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Liebe ist kein Beinbruch

Liebe ist kein Beinbruch

Titel: Liebe ist kein Beinbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Bond
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abgeschlossenen Schrank, öffnete ihn, nahm eine Ampulle und eine Spritze heraus und zog eine Dosis Betäubungsmittel auf.
    „Halten Sie es fest“, sagte sie und injizierte das Mittel dann in den Hüftmuskel am unverletzten Bein des Rehs.
    „Ich kann spüren, wie es sich entspannt“, sagte Porter, als dem Tier die Augen zufielen.
    Nikki wies auf einen Schrank. „Reichen Sie mir ein paar Gazetupfer. Ich muss herausfinden, woher das Blut kommt.“
    Sie holte ein Desinfektionsmittel und fing an, das Blut aus dem Fell des Tieres zu entfernen. Glücklicherweise waren die Schnitte und Schürfwunden nicht so schlimm. Aber über den gebrochenen Lauf konnte sie noch nichts sagen. Sie schaltete das mobile Röntgengerät ein und registrierte erschrocken, wie fein die Beinknochen waren. Sie sahen so zerbrechlich aus, als könnten sie dieses Tier kaum tragen, geschweige denn den Druck aushalten, der beim Rennen und Springen auf ihnen lastete.
    „Sind Sie in der Lage, den Knochen zu richten?“, fragtePorter, blickte ihr über die Schulter und betrachtete das Bild auf dem Monitor.
    Nikki zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Ich kann es versuchen. Doch das heißt auch, dass das Tier irgendwo eingesperrt werden muss, solange der Lauf heilt. Und es muss von Hand gefüttert werden. Trotzdem könnte es sein, dass es am Ende stirbt – vor allem, wenn sich das Bein infiziert.“
    „Ich werde mich um das Kitz kümmern“, sagte er.
    „Sie sind selbst nicht gerade hundertprozentig beweglich.“
    „Tun Sie einfach, was Sie können, Nikki.“
    Es war das erste Mal, dass er sie bei ihrem Vornamen nannte. Die beiläufige Vertrautheit war verwirrend; genauso verwirrend wie die Zuversicht in seiner Stimme, dass sie dieses Tier retten konnte. Und wie er sie anblickte – sie glaubte es beinahe selbst.
    Es war mühsam und langwierig, den feinen Knochen zu richten. Als sie fertig war, umwickelte sie den Lauf mit Baumwollbinden, um ihn in der richtigen Position zu halten. Anschließend erwärmte sie Fiberglas, bis es flüssig wurde, damit sie daraus die äußere Schicht des Gipses formen konnte. Trotz seines eigenen Gipsbeins war Porter ein guter Assistent. Er befolgte ihre Anweisungen, und sie arbeiteten Hand in Hand. Obwohl Nikki sich auf die Aufgabe konzentrierte, war sie sich seiner Anwesenheit, jeder flüchtigen Berührung an der Hand oder der Schulter jede Sekunde bewusst.
    Porters Sorge um das Tier rührte sie. Es zeigte, wie sehr er sich diesem Fleckchen Erde und all seinen Bewohnern verbunden fühlte. Seine Entschiedenheit bewegte sie. Wie entwickelte man eine solche Bindung zu einem Ort? Zu anderen Menschen? Was stimmte mit ihr nicht, was fehlte, dass sie eine solche Bindung nicht hatte? Dass sie eine solche Bindung nicht haben wollte?
    Eine düstere Erkenntnis dämmerte ihr. Hatte sie sich eingeredet, dass sie eine solche Bindung nicht haben wollte, damitsie sich nicht der Tatsache stellen musste, die Fähigkeit, eine solche Bindung überhaupt einzugehen, gar nicht zu besitzen?
    Hatte Darren diese Seite an ihr erkannt? Hatte er sich deshalb einer anderen Frau zugewandt?
    Ihr Hände arbeiteten automatisch weiter, selbst als sie spürte, wie der Riss in ihrem Herzen sich weiter auftat und ein Abgrund zutage trat. Es war ein beängstigender Moment der Selbstfindung.
    „Das sieht gut aus“, sagte Porter und betrachtete den schmalen Gips, der den größten Teil des Laufes verdeckte. Er sah auf, und sein Lächeln erstarb. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
    Nikki wollte nicken, als sie feststellte, dass ihre Wangen feucht waren. Beschämt wandte sie sich ab. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was dachte er jetzt über sie? Sie ging zum Waschbecken, um die Handschuhe abzustreifen und ihre Hände gründlicher zu waschen, als es nötig gewesen wäre.
    Sie spürte, wie Porter hinter sie trat. Sein Atem berührte ihren Nacken. „Hey … reden Sie mit mir.“
    Nikki blickte auf und sah durch den Spiegel in seine Augen. Sie konnte die Gefühle nicht benennen, die in ihrem Inneren durcheinanderwirbelten. Und erst recht konnte sie sie nicht in Worte fassen … vor allem nicht Porter gegenüber. Sie wischte sich über die Wangen und versuchte zu lächeln. „Tut mir leid. Das passt überhaupt nicht zu mir. Aus irgendeinem Grund scheinen heute viele Dinge zusammenzukommen.“
    „Entschuldigen Sie sich nicht“, entgegnete er. Seine tiefe Stimme streichelte sie.
    Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie umgedreht. So

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