Liebe Ist Furcht
Bewusstsein aussendet?“, fragte er Rachel.
„Ja“, antwortete sie zögernd.
„Tu es!“
„Ich muss mich hinlegen, um es zu tun. Hinlegen oder hinfallen.“
„Würdest du lieber getragen werden?“, fragte Lucas.
„ Nein . Nein danke.“ Sie schien verblüfft, und Valerie fragte sich was der Hintergrund dafür war. Welchen Grund auch immer sie hatte, nicht in Lucas’ Armen sein zu wollen, es war offensichtlich etwas, das eine heftige Reaktion hervorrief.
Rachel war so einiges, aber von Lucas verängstigt zu sein war nicht darunter. Sie widersprach ihm und schien es zu genießen, unverschämt zu sein.
Rachel legte sich auf den Boden, wobei sie ihren Rücken an einen Baumstamm lehnte. Sie verschränkte ihre Finger in ihrem Schoß und sah dann zu Lucas auf. „Es kostet viel Energie“, sagte sie leise.
Lucas nickte, feine Linien erschienen um seinen Mund. Valerie wusste, dass sie etwas verpasste, aber sie wusste nicht was.
Rachel schloss die Augen, nahm einen tiefen Atemzug, dann noch einen. Val und Jack warfen sich gegenseitig einen ,Und-nun?‘-Blick zu. Zwei graue Wölfe erschienen aus dem Nichts und nahmen neben Rachel Gestalt an.
Die Form stimmte, aber sie waren wie Geister, ihre Körper durchsichtig. Sie sprangen davon, jeder von ihnen in eine andere Richtung, bewegten sich lautlos durch den Wald.
„Du lieber Himmel!“, murmelte Jack und entfernte sich von Lucas und Val.
Rachel blieb mit geschlossenen Augen an den Baumstamm gelehnt, aber es sah nicht so aus, als würde sie schlafen. Da war niemand zu Hause. Der Funke Vitalität war verschwunden, und ihre Haut war kreidebleich und leblos. Sie sah tot aus.
Minuten vergingen, und Valerie konnte sehen, wie sich der Sturm weiter auf sie zu bewegte. Als wenn ein Riese ein weißes Laken über alles fallen lassen würde und den Wald Stück für Stück bedecken würde. Sie brauchten Unterschlupf, bevor der Sturm sie erreichte. Die Temperatur begann zu sinken, und Val konnte ihren Atem in Wolken vor sich sehen, fühlte ihre Hände taub werden. Sie hüpfte auf der Stelle, damit ihr wärmer wurde.
Lucas war fast so reglos wie Rachel, während sie warteten. Val verspürte den Drang, einen Stein nach Lucas zu werfen oder irgendetwas zu tun, um ihn dazu zu bringen sich zu bewegen. Ihn anzusehen, wenn er reglos wie eine Statue wurde, machte ihr Angst. Es war nicht heiß. Sie schloss ihre Augen und dachte an ihn, was er fühlen könnte.
Nichts . Doch als sie ihre Augen öffnete, beobachtete Lucas sie. Hatte er gefühlt, dass sie sich an ihn gewandt hatte? Sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln, fast entschuldigend, und wendete sich dann wieder Rachel zu.
Rachels Haut war grau, das Fleisch unter ihrer Haut eingesunken und die grünlich-blauen Venen ausgeprägter. Als ob ihre Haut dünner geworden wäre und die Spuren von Fett, die ihre Haut jung und gesund hatten aussehen lassen, verschwunden wären.
Ihre Augen öffneten sich plötzlich und sie starrte mit leerem Blick in die Ferne. Es erinnerte Val an eine Puppe, die ihre Augen öffnete, wenn sie aufgerichtet wurde. Sie hatte eine von denen gehabt. Sie hatte von selbst geblinzelt und sie zu Tode erschreckt.
Rachel keuchte. Als ob ihre Seele in ihren Körper zurückgepresst würde und der einzige Weg, um sie dort zu behalten, wäre, sie mit Luft einzuschließen.
„Wo?“, fragte Lucas sofort.
„Da lang!“ Sie zeigte nach links, fast horizontal zum Sturm. Ihre Stimme war kratzig und rau, als hätte sie tagelang nach Wasser gesucht, aber nur mehr Sonne gefunden.
„Was ist es?“, fragte Lucas.
„Eine Hütte.“
„Bewohnt?“
„Ich glaube nicht. Aber ich kann es nicht genau sagen, weil die Türen und Fenster abgedeckt waren. Ich kann nicht durch etwas Geschlossenes sehen.“
„Kannst du laufen?“, fragte Lucas.
Rachels Augen waren sehr weit aufgerissen, und sie sah beschissen aus. Sie leckte kurz ihre Lippen, bevor sie weg sah. „Ich brauche Zeit.“
Lucas ließ sich neben ihr auf die Knie fallen, hielt den Arm zu ihr ausgestreckt, die Handfläche nach oben, so dass sein Handgelenk vor Rachels Gesicht war. Val konnte seinen Rücken sehen, wusste, dass er sich absichtlich so positioniert hatte — um Val und Jack davon abzuhalten, einiges von dem, was sie taten, zu sehen. Eine Spur von Privatsphäre.
„Die Zeit des Versteckens ist vorüber. Du bist was du bist“, sagte Lucas leise.
Rachels Ausdruck war fast traurig, und Val fragte sich erneut, was für eine Beziehung sie hatten.
Weitere Kostenlose Bücher