
„Zu fragen war reine Formalität. Ich frage, ob ich Euch berühren darf, und Ihr sagt nein? Warum?“ Ihm gefiel das nicht. Sie fühlte sich so, als habe sie Heinrich VIII. eröffnet, dass er Anne Boleyn nicht heiraten könne. Es ist nie eine gute Idee, zu einem König nein zu sagen .
„Ich bin nicht so sehr der körperbetonte Typ“, murmelte sie und sah sich nach einem Fluchtweg um. Sie zwang sich zu einem Lächeln. Keine Tür und kein Fenster in Sicht. Welche Art von Raum hat denn keine Fenster oder Türen ? Eine Fey-Zelle?
Er straffte sich, und sein Ausdruck war plötzlich Unheil verkündend. Seine Worte waren leise. „Ich bin der König der Fey. Ich habe angeboten, meine Hand auf Euch zu legen, und Ihr sagt nein. Ihr kommt ohne Beschützer in mein Königreich. Keine Wölfe,
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