Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
zu. Chris beugte sich zu mir und flüsterte, während er auf den Cocktail vor sich deutete: »Meinst du, wenn ich den trinke, sehe ich aus wie ein Schlumpf?« Ich lächelte halbherzig, dankbar dafür, dass er die Situation mit Humor zu nehmen versuchte. Ich hätte mich am liebsten so klein wie ein Schlumpf gemacht und wäre im Boden versunken.
Die Freundinnen meiner Mutter belagerten Chris und löcherten ihn mit Fragen nach den neuesten Trends bei der Gesichtspflege. Ihre Männer erzählten laut schmutzige Witze im Hintergrund, während Chris seiner wachsenden weiblichen Zuhörerschaft erklärte, warum jede Frau sich von Zeit zu Zeit ein Peeling gönnen sollte – wenn man es schon nicht machte, um jugendlicher auszusehen, so war es doch zumindest gut dafür, Krebszellen im Vorstadium abzurubbeln. Hinter ihm lachte einer meiner Cousins so laut über irgendeine Pointe unter der Gürtellinie, dass es weit über den See hallte.
Mein Dad, der nachlässiger als üblich angezogen war, schwankte mit rotgeränderten Augen und dicker Zigarre auf uns zu. »Wissen Sie, was Sie sind?«, lallte er und sah Chris an. Ich hielt den Atem an. »Sie sind erfrischend .«
Danach sagte ich zu meiner Großmutter: »Es überrascht mich nicht, dass es von da an bergab ging.«
»Ich dachte, er amüsiert sich. Er hat sich mit allen möglichen Leuten unterhalten. Und er kann die Leute fesseln, in der Beziehung erinnert er mich an deinen Großvater. Und diese Augen! Meine Güte, ich konnte gar nicht aufhören, ihn anzusehen. Wie heißt er noch mal, ich vergesse immer seinen … ach ja!« Sie verzieht erfreut das Gesicht. » Dr. Christopher .«
Es läuft nicht so, wie ich gehofft hatte. Ich bin zu Grandma gekommen, um meine neue Beziehung mit jemandem, der auch mit mir eine Beziehung haben will, absegnen zu lassen. Ich dachte, Grandma wäre begeistert, dass ich endlich unter der Haube bin, aber stattdessen sitzt sie hier, trinkt eisgekühltes Sprite und erklärt mir, ich hätte es vermasselt.
»Ich dachte, Grandpa und du, ihr wolltet gerne, dass ich eine Beziehung habe.«
»Wir wollten immer nur das Beste für dich.«
»Grandma, was ist denn das Beste für mich, wenn nicht das hier? Ich bin wieder zu Hause. Ich habe versucht, mit jemand wirklich Attraktivem und Erfolgreichem auszugehen, und es hat nicht funktioniert. Also habe ich mich für eine sichere Alternative entschieden.«
Grandma holt tief Luft und starrt in ihr Glas.
Nach der Party am Steg hatte ich ein paar verwirrende Verabredungen mit Chris. Trotz der unsäglichen Party kam er wohl ganz gut mit meiner Familie klar, aber dann schickte er mir eine E-Mail, in der er fragte, warum auf der CD , die ich ihm gebrannt hatte, das F-Wort vorkam. Er hatte sie nämlich seinen Eltern am vierten Juli vorgespielt. ( OOOH NEIN, ICH HABE DIR DEN FALSCHEN SONG GEBRANNT! , schrieb ich zurück. Danach verlor ich vollständig den Appetit und aß drei Tage lang nichts mehr.) Er rief mich begeistert an, um eine Verabredung zu treffen, und dann kam er erst Stunden später und hatte Pläne, die ganz und gar nicht dem entsprachen, was wir ausgemacht hatten.
Eines Samstags zum Beispiel, etwa eine Woche nach der Grillparty, beschloss er aus irgendeinem Grund, mich wiederzusehen. Und dabei hatte ich ihm einen Song gebrannt, in dem es darum ging, sich gemeinsam zu betrinken, Zigaretten zu rauchen und zu ficken! Er fuhr mit dem Fahrrad zur Arbeit und hatte einen Platten. Und so holte ich ihn und sein 18-Gang-Rad ab, statt mit ihm, wie geplant, auf eine Kunstausstellung zu gehen. Uns blieb gerade noch genug Zeit, vor Einbruch der Dunkelheit schwimmen zu gehen. Wir hielten bei mir zu Hause, und ich holte rasch den züchtigsten Bikini, den ich aus Highschool-Zeiten noch besaß. Dabei hatte ich aus Italien unzählige sexy Stringtanga-Bikinis mitgebracht, die ich mit Sicherheit nie tragen werde! Und während Chris in meiner Garage ein berufliches Telefonat führte, durchwühlte ich den Kühlschrank, um eine große braune Papiertüte mit Lebensmitteln zu füllen, die meine Eltern gerade eingekauft hatten: Trauben, Salzmandeln, etwas Brie und Cracker und blaue Tortillachips mit frisch gemachter Guacamole. Ich schnappte mir noch zwei Plastikbecher und eine Flasche Prosecco, und Chris, der seinen Anruf beendet hatte, half mir, die Sachen in Moms SUV zu tragen.
Ich baute unser Abendessen auf der Außenbar am Steg auf. Chris schickte ich schon einmal in den See. »Wie ist das Wasser?«, rief ich, als er wieder
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