Liebe Ist Furcht
war.
Lucas ließ Jack die Führung übernehmen, denn er wusste, dass der Mensch der einzige sein würde, der fähig wäre, irgendwelche Tricks oder Fallen zu sehen. Nach einigen Augenblicken kamen sie zum ersten Raum.
Jack stockte der Atem, er blieb in der Tür erstarrt stehen.
„Was siehst du?“, fragte Lucas, der in einen langweiligen, wenn auch prächtigen Speisesaal sehen konnte. Soweit er sehen konnte, gab es dort nichts, was eine so erschrockene Reaktion hervorrufen müsste.
„Du siehst es wirklich nicht? Die Tafel ist voll von... Körpern . Leichen. Und überall sind Knochen. Herrgott. Ein ganzer Schweinekadaver ist da. Nur... Knochen auf einer Platte.“
„Dieser Typ müsste eine Putzkolonne einstellen. Schmutziges Geschirr ist eine Sache, aber es so lange stehen zu lassen, dass sämtliches Fleisch weg rottet? Der hat ja Nerven“, sagte Rachel. Sie biss sich auf die Lippe, sah sich im Raum um und starrte dann angestrengt auf den Tisch. „Scheiße. Für mich sieht das immer noch wie eine leere Tafel aus.“
„Sie ist hier“, Lucas atmete tief und wusste, dass Valerie irgendwo in dem Raum war. Er roch — Sonnenlicht, Weiblichkeit und etwas Süßes und Zartes, das nur Empathen zuzuschreiben war. Er ging vorwärts, um den Tisch herum, und fand Valerie auf dem Boden, bewusstlos. Sie war vollständig bekleidet und lag auf einem eingestaubten, verrottenden Fell vor einem leeren Kamin.
„Oh mein Gott, Valerie!“, rief Jack und versuchte an Lucas vorbei zu eilen.
Nein .
Er hatte genug gehabt. Lucas schubste Jack zurück, schleuderte ihn durch die Luft, so dass er mehrere Meter entfernt landete. „Du wirst sie nicht anfassen“, knurrte er und beugte sich zu Valerie nieder, fühlte sein Herz hämmern. Emotionen. Immer noch . Die Kontrolle zu verlieren, wenn Jack der Einzige war, der irgendetwas an diesem gottverlassenen Ort sehen konnte. Er hob Valerie hoch, fühlte ihre Wärme und ihr weiches Gewicht in seinen Armen.
Noch am Leben .
Lucas fühlte ein brennendes, fast erdrosselndes Gefühl in seinem Hals. Der Druck von Tränen. Erleichterung, sie heil und unverletzt zu finden. Eine fürchterliche Ablenkung . „Sie ist am Leben. Wir müssen auf das Dach gelangen. Zu dem Portal. Falls Cerdewellyn hier ist, wird er dort sein.“
„Gib sie mir!“, forderte Rachel.
Sein Griff wurde fester, bereit, nein zu sagen.
„Du bist die Kraft. Wenn uns etwas angreift, musst du bereit sein.“
Er fühlte sich selbst stockend nicken. Nicht gleichmäßig, sondern so, als wären seine Muskeln eingerostet — ein Roboter.
Er hielt sie Rachel hin und sah zu, wie sie Valerie aus seinen Armen nahm. Jack stand da und schüttelte seinen Arm, denn er war anscheinend hart auf seinen Ellbogen gefallen. Gut. Vielleicht wird er jetzt nicht mehr im Weg stehen .
Kapitel 39
Jacks Arm schmerzte so, dass es ihn beinahe umbrachte. Der Ficker hatte ihn kaum berührt, und trotzdem hätte Jack sich fast etwas gebrochen. Er begann zur Tür hinauszugehen — er konnte nicht schnell genug aus diesem Höllenloch verschwinden. Die Körper am Tisch jagten ihm einen Mordsschrecken ein. Sie sahen tot aus, aber das waren sie nicht. Jedenfalls dachte er nicht, dass sie das waren. Sie hatten ein Licht in ihren Augen. Ein merkwürdiges goldenes Glühen, das ihn denken ließ, dass da noch jemand drin war.
Oder etwas.
Das sollte aber nicht sein verficktes Problem sein. Sie gingen den Gang hinunter zu einer Treppe, Jack voran, Lucas einen Schritt hinter ihm und Rachel einige Stufen dahinter, die Valerie mühelos trug. Es brachte ihn so auf die Palme, machte es schwierig, irgendetwas zu tun außer dem Drang zu kämpfen zu widerstehen.
Sein Verstand zerrte ihn in die Vergangenheit zu Marion. Wie sie ihn hochgehoben und ihn den Gang hinunter getragen hatte, bereit, ihn als ihr neues Haustier zu behalten. Er erinnerte sich an die Schreie seiner Mutter, als sie ihnen gefolgt war. Wie sie angehalten hatten, und Marion ihr das Genick gebrochen hatte.
Geheule durchschnitt die Luft, und da war auch das Geräusch von schweren Füßen, die hinter ihnen donnerten.
„Wölfe. Perfekt.“, sagte Lucas in einem tiefen Tonfall, der zugleich Langeweile und Untertreibung vermittelte. „Leg Valerie auf den Boden, den Rücken zur Wand! Jack, beschütze sie — hol deine Waffen raus! Rachel, beschütze sie beide! Du bist die zweite Verteidigungslinie. Ich werde sie zuerst übernehmen.“ Er zog ein riesiges, brutal aussehendes Schwert,
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