Liebe ist kein Beinbruch
alten Dame mitgerissen. Porter bildete mit seinen Krücken die Nachhut.
„Meine Schwester Elaine arbeitet heute als freiwillige Helferin in der Bibliothek“, erzählte Emily Nikki. „Wir haben das Haus also für uns allein. Wie möchten Sie Ihren Eistee, meine Liebe?“
„Ungesüßt, bitte.“
„Ungesüßt? Von wo aus dem Norden stammen Sie?“
„Ich komme aus Michigan.“
Emily nickte. „Ich dachte, ich hätte einen Akzent gehört.“
Nikki lächelte. Südstaatler waren immer der Überzeugung, dass alle anderen einen Akzent hatten.
„Nehmt im Wohnzimmer Platz“, sagte Porters Mutter und machte eine einladende Geste in die Richtung eines kleinen, aber gemütlichen Raumes mit zwei gepolsterten Sofas, die einandergegenüberstanden. Dazwischen befand sich ein niedriger Couchtisch. An den Wänden waren weiße Einbauregale voller Bücher und gerahmter Fotos.
Eine der Aufnahmen fesselte Nikkis Aufmerksamkeit ganz besonders: drei starke Jungs mit breitem Grinsen und leuchtend blauen Augen. Der jüngste hatte das vertraute Kinngrübchen. Sie verspürte den Drang, den silbernen Rahmen zu berühren.
„Du und deine Brüder?“, fragte sie und blickte Porter an.
Er lächelte, nickte und stützte sich auf seine Krücken. „Eines der wenigen Bilder, die wir nach dem Sturm noch gefunden haben.“
Ihn als Jungen zu sehen erfüllte sie mit unerwünschten Gefühlen. Sie wollte nicht so viel über ihn wissen, wollte sich nicht in seine Mutter verlieben, wollte sich nicht in ihn …
Abrupt ließ sie die Hand sinken und drehte dem Bild den Rücken zu. „Bist du dir sicher, dass wir noch Zeit haben, Tee zu trinken? Ich möchte deinen Termin nicht versäumen.“
„Welchen Termin?“, fragte Emily, die mit einem Tablett mit drei Gläsern hereinkam.
Porter verlagerte auf den Krücken sein Gewicht. „Ein Termin bei einem Spezialisten in Atlanta. Es soll nur ein Röntgenbild gemacht werden, um zu sehen, ob mein Bein richtig verheilt.“
Emily stellte das Tablett auf den Couchtisch und sah Nikki an. „War das Ihre Idee, meine Liebe?“
Nikki nickte.
„Also haben Sie sich um ihn gekümmert?“
Sie stockte, als ihr klar wurde, was in diesen Worten alles mitschwang, und sah Porter Hilfe suchend an.
„Ja, Dr. Salinger hat sich um mich gekümmert“, erklärte er glücklich.
Nikki warf ihm einen vernichtenden Blick zu, den er jedoch ignorierte.
„Danke, dass Sie meinen kleinen Jungen gepflegt haben“, sagte Emily ernst zu Nikki.
„Äh … gern geschehen“, murmelte Nikki etwas hilflos.
„Ich möchte nicht, dass du deinen Termin versäumst“, sagte Mrs Armstrong verstimmt, „aber sicher hast du noch etwas Zeit, um mit deiner Mom zusammenzusitzen und ein Glas Eistee zu trinken, oder?“
Porter zog eine Augenbraue hoch und sah Nikki an. Sie nickte stumm und setzte sich auf die Kante eines der Sofas. Schließlich mussten sie seiner Mutter ja noch den Ring zurückgeben. Doch Nikki fühlte sich schon so … unsicher, dass sie nicht wusste, ob sie etwas so Persönliches aushalten würde.
Nachdem sie stundenlang mit Porter auf engstem Raum im Auto gesessen hatte, war sie nervös und sich jeden Zentimeters seines starken, muskulösen Körpers bewusst, der sie so anzog. Als er sich neben sie auf das Sofa setzen wollte und sein Knie dabei kurz ihres berührte, machte dies alles nur noch schlimmer.
Besonders da Emily ihn keine Sekunde aus den Augen ließ.
„Ungesüßt für Sie, Nikki“, sagte sie und reichte ihr ein kühles Glas. „Und gesüßt für dich, Porter.“
„Danke“, erwiderte Nikki und nahm einen Schluck, weil sie hoffte, dass der kalte Drink ihre Nerven beruhigen würde– und auch ihre Körpertemperatur ein bisschen senken könnte.
„Sind Sie eine der Bräute, meine Liebe?“, wollte Emily wissen und sah sie mit großen unschuldigen Augen an.
Nikki hätte sich beinahe an ihrem Drink verschluckt. „Bräute?“
„Eine der Bräute, die auf der Suche nach einem Ehemann nach Sweetness gekommen sind?“
Nikki war wie gelähmt, die Worte blieben ihr im Hals stecken. Glücklicherweise funktionierte Porters Stimme noch immer einwandfrei.
„Mom“, schimpfte er, „die Frauen, die auf die Anzeigegeantwortet haben, waren nicht auf der Suche nach einem Mann. Zumindest nicht alle.“ Er räusperte sich. „Dr. Salinger hat Patienten behandelt und uns geholfen, eine Ambulanz auf den Weg zu bringen. Sie war uns bei unseren Bemühungen eine große Hilfe.“
Emily strahlte. „Also unterstützen Sie
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