Liebe ist kein Beinbruch
geräuschvoll und legte Nikkis Köfferchen in den Van.
Porter konnte nicht genug von ihr bekommen. Ihre feinen Züge waren makellos. Sie trug das Kleid so elegant wie ein Model.
Nikki deutete vage auf den Horizont. „Wir sollten losfahren, wenn wir es noch bis zu deinem Termin nach Atlanta schaffen wollen.“
Porter nickte. „Tut mir leid, dass du fahren musst.“
„Das ist kein Problem, solange du mir sagst, wo es hingeht.“
„Klingt, als wären wir ein gutes Team“, stellte er fest.
Schweigen senkte sich über sie.
„Also gut, Team“, sagte Kendall schließlich und klatschte in die Hände. „Gute Reise, passt auf euch auf, sagt Mutter, dass ich sie liebe, und sprengt unser Budget nicht.“
„Sollen wir dich ins Büro zurückbringen?“, fragte Porter.
„Ich laufe zurück“, entgegnete Kendall und tippte sich an die Schläfe. „Um einen klaren Kopf zu bekommen.“ Er drehte sich in die entgegengesetzte Richtung um. In seiner Art, sich zu bewegen, war seine Anspannung zu erkennen.
Porter beobachtete, wie sein Bruder davonging, und fühlte sich hilflos.
„Was war das denn?“, fragte Nikki.
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte Porter leise. „Kendall zieht sich immer zurück, wenn ihn etwas beschäftigt. Ich schätze, er wird darüber reden, wenn er so weit ist.“
Die Atmosphäre im Van war zunächst unbehaglich. Um Nikki nicht die ganze Zeit von der Seite anzustarren, sprach Porter über Messpunkte und Grenzen, an denen sie vorbeikamen. Irgendwann stellte er jedoch fest, dass sie nur noch aus Höflichkeit zuhörte. Sie hatte eben nicht vor, zu bleiben – warum also sollte sie sich dafür interessieren, an welcher Stelle einmal der Kaufmannsladen gestanden hatte? Warum sollte es sie interessieren, dass die überdachte Brücke über den TimberCreek weggerissen worden war oder es die nächste große Herausforderung werden würde, ein riesiges Stück abgelegenen Farmlandes mit der Straße nach Sweetness zu verbinden?
„Das ist schön“, bemerkte sie.
Er beschloss, es für den Moment gut sein zu lassen, und schaltete das Radio ein. In dieser Höhe ertönte größtenteils nur lautes Rauschen, aber irgendwann fand er einen Sender, der Countrymusic spielte.
„Ist das in Ordnung?“, fragte er.
„Fein wie gesiebter Sand.“
Er lachte. „Das hätte auch jemand aus Sweetness sagen können.“
Der Ausdruck auf Nikkis Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass sie keine Lust hatte, in die Kategorie „jemand aus Sweetness“ eingeordnet zu werden. „Das sagt eine Freundin in Broadway immer. Sie kommt aus einer Kleinstadt.“
Ihr Blick war auf die Landstraße gerichtet, ihre Hände umfassten fest das große Lenkrad. Sie wirkte so zierlich und schien die Situation dennoch vollkommen unter Kontrolle zu haben. Porters Herz zog sich zusammen. Unterschiedlichste, teilweise widersprüchliche Gefühle ergriffen ihn. Er respektierte ihre Stärke und wollte sie doch beschützen. Aber seit sie in Sweetness angekommen war, hatte sie sich um ihn gekümmert. Sie gehörte nicht zu den Frauen, zu denen Porter sich normalerweise hingezogen fühlte. Und doch hatte sie die ganze Zeit über seine Gedanken beherrscht, und sein Körper war bereit gewesen für mehr – vor allem seit ihrer Begegnung in ihrem Sprechzimmer. Er rutschte auf seinem Sitz herum und versuchte vergeblich, an etwas Nüchternes zu denken.
„Tut dein Bein weh?“, fragte sie.
„Äh … ein bisschen“, schwindelte er.
Ihr Griff ums Lenkrad verstärkte sich. „Hast du noch Schmerztabletten übrig?“
„Ich habe heute Morgen eine genommen“, sagte er. „Ichfühle mich nur etwas steif … und es juckt. Ich kann es kaum erwarten, den Gips endlich los zu sein.“
„Du musst noch ein paar Wochen durchhalten“, sagte sie sachlich. „Aber ich bin froh, dass heute Röntgenaufnahmen gemacht werden, um zu sehen, ob die Knochen richtig zusammenwachsen. Das war doch ein ziemlicher Sturz, den du da hingelegt hast.“
„Äh … ach ja. Ich hatte übrigens nicht vor, Mutter zu erzählen, dass ich vom Wasserturm gefallen bin.“
Ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Was hattest du denn vor, ihr zu erzählen?“
„Ich dachte an etwas weniger … Haarsträubendes.“
„Ich glaube, dass sie bei drei Söhnen an Haarsträubendes gewöhnt ist. Na ja, sie ist deine Mutter. Lebt sie allein?“
„Sie ist zu ihrer Schwester Elaine nach Calhoun gezogen, nachdem der Sturm uns alles genommen hat. Sie tun einander gut, aber Mutter
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