Liebe ist kein Beinbruch
gesehen? Jemand hat gesagt, er wäre unterwegs zu Ihnen gewesen. Und sein Traktor steht noch immer vor dem Haus. Wir wollten uns zu einem Picknick treffen.“
Nikki gefror das Blut in den Adern. Der Schuft hatte doch glatt vergessen, sein Date mit Rachel zu erwähnen, ehe er ihr die Zunge in den Hals steckte. Beschämt öffnete sie die Tür noch ein Stück weiter, sodass Rachel Porter sehen konnte.
„Oh, gut. Hier sind Sie“, sagte Rachel mit einem koketten Lächeln. Dann fiel ihr Blick auf das Kitz auf dem Bett, und sie runzelte die Stirn. „Was ist passiert?“
Nikki bemerkte, dass Porter es vermied, Rachel direkt anzusehen. „Das Reh ist vor den Traktor gesprungen und hat sich das Bein gebrochen. Ich habe es zur Frau Doktor gebracht, um es versorgen zu lassen.“
„Ach, Sie kümmern sich auch um Tiere?“, fragte Rachel Nikki. „Wow, mit Ihnen bekommt die Stadt zwei zum Preis von einem. Nigel hat Verdauungsprobleme – vielleicht könnten Sie ihn untersuchen und herausfinden, was ihm fehlt.“
Nikki warf ihr ein leichtes Lächeln zu. „Schauen wir mal.“
Porter sah sie schuldbewusst an, doch Nikki wich seinem Blick aus. Ihr Körper war noch immer erhitzt und kribbelte von den Berührungen seines Mundes und seiner Hände. Aber es war offensichtlich nicht mehr als ein Aufwärmen für sein Date mit Rachel gewesen. Wie hatte sie nur so dumm sein können?
„Sind Sie fertig?“, fragte Rachel und hob den Korb.
Zerknirscht sah Porter sie an. „Tut mir leid, doch ich muss absagen, weil ich mich um meinen kleinen Freund hier kümmern muss.“
„Ach, das musst du nicht“, erwiderte Nikki aufgeräumt. „Das Reh bleibt betäubt, bis du zurück bist. Wahrscheinlich wird es sich sowieso eine Zeit lang gar nicht bewegen. Ihr beide solltet losgehen und Spaß haben.“ Sie scheuchte sie zur Tür. Rachel strahlte, Porters Miene war undurchdringlich.
An der Tür drehte er sich noch einmal um. Er blickte suchend in ihr Gesicht, dann sagte er: „Es ist nur ein Mittagessen. Wir sind bald wieder zurück.“
„Ach, lasst euch ruhig Zeit“, entgegnete Nikki mit einem Lächeln und schloss die Tür hinter ihnen.
An die Tür gelehnt machte Nikki die Augen zu und schlug die Hände vors Gesicht. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie hätte beinahe mit Porter geschlafen. Sie hätte mit Porter geschlafen, wenn Rachel sie nicht unterbrochen hätte. Und jetzt war er vermutlich unterwegs, um mit ihr zu schlafen.
Für Männer wie Darren Rocha und Porter Armstrong waren Frauen austauschbar. Sie musste diesen Ort verlassen … und sie spielte ernsthaft mit dem Gedanken, nicht nach Broadway zurückzuziehen. Vielleicht sollte sie in einer großen, anonymen Stadt wie Atlanta noch einmal von vorn beginnen.
Auf dem Bett schnarchte das Reh leise. Nikki ging zu ihm und streichelte seinen seidigen Hals. Das Kitz öffnete kurz die riesigen pechschwarzen Augen und sah Nikki an, als wüsste es, dass sie ihm nur helfen wollte. Nikki wurde warm ums Herz.
„Keine Angst“, flüsterte sie seufzend. „Ich bleibe, bis es dir wieder besser geht.“
Die Kunst würde sein, so lange Porter Armstrong aus dem Weg zu gehen.
22. KAPITEL
I ch bin froh, dass es dir nichts ausmacht, dass Nigel mitgekommen ist“, flötete Rachel, die sich inzwischen mit Porter aufs Du geeinigt hatte. Lächelnd drückte sie ihre Nase an die des Mopses. Sie hatte den Hund in eine Tasche gepackt, die sie vor der Brust trug – Nigels kurze Läufe waren gespreizt und schauten aus vier Beinlöchern in der Tragevorrichtung heraus.
Porter strengte sich an, um ein Lächeln zustande zu bringen. Als hätte er eine Wahl gehabt! „Verstehe mich nicht falsch, aber es sieht so aus, als würde er sich in dieser Vorrichtung unwohl fühlen.“
„Nein, er liebt es“, sagte sie in einem Tonfall, in dem man für gewöhnlich mit Babys sprach, und schmuste noch immer mit dem Mops. „Er hat doch Probleme mit dem Bäuchlein gehabt, und deshalb wollte ich den Kleinen nicht alleinlassen.“
Porter entschied sich, ihr nicht zu erklären, dass ein Mops mit Verdauungsproblemen eine horizontale Lage wahrscheinlich vorziehen würde. Er ging voran zu einem Schatten spendenden Baum neben dem Timber Creek, ließ sich auf einem Stein nieder und legte die Krücken zur Seite. Seine Gedanken waren noch immer bei Nikki. Nur widerwillig hatte er sie zurückgelassen, nachdem sie in ihrem Sprechzimmer übereinander hergefallen waren – am helllichten Tag! Wenn Rachel nicht nach ihm gesucht
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