Liebe Ist Furcht
keine Hexen, noch nicht einmal ein weiterer Eurer eigenen Art. Als wir Europa verließen, gab es einige, die sich weigerten mitzukommen. Vermutlich eure Vorfahren. Wenn ich Euch nach ihren Namen fragte, würdet Ihr sie wissen? Kennt Ihr Eure Geschichte überhaupt? Kennt Ihr den Wert meiner Berührung für jemanden wie Euch?“
Oh Scheiße . Das klang nach irgendeinem Hokuspokus-Mist, der ihr gleich in den Arsch beißen würde. „Ich bin sicher, du hast eine... eindrucksvolle Berührung. Wirklich. Aber... mir geht es... gut ohne sie. Ich will nicht gemein sein oder so, ich habe nur keine Ahnung, warum ich wollen sollte, dass du mich berührst.“ Sie schluckte. “Ich bin unwissend, wie... eine Bäuerin, im Sinne von unterschreibe-mit-einem-x-denn-ich-bin-analphabetisch ungebildet.“
Er runzelte die Stirn. Ihr Valleyspeak war vielleicht etwas verwirrend für einen Typen wie ihn. Sie versuchte klarzustellen: „Doch ich kann lesen. Das war nur, um meine Aussage zu veranschaulichen.“
„Ihr könnt lesen?“, sagte er, scheinbar erfreut über die Idee.
„Japp.“
„Dann kommt. Lasst mich Euch in meine Bibliothek bringen. Ich werde Euch mit Eurer Geschichte vertraut machen, Euch Essen verschaffen und dann sprechen wir weiter.“
„Nein! Kein Essen. Ich weiß Bescheid über das Essen!“
Er winkte nachlässig mit der Hand und ging aus dem Zimmer. Sie folgte, da sie annahm, dass es von ihr erwartet wurde, und weil sie keine andere Option sah.
Er wartete auf sie und sagte dann: „Essen im Reich der Fey ist verzaubert. Das gilt auch für Getränke. Sie anzunehmen oder davon zu trinken kann Euch an dies binden.“ Sie liefen die Gänge entlang, und ihre Stiefel hallten auf dem Steinfußboden etwas wider. Seine Schuhe machten kein Geräusch. Weil er graziös war und sie auftrat wie ein betrunkenes Clydesdale-Pferd.
Alles, woran sie vorbeikamen, war sauber und perfekt. Geölte Tische und Vasen, riesige Gold- und Silberurnen. Es lag ein leichter Duft von Zitrone und Bienenwachs in der Luft, als ob die Dinge gerade erst poliert worden wären. Und dennoch, irgendwas stimmte nicht. Aus dem Augenwinkel sah sie Dinge, die nicht... richtig waren. Wandteppiche, die verblasst und schwarz waren, zerfetzte Vorhänge, doch wenn sie sich drehte, um die Gegenstände genauer zu betrachten, waren sie ganz und makellos.
Sie kamen an einem riesigen Esszimmer vorbei, und Val hielt an und sah hinein. Ein Feuer brannte im Kamin, und der Tisch war leer und abgeräumt. Aus einem Impuls heraus schloss sie die Augen, und das Geräusch des prasselnden Feuers verschwand. Der angenehme Duft von Holzrauch und Zitrone verflog, wurde ersetzt von einem starken, stickigen Geruch von Staub. Sie öffnete die Augen und erhaschte ein Aufblitzen von etwas anderem.
Der Esstisch ist nicht leer. Das ergibt gar keinen Sinn .
Cer war da, neben ihr, bewegte seine Hand auf ihren Arm zu.
Sie schreckte zurück, stolperte fast dabei. „Fass mich nicht an!“
Jetzt sah er wütend aus. „Was nehmt Ihr denn an, das ich vorhätte?“
„Wie zum Henker soll ich das denn wissen? Du hast mich entführt. Mich von meinen Freunden getrennt. Ich weiß nichts über dich. Warum sollte ich dir vertrauen? Ich bin am Verhungern, durstig, erschöpft. Also ja, ich vertraue Lucas tatsächlich mehr als ich dir vertraue. Und all dieser kryptische Mist darüber, mich anzufassen und die Wahrheit... ich bin vielleicht ,jung‘, aber ich habe genug Zeit mit Lucas verbracht, um über die Nutzlosigkeit von Worten Bescheid zu wissen. Worte sind leicht gesagt. Ich beurteile nach Taten. Du hast nichts getan, um mir zu zeigen, dass du es ernst meinst. Eigentlich hast du mich sogar manipuliert und benutzt.“ Davon abgesehen jagst du mir eine Heidenangst ein .
Er warf den Kopf in den Nacken und lachte. Es gab ihr ein warmes Gefühl, als wäre die Sonne gerade an einem kalten Wintermorgen herausgekommen. „Ich kann Magie sehen. Den Zwang eines Vampirs sehen. Ihr steht nicht unter seinem Zwang. Und trotzdem... vertraut Ihr ihm.“ Er sagte es, als hätte sie ihm gerade erzählt, dass sie an den Osterhasen glaubte. „Ich sehe, dass Ihr nicht wisst, wie wertvoll das ist. Vertrauen. Loyalität. Ihr seid so... jung .“
Mir zu sagen wie naiv ich bin, wird nicht bewirken, dass ich dich lieber mag .
„Die Fey geben keine leeren Versprechen. Wir sind daran gebunden. Wisst Ihr das?“ Er straffte sich, sah arroganter und königlicher aus. Dieser Typ lässt Lucas tatsächlich entspannt
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