Liebe ist kein Beinbruch
Schaukel, auf der sie jeden Abend gesessen hat, um sich den Sonnenuntergang anzusehen.“ Dann wies er nach links. „Dort hing eine Hängematte, auf der ich oft ein Nickerchen gemacht habe.“ Er blieb an der Ecke des Fundaments stehen und stieg auf Krücken darüber hinweg.
„Machen Sie die Eingangstür mit dem farbigen Glas auf und treten Sie in einen Flur mit Holzfußboden und einer Garderobe, an der Mutters Gartenkittel, meine Lieblingsangelweste und Daddys altes Flanellhemd hingen. Das Hemd hing nur da, weil meine Mutter es gern berührte.“
Er ging weiter und wandte sich nach rechts. „Hier ist die Küche. Mutter hatte immer etwas im Ofen oder etwas auf der Anrichte stehen, das eingemacht werden sollte, oder etwas aufgehängt, das trocknen sollte, oder etwas abgestellt, das abkühlen sollte.“
Er beobachtete, wie Nikki die Augen schloss und tief einzuatmen schien. Warum verspürte er plötzlich den Wunsch, dass seine Mutter sie kennenlernte? Er seufzte leise. Was Emily Armstrong als Erstes tun würde? Sie würde einen Teller mit einer nahrhaften Suppe und danach Gebäck vor diese viel zu dünne Frau stellen, um sie ein bisschen aufzupäppeln.
Porter ließ seinen Blick anerkennend über ihre schlanke Gestalt gleiten. Er bevorzugte eigentlich Frauen, bei denen man etwas in der Hand hatte, doch Nikki war … so anziehend. Und ihre Augen waren wie das saftige grüne Gras nach einem Sommerregen.
Porter blinzelte und fuhr mit der „Führung“ fort. „Dahinten war unser Esszimmer mit einem großen runden Tisch und einem Kronleuchter, den meine Mutter in Atlanta gekaufthatte. Sie war so stolz darauf. Die Vitrine, die ich Ihnen neulich gezeigt habe, stand in der Ecke.“
„Ich wette, Sie hatten sonntags immer ein volles Haus, alle kamen zum Essen.“
„Das stimmt. Nach der Kirche, natürlich. Wenn ich zurückblicke, habe ich keine Ahnung, wie meine Mutter nicht nur uns, sondern auch noch die Freunde satt bekommen hat, die wir dauernd mit angeschleppt haben.“ Traurigkeit und ein schlechtes Gewissen ergriffen ihn, wenn er daran dachte, dass seine Mutter sich für das Sonntagsessen immer so viel Mühe gegeben hatte, während er und seine Brüder nur genörgelt hatten, dass sie dadurch Zeit verlieren würden und lieber zum Fischen und zum Schwimmen gehen wollten.
„Klingt lustig“, sagte Nikki.
Er ging zur ehemaligen Rückseite des Hauses. „Dieser gesamte hintere Bereich war unser Wohnzimmer mit einem großen Kamin und gemütlichen Sofas. Meine arme Mutter musste es immer ertragen, dass wir die ganze Zeit Sport geschaut und uns gegenseitig geärgert haben.“
„Ich bin davon überzeugt, dass sie mit drei Söhnen daran gewöhnt war.“
„Ja, aber eines ist sicher: Wenn meine Mutter ein Machtwort gesprochen hat, haben wir auf sie gehört.“
Nikki lächelte. „Ich merke, dass Sie sie sehr lieben. Wie oft sehen Sie sie?“
Er lachte. „Wenn man ihr Glauben schenkt, nicht oft genug. Sie ruft uns ein paarmal die Woche an, doch ich schulde ihr noch einen Besuch.“
„Weiß sie über Ihre Verletzung Bescheid?“
„Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.“
Dieses Mal lachte Nikki. „Ich bin mir sicher, dass sie das nicht davon abhält, sich Sorgen zu machen.“
„Da haben Sie wahrscheinlich recht“, stimmte er ihr zu. Dann streckte er den Arm aus. „Dort war eine Treppe, die zuden Schlafzimmern im oberen Stock führte – das Schlafzimmer meiner Eltern und die zwei Räume, die meine Brüder und ich uns geteilt haben. Marcus hatte sein eigenes Reich, und Kendall und ich lebten zu zweit in einem Zimmer, bis ich von zu Hause ausgezogen bin. Das Gästezimmer hatte meine Mutter mit duftigen gerüschten Vorhängen und dazu passenden Bettdecken ausgestattet. Dort stand auch ihre Nähmaschine.“ Er grinste. „Ich schätze, es war ihr einziger Rückzugsort in einem testosterongeschwängerten Haus voller Männer!“
Er schwang sich auf seinen Krücken vorwärts. Plötzlich blieb er in einem Loch im Boden hängen und verlor das Gleichgewicht. Er kippte nach vorn, konnte sich aber dank einer Krücke gerade noch halten – und dank Nikki, die ihn von der anderen Seite auffing. Ihre Berührung brachte schlagartig Leben in ihn.
„Geht es Ihnen gut?“, fragte sie. Ihre Augen waren aufgerissen, ihr Gesicht war nur Zentimeter von seinem entfernt.
Vielleicht waren es die Erinnerungen und die sentimentalen Gefühle oder die Tatsache, dass er sich daran gewöhnt hatte, ihren Körper zu spüren –
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